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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sprachen ein beredtes Bild, als der G e nuese Fluch und Blick hinüberwarf. Der Pisaner war en t kommen!
    »Nun könnt Ihr in Ruhe mit Eurem Kollegen sprechen!« lachte der pisanische Kapitän, beschrieb einen eleganten Bogen und kurvte auf der seezugewandten Seite zurück zum genuesischen Flaggschiff, bis sie auf Rufweite län g seits waren.
    Obgleich er nun Vertrauen in die Künste des Pisaners hatte, fürchtete Lorenz immer noch, der übermächtige Feind könnte sie entern und Hand an ihn legen. Versto h len ließ er die verräterischen Lederschnüre der Assass i nen über Bord fallen, als sie sich dem Genuesen nähe r ten.
    »Der Legat unseres Heiligen Vaters Lorenz von Orta«, ließ sich der Kapitän nicht nehmen hinüberzurufen, »auf der Heimreise aus dem Heiligen Land nach Lyon!« Und Ascelin, der neben den zähneknirschenden Genuesen getr e ten war, erkannte die kleine Gestalt des unbotmäßigen Franziskaners wieder, der ihm schon im Castel Sant ’ Ang e lo durch seine verschmitzte Frechheit aufgefallen war. Ihm war auch nicht entgangen, daß Lorenz etwas ins Wasser geworfen hatte.
    Fra ’ Ascelin war ein guter Verlierer. Er trat an die R e ling, und während er unauffällig eine von den Wellen h e rübergeschwemmte Schnur aus dem Wasser fischte, rief er: »Gute Hei mr eise wünschen Anselm von Longj u meau und Vitus von Viterbo, beide Ordinis Praedicat o rum, beide im Auftrag des Heiligen Vaters auf dem Weg in Terram San c tam!«
    Sie winkten sich zu, und bald war der Pisaner gen K a labrien entschwunden, während der Genuese Kurs Süden nahm.
    Ascelin stieg hinab zu den Ruderbänken und warf Vitus die Knotenbotschaft der Assassinen zu. »Einen schönen Gruß sollt ich Euch von Lorenz von Orta ausrichten, es war dem Künstler aus Zeitmangel nicht vergönnt, Euch in neuer Umgebung zu portraitieren!«
    »Ihr hättet ihn ertränken sollen!« knurrte Vitus, ohne aufzublicken. »Wäre ich ohne Ketten, ich hätt ’ ihn mit e i genen Händen erwürgt!«
    »Deswegen rudert Ihr ja auch«, lächelte Ascelin, »damit Ihr Eure Hände nicht mit dem Blut von Legaten befleckt! Wenn Ihr wollt, Vitus, so werd ’ ich jetzt mit Euch b e ten!«
    »Ach, geht zum Teufel!« bellte Vitus in ohnmächtiger Wut. »Wie konnte ich nur glauben, ein Bruder gleichen Ordens und Legat dazu würde sich nicht gegen diese au f geblasenen Genuesen, diese seemännischen Tagelöhner, durchsetzen! Kein Fischer auf den Seen um Viterbo hätte sich so dumm Ruder und Manöver aus der Hand fahren lassen wie diese Hilfsmatrosen der Seerepublik!«
    Vitus hatte sich so in Rage geredet, daß er nicht wah r nahm, wie hinter seinem Rücken Kapitän und Rudermei s ter Aufstellung genommen hatten. Ascelin faltete die Hä n de und ging laut vor sich hinbetend ab. Das sofort einse t zende Klatschen der Peitsche übertönte sein »Ave Maria, gratia plena …! «

X
CHRYSOKERAS

Die Äbtissin
    Ionisches Meer, Frühjahr 1247 (Chronik)
    Die Triëre glitt der Sonne entgegen. Die leuchtende Sche i be stieg blendend empor, die leicht gekräuselte See vor unseren zugekniffenen Augen in einen Teppich aus purem Gold verwandelnd, der uns einladend entgegenrol l te. Ex Oriente lux!
    Doch hart nach Süden schlug jetzt Guiscard das Steuer, kaum daß alle Segel gesetzt waren. Die Kinder hatten sich zu dem Amalfitaner gesellt, Clarion sich schlafen gelegt, und ich strich die Reihen der Ruderer entlang, die ihre Hö l zer längs den Planken eingelegt hatten und sich von dem verbissen-schweigsamen Sturmritt aus dem schützenden Otranto bis hierher mitten ins Mare Ionicum nun mit la u ten, derben Zurufen erholten. Sie streckten ihre Glieder, schöpften schnaufend in ihren stickigen Verschlagen den Atem der frischen Brise, die ihren Schweiß jetzt bis zum Steg hinauf wehte. Die meisten jedoch blieben gekrümmt; die Köpfe gebeugt, hüllten sie sich in Decken, die man i h nen von oben zuwarf.
    Nur die oberste Reihe, ihre sensenbewehrten Lanzenr u der im Stakett aufgestellt, überblickte während der Fahrt das Meer, konnte dem Feind auf gegnerischem Schiff ins Auge sehen. Diese Männer riskierten als erste ihre Haut, wenn sie im Hagel der Pfeile ihre furchterregenden Kli n gen führten. Es waren verwegene Gestalten, die sich ihrer herausgehobenen Stellung bewußt waren – gegenüber dem gemeinen Fischerpack im Frondienst des Unte r decks. Die lancelotti waren der Stolz der Herrin von Otranto; sie kan n te jeden bei Namen. Es waren meist Normannen, und manch einer war

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