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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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unbeeindruckt. »Die Päpstlichen werden nicht wagen, Otranto –«
    »Er ist der Teufel – er wird nicht rasten noch ruhen«, stammelte ich. »Er ist schon auf dem Wege –«
    »Das sagt Ihr erst jetzt!?« fauchte die Herrin des Hauses mich an, nun doch aus der Fassung gebracht. »Seid Ihr Euch sicher?«
    »Sicher wie ein Elefant!«
    Laurence betrachtete mich nicht mit Wohlwollen, aber wenigstens nicht mehr wie eine lästige dicke Schmeißfli e ge. »Laßt uns allein«, sagte sie und wandte sich an Clarion.
    »Bitte William, draußen zu warten«, forderte das Mä d chen die Gräfin auf. »Und nicht wegzugehen!« setzte sie hinzu, quasi sich für Laurence entschuldigend.
    So ernst hatte ich Clarion von Salentin nicht in Erinn e rung – fast ein wenig zu resigniert für die Rolle, die ihr das Leben bi sl ang zugeteilt. Sie mußte zwar die Zwanzig übe r schritten haben, aber war beileibe noch keine alte Jungfer! Ich lächelte ihr zu und verließ den Raum.
    Da ich aufgefordert war, vor der Tür zu bleiben, konnte ich auch mit reinem Gewissen alles mit anhören.
    »Ich habe Nachricht von Konstanz aus Foggia«, eröffn e te die Gräfin. »Der Kaiser habe mir nicht die Aufzucht sämtlicher Bastarde anvertraut. Ob ich vorhätte, in Otra n to einen Hort seines Blutes zu errichten – welchen Au f rührern gegen ihn, Friedrich, ich mich andienen wolle?«
    »So kann mein kaiserlicher Vater nicht von mir gespr o chen haben!«
    »Da kennst du ihn schlecht. Er hat noch hinzugefügt, ob die Salentin so häßlich sei, daß sie keinen Mann findet – oder ob er dir einen suchen solle!«
    »Um Gottes willen!« schauderte es Clarion. »Er ist ein Ungeheuer! Laß uns fliehen!«
    So sehr ich als Lauscher vor der Tür auch den Eindruck hatte, die Gräfin habe die Botschaft des ›Roten Falken‹, die sicher verschlüsselt gewesen war und so nicht g e klungen hatte, mit hörbarer Süffisanz an ihre Ziehtochter weiterg e reicht, so schien sie im folgenden doch betro f fen.
    »Wir sollten diese Möglichkeit ins Auge fassen«, sagte sie.
    »- bevor der Staufer die Auslieferung der Kinder ve r langt«, fiel ihr Clarion ins Wort.
    »Und bevor dieser Vitus hier auftaucht. Nicht, daß ich die Päpstlichen fürchte – nicht zu Wasser, nicht zu Lande –, ich fürchte aber den Lärm und das Geschrei! Wenn Frie d rich bislang sich nicht um uns gekümmert hat, dann wird er es jetzt – seine Nerven sind in Fetzen! Er wird eingreifen, um die Ursache zu beseitigen, deren ketzer i sche Seite ihm sowieso nicht paßt in seinem Bestreben, sich mit der Ki r che zu versöhnen –«
    »Er würde wahrscheinlich Elia schicken …« , dachte Clario n l aut nach, und ich erschrak ob der höllischen F ä higkeiten des Vitus; mir war es so abwegig erschienen.
    »Dem ich ahnungslos Tür und Tor öffnen würde«, fügte die Gräfin erbost hinzu. »Das könnte denen so passen! Aber ich denke nicht daran, Otranto aufzugeben – und nehmen sollen sie es mir erst einmal!«
    Ich vor der Tür freute mich, ja, ich war stolz auf die He r rin von Otranto, daß sie die Intrigengespinste des Vitus so tapfer zerriß. Der Kaiser und die wenigen Getreuen, die ihm verblieben waren, hatten anderes zu tun, als sich g e genseitig zu zerfleischen! Jetzt ging es nur noch da r um, der Gräfin auszureden, mich davonzujagen wie einen Hund. In Otranto war ich am besten aufgehoben und konnte mich auch nützlich machen, und die Kinder lie b ten mich!
    Guiscard kam mit seinem Holzbein über den Marmo r estrich gestöckelt. Er führte einen Sarazenen mit sich, e i nen Kurier. Guiscards Gesicht war ernst, und er achtete nicht auf meine neugierig fragende Miene, sondern schob den Mann, ohne anzuklopfen, durch die Tür. Ich hörte a l les.
    »Im Namen des Kaisers«, sagte der Kurier, »entbietet Euch unser Kommandant Gruß und Ehrerbietung. Ein R e giment wird zu Eurer Verstärkung von Lucera hierherve r legt, und Ihr mögt Euch vorbereiten, das Heer des Elia au f zunehmen, das ebenfalls von Ancona abg e zogen wird und bereits die Küste hinabsegelt.«
    Es herrschte tödliches Schweigen im Raum. Dann sagte die Gräfin mit tonloser Stimme:
    »Dankt dem Kommandanten für seine Hilfe und sagt ihm, er könne frei über Otranto verfügen – im Namen des Kaisers!«
    Ich spürte durch die Tür, die sich jetzt öffnete und den Amal-fitaner mit dem Kurier herausließ, die furchtbare Anstrengung von Laurence, an sich zu halten. Als die be i den weit genug den Korridor entlang waren, brach sie in

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