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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Stachelgatter hinweg, hoch zu einer Rolle.
    Doch Yeza ließ nicht locker. »Dann müßte das Gitter«, und sie wies mit ihrem Dolch schnippisch zurück, »doch besser vor der Tür für das Wasser stehen!«
    »Ach«, sagte Yarzinth, leicht pikiert, »das ist nun mal so, und es wird ja auch nicht mehr gebraucht, das ist noch aus der Kaiserzeit!«
    »So dumm können die doch nicht gewesen sein«, setzte Yeza, höchst verärgert, noch eins drauf und ließ sich von Yarzinth auch nicht mehr auf den Arm nehmen, als wir jetzt das zweite Hindernis durchquerten. Im Gegenteil, sie schaute Yarzinth genau auf die Finger, wie er den tödlichen Mechanismus außer Kraft setzt. »Wer nicht weiß, wie es geht«, sagte sie leise, »der ist hier ganz schön eingesperrt.«
    Wir schritten wieder über eine Steintreppe zur Dam m krone hinauf. Es gab in dieser Mauer keinen Auslaß, das Wasser floß uns flach die Stufen entgegen, und wir sta n den vor dem wunderbarsten Prospekt, den je Mensche n werk dem Auge vergönnt! Maria und Joseph! Die Kinder waren uns leichtfüßig vorausgeeilt, und selbst sie ve r harrten in ehrfürchtigem Staunen.
    Es war ja auch ein geradezu märchenhafter Anblick: ein gewaltiger dunkler See, in dem Säulen standen, wie ich sie nur von Tempeln kannte: Hunderte, gleichmäßig in Reih und Glied. Sie trugen Gewölbe, die im Dunkel dem Auge nicht erfaßbar waren, von denen Tropfen vereinzelt, in langsamer ungleicher Folge in den ruhigen Spiegel des B e ckens schlugen, Zeiteinheiten einer Weltuhr, Ewigkeiten entfernt von dem Trubel der Stadt über uns, unbeeindruckt von der Hast eines einzelnen Menschen.
    »Die Zisterne des Justinian«, erläuterte Yarzinth und führte uns behutsam am Rand entlang, bis ein Nachen zu unseren Füßen lag. »Jede Familie hat hier irgendwo einen Kahn versteckt«, plauderte er, stehend mit einer Stange uns durch das Säulenlabyrinth stakend, »weswegen hier unten auch schon manch hitzige Wasserschlacht ausgetragen wurde, wobei nur der Gebrauch der Stangen g e stattet ist, kein Dolch!« Yarzinth schenkte Yeza ein A u genzwinkern. »Ebenso ist bei Todesstrafe verboten, die Leiche eines E r schlagenen im Wasser liegenzulassen!«
    »Und Pfeile?« wollte Roç eingeschüchtert wissen.
    »Wenn du triffst, fließt Blut und verunreinigt das Wa s ser!« klärte ihn Yarzinth auf.
    Doch Roç gab nicht auf. »Man kann so schießen«, und er zielte auf den Bauch Yarzinths, »daß der Getroffene i n nendrin verblutet, hat Guiscard gesagt« – der war in puncto Waffen zumindest die höchste Autorität der Ki n der.
    »Dann mußt du den so von dir Erschossenen auf deinen Armen von hier wegtragen«, erwiderte Yarzinth, von dem Gedanken seltsam berührt, »also ich tät ’ s lieber nicht!«
    »Ich tu ’ s ja nicht!« versicherte ihm Roç.
    Wir erreichten eine in den Stein gehauene Anlegestelle, von der aus Stufen direkt in die Wand führten, eine schm a le Öffnung in halber Höhe.
    Der Gang erweiterte sich nach einigem verwirrenden Zickzack zu einer Grotte, die nun mehrere Ausgänge zu haben schien ; jedenfalls waren überall Löcher, die solche sein konnten. Ich bemerkte sie erst im flackernden Licht der Fackel, die Yarzinth hier entzündete, denn bisher, selbst in der Zisterne war immer irgendwoher diffuses Licht eingefallen, daß ich nie das Gefühl absoluter Finste r nis hatte, die ich mehr fürchte als die Enge eines absehb a ren Raumes.
    Den Kindern gefiel unsere Reise durch die Unterwelt. »Wir sind die Mäuse«, sang Yeza. »Wir sind die Mäuse und haben eins – zwei – drei – vier Loch, und sitzt auch die Katz davor, Katz davor, raus komm ’ wir eins – zwei – drei – vier doch!«
    So stapften wir im geisterhaft umherirrenden Schein der Pechfackel durch Höhlen und Katakomben, an verwitte r ten Sarkophagen vorbei und verblichenen Wandmalere i en, in den Fels geritzten Zeichen und Zahlen, Beschw ö rungen von Verliebten, Flüchtigen und Verurteilten. Und plötzlich waren wir vor einer Wendeltreppe angelangt, und über u n seren Köpfen stieß Yar-zinth eine Klappe auf. Wir wanden uns in einer steinernen Spirale hinauf und standen in einem kreisrunden Saal, den Tageslicht erhellte, obgleich ich kein Fenster nach außen entdeckte.
    »Willkommen im Pavillon der menschlichen Irrungen!« sagte Yarzinth förmlich und verbeugte sich vor uns, kaum daß wir der Luke entstiegen waren.
    Mir gefiel die Einrichtung; ich hatte so etwas noch nie gesehen. Auf dem Marmorboden lagen Teppiche mit orie n

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