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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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–«
    »Kein Aber: Du warst mit ihm bei den Mongolen, und da er dir während der ganzen langen Reise seine Eindrücke diktiert hat, mußt du sie jetzt aufschreiben!«
    »Was?« fragte ich entgeistert.
    »Die ›Ystoria Mongalorum‹ des berühmten Bruders Giovanni Pian del Carpine!«
    »Aber ich –«, wollte ich mich wehren, »ich weiß von nichts!«, doch Benedikt kam mir mit verdächtiger Freun d lichkeit entgegen:
    »Ich erzähl ’ dir alles! William von Roebruk, tauch ’ nur die Feder in die Tinte, das Pergament auf dem Pult habe ich schon geglättet, und schreib endlich nieder, was die Welt da draußen als Bericht von deiner glorreichen Miss i on erwartet!«
    »Und wenn ich mich weigere?« Mir schoß diese Mö g lichkeit kaum durch den Kopf, da hatte ich sie schon laut ausgesprochen.
    »Ich glaube nicht«, sagte Benedikt, »daß wir dann noch zu essen bekommen!«
    Das leuchtete mir ein. Ich trat an das Schreibpult und spitzte die Feder.
    »›Allen christgläubigen Menschen‹«, diktierte mir B e nedikt, »›denen diese Schrift in die Hände kommt, entbietet der Bruder Johannes de Piano Carpini vom Orden der M i noriten, Legat des apostolischen Stuhles, der als G e sandter zu den Tataren und anderen Nationen des Mo r genlandes geschickt wurde, Gottes Gnade in diesem Leben, Herrlic h keit im zukünftigen Leben und glorreichen Sieg über die Feinde Gottes und unseres Herrn Jesu Chr i sti.
    Als wir auf Befehl des apostolischen Stuhles zu den T a taren und anderen Nationen des Morgenlandes gingen und uns der Wille des Papstes und der hochwürdigen Kard i nale kundgetan war, entschieden wir uns aus freier Wahl, zuerst zu den Tataren zu reisen. Wir fürchteten nämlich, es möc h te von dieser Seite für die nächste Zukunft eine Gefahr für die Kirche Gottes drohen. Und obgleich wir fürchteten, von den Tataren oder anderen Nationen get ö tet oder in ewiger Gefangenschaft gehalten zu werden oder durch Hunger, Durst, Kälte, Hitze, schmachvolle Behandlung und übe r mäßige Strapazen, die unsere Kräfte fast überstiegen, hart mitgenommen zu werden – und alles das mit Ausnahme von Tod oder ewiger Gefange n schaft ward uns wirklich viel zuteil, viel mehr, als wir vorher geglaubt hatten –, so schonten wir doch nicht u n ser selbst, sondern trachteten danach, den Willen Gottes gemäß dem Befehl des Papstes zu erfüllen und den Christen in irgendeiner Beziehung nützlich zu sein. Zum mindesten wollten wir versuchen, hinter die wirklichen Pläne und Ansichten der Tataren zu ko m men, um sie den Christen zu offenbaren, damit jene nicht vielleicht wieder bei einem plötzlichen Ansturm die Chri s ten unvorbereitet fänden, wie es schon einmal zur Strafe für die Sünden der Menschen der Fall war, und d a mals richteten sie eine große Niederlage und Niedermetz e lung unter den Chr i sten an. Daher müßt ihr alles, was wir zu euerm Besten euch schreiben, um euch vor ihnen zu wa r nen, um so gewisser glauben, als wir das alles, während wir ein Jahr und noch etwas über vier Monate durch ihr Land und zugleich in ihrer Begleitung reisten und unter ihnen le b ten, mit unsern eignen Augen gesehen oder es wenigstens von kriegsgefangenen Christen, die unter ihnen leben und nach unserer Meinung glaubwürdig sind, gehört haben. Wir hatten auch vom obersten Priester den Auftrag, alles genau zu erforschen und auf alles ein achtsames Auge zu haben. Das haben wir denn auch, ebenso wie unser O r densbruder Willia m v on Roebruk, der der Genosse uns e rer Drangsale und unser Dolmetscher war, mit allem E i fer -‹«
    »Halt«, sagte ich, »das kann ich nicht schreiben!«
    »So mußt du es schreiben, William – sie werden es e r zwingen!«
    »Warum dann nicht unser beider Namen, du bist doch nicht verschwunden?« empörte ich mich gegen soviel U n logik.
    »Doch«, sagte Benedikt, »ich werde verschwinden. Erst ich, dann du! Schreib meinen Namen nur hin, er wird g e löscht. Deiner bleibt – und jener der königlichen Ki n der die du zum Großkhan begleitet hast. Das ist die ›Ystoria‹!«
    Seine stille Resignation machte mich wütend. »Du hast mich überzeugt«, sagte ich laut genug für jeden La u scher, »ich schreibe, wie du es diktiert hast!« Ich schrieb aber ›Benedikt von Polen‹, und er fuhr fort:
    »›Aber wenn wir manches der Wißbegierde unserer L e ser zuliebe schreiben, was in euern Gegenden unbekannt ist, so dürft ihr uns doch nicht deshalb Lügner schelten. Denn wir berichten euch nur solches, was wir

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