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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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dreihundert Fuß durch den glitschigen Morast getastet hatten, bog Yarzinth seitlich ab. Klares Wasser strömte jetzt um unsere Knöchel, der Gang war enger geworden und stieg in Windungen kräftig an, bis ein dik-ker Mauerwall uns den Weg verbaute. Davor drehte sich rasselnd eine Gittertrommel mit messerscharfen H a ken. Ein Schaufelrad trieb sie mit jenem klaren Wasser an, das sich plätschernd aus der Öffnung in der Mitte der Mauer ergoß. Eine Leiter aus glattem Eisenrohr führte über das Hi n dernis hinweg.
    »Eine Rattensperre?« fragte ich ingeniös.
    »O ja«, antwortete unser Cicerone durch die Unterwelt, »doch an die schlauen Zweibeiner ist auch gedacht wo r den.« Ich stieg nach ihm hinauf.
    »Seht euch vor, es ist nicht gut für die Füße!« bemerkte der hilfreiche Herr Yarzinth.
    Ich griff nach den höchst beeindruckten, aber keine s wegs verängstigten Kindern und hielt sie fest an den Hä n den, bis sie sicher auf der Mauer von ihm in Empfang g e nommen waren.
    Nach etlichen Stufen standen wir auf der Krone des Steindamms, der eine Schleuse war. Ziemlich mächtig, wollte mir scheinen, für das Rinnsal, das da unten seinen Weg durch den Schlitz in der Mauer nahm. Darüber hing an einer Kette eine schwere doppelte Eichenbohle als hochgezogenes Schleusentor.
    Ich hatte erwartet, mich jetzt am Rand einer Zisterne zu befinden, doch der Raum, in den wir, den Damm auf der anderen Seite wieder hinabsteigend, blickten, war völlig trocken. Dafür versperrte uns jetzt ein Eisengitter mit nach außen und nach innen starrenden Spitzen das Weiterko m men. Es wirkte auf mich wie eine gigantische Falle für wi l de Tiere, denn ich sah auch an den Wänden, einem seitlich aufgerissenen Wolfsrachen gleich, zwei ›Torflügel‹, ebe n falls mit Stacheln bewehrt, ein furchtb a res Gebiß, bereit zum Zuklappen.
    »Für Kenner kein Problem!« schnalzte Yarzinth und griff furchtlos in das Eisen. Lautlos drehte es sich um seine Mittelachse und gab die Passage frei. »Nach Euch, mein Herr!« forderte er mich auf, als erster hindurchzugehen, »und nicht auf die Schwelle treten! Es klemmt zwar manchmal, aber darauf sollte man sich nicht verlassen.«
    Ich zögerte noch, mein Herz pochte wie das eines kle i nen Maulwurfs zwischen zwei Igeln, da ergriff Roç meine Hand und schritt mir voran. Yarzinth nahm Yeza siche r heitshalber auf den Arm und trug sie über die Schwelle.
    Wir befanden uns in einem niedrigen Raum, die flache Dek-ke aus Stein war mit den Händen greifbar. Sie wu r de von einer kunstvollen Säule gestützt, die sich bei n ä herem Hinsehen als ein Kupferrohr erwies, das frei über dem B o den endete. Der Raum war völlig leer, nur durc h quert von einer das klare Wasser führenden Rinne.
    Und doch gemahnte er mich bedrückend an eine Gra b kammer oder, schlimmer noch, an eine Opferstätte; es feh l te nur noch das Blut in der Abflußrinne. William, sagte ich mir, welch alberne, heidnische Vorstellungen fechten dich an! Am anderen Ende des Raumes erblickte ich – und das trug kaum zur Aufheiterung meines G e müts bei – noch einmal die gleiche Kombination von spitzigem Eisengitter und wuchtiger Mauer dahinter. Als hätte unser Führer mein Unbehagen gespürt, sah er sich zu einer Erklärung vera n laßt:
    »Wir stehen jetzt genau unter der Fontäne der Nemesis. Diese Kammer kann völlig unter Wasser gesetzt werden, so daß ein Druck entsteht, der eine höchst eindrucksvolle Fo n täne erzeugt, einen Wasserstrahl von imponierender Kraft. Er schießt durch dieses Rohr in die Höhe, wenn der Raum geflutet ist«, erläuterte uns Yarzinth sachverständig, »we s wegen oben im Tempel auf dem Abschlu ß stein auch die schwere Bronzestatue der Göttin steht.«
    »Und wenn jemand hier eingesperrt ist«, folgerte Yeza, »und das Wasser kommt angeschwommen – was macht er da?«
    »Sich ganz klein, wie eine Maus, dann fliegt er durch das Rohr nach oben in den Himmel!« Yarzinth hatte eine rührende Art, mit zarten Kinderseelen umzugehen.
    »Mäuse können nicht fliegen«, sagte Roç, »und wenn Ratten hier nicht reindürfen, geht man als Mensch besser auch nicht rein!«
    »Weswegen ja die Gitter sind«, bestätigte ihm der Glatzkopf, erfreut über soviel Verständnis, »damit keiner u n befugt die Schleuse verschließt.«
    Er zeigte auf das Ende der eisernen Kette, an der das e i chene Schleusentor hing. Sie war, ich hatte das übers e hen, an einem im Boden eingelassenen Haken festg e macht und lief über das

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