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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Gassen und damit das e i gentliche Dorf hinter mich gebracht hatte, wagte ich, mich umzudrehen. Oben am Hang stand der steinerne Wachturm und unweit davon die ebenfalls gemauerte Kirche; ihr Dach schien eingefallen zu sein, und ein fe i ner Rauch zog aus der Lücke.
    Die anderen Häuser des Ortes waren meist nur im S o ckelgeschoß aus grob behauenem Fels, das obere Stoc k werk aus schweren braunen Balken gefügt, die Dächer mit dicken Kieseln beschwert. Ein Fenster eines jeden Anw e sens war vergittert, kunstvoll geschmiedet und unten au s gebuchtet, gleich ob es sich um einfache Hütten wie die unsrige handelte oder um verputzte und mit D e kor bemalte Bauten ganz aus Stein.
    »Da staunst du«, keuchte Xaver, der mich eingeholt ha t te. »Das können die in Mailand und Raben auch nicht be s ser, die holen sich unsere sgraffittisti, wenn sie ihre palazzi ornamentieren wollen!« Ich war neugierig st e hengeblieben, zumal er nicht von meiner Seite wich, wohl unsicher, wie weit seine Aufsichtspflicht ging, aber er hatte mir fürsor g lich Fellstiefel nachgetragen und e i nen Mantel.
    »Und wer wohnt darin?«
    »Das sind Stammsitze der alten Familien, die seit Anb e ginn hier gesiedelt haben. Sie werden auf die jüngste Toc h ter vererbt, wenn sie heiratet. Die anderen Töchter dürfen sich nur Hütten bauen, und das auch nur unterhalb der Steinhäuser, um ihnen die Sonne nicht zu nehmen.«
    »Und hinter den eisernen Gittern?« wollte ich wissen.
    »Das waren einst die Haremsfenster«, lachte Xaver. »Heute sichern sie nur noch das Gemach der jüngsten Tochter, so daß auch mit einer Leiter keiner zu ihr in die Kammer steigen kann!«
    »Hartes Los!« murmelte ich und dachte an die jungen Mädchen, doch Xaver hatte mehr das Los der Männer im Sinn.
    »Den Burschen, denen es nicht gelingt, eine Saratz-Tochter zu freien, bleibt nur, den Ort zu verlassen und sich in der Fremde zu verdingen.«
    Wir waren an der Brücke angekommen, der ›Punt‹, die im kühnen Bogen die schrundige Klamm überquerte; unten gurgelte, krachte und zischte das Wasser, das man von oben nicht sehen konnte, so zerklüftet waren die Wände, so tief hatte sich der Fluß in den Fels gefressen, aber ein fe i ner Gischtschleier stieg auf, und wenn ein Sonnenstrahl ihn traf, leuchteten die Farben des Rege n bogens. Die Punt war ganz aus Holz und trug, ich weiß nicht warum, ein Dach, wie sie auch seitlich verschalt war bis auf ein paar Schie ß scharten.
    »Damit die Wachen nicht einschneien«, erläuterte mir Xaver die Bauweise, »und weil sie so leichter gegen Übe r rumpelungsversuche zu verteidigen ist: Ein Reiter muß nämlich absitzen, um sie zu passieren!«
    »Aber ein ganzes Heer, mit Schleudern und Katapu l ten?« warf ich ein.
    »Schaff das erst mal über den Paß – und wenn sie nicht mehr zu halten ist, kann sich die Besatzung ungehindert mit der gesamten Konstruktion in die Tiefe stürzen!«
    »Auch kein schöner Tod«, murmelte ich mehr zu mir selbst, erregte aber Xavers Widerspruch.
    »So erwirbt sich ein Saratz den Eintritt ins Paradies!« wies er mich zurecht. »Das ist bislang erst einmal nötig gewesen, als der junge Welf von Bayern, dessen Vasallen wir damals waren, dem glücklosen Kaiser Heinrich nach seinem Bußgang zu Canossa den Rückweg über die A l pen sperren wollte …«
    »Sie gaben sich freiwillig den Tod?«
    »Um dem Gewissenskonflikt zu entgehen, hatten damals die Saratz die Brücke samt der bayrischen Wache in die Schlucht fallen lassen!«
    Ich schwieg und starrte hinunter in die Schlucht; ich dachte plötzlich an den tapferen Roberto.
    »Danach«, tröstete mich mein Gastgeber, »unter der R e gierung der Staufer, haben sie sich der Reichsunmittelba r keit unterstellt und von Friedrich den gleichen Status wie die Juden des Imperiums erhalten: › Servi Camerae Nos t rae ‹ .«
    Xaver, dem auch im Ort allerseits Respekt gezeigt wu r de, stellte mich der guarda del punt, der Brückenwache, vor – »William, mein Gast!« – und verbürgte sich für mich. Dann durchschritt ich den dunklen Holzgang und stapfte allein durch den nahen Wald.
    Xaver hatte mich mit einem Pelzmantel ausgerüstet, der aus den Bälgen vieler Murmeltiere zusammengesetzt war und mich angenehm warm hielt, doch sank ich immer wi e der im Schnee ein und kam nur mühsam vorwärts. Ich wunderte mich nur, wie sie sich wohl bewegten, die S a ratz? Sicher waren sie mit dem Teufel im Bunde! Was sonst mochte diese heidnischen Kobolde hier in diese ei s

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