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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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entweder selbst gesehen oder von anderen Leuten, die nach unserer Ansicht glaubwürdig sind, als sichere Tatsache gehört h a ben. Es wäre doch gewiß grausam, wenn jemand um des Guten willen, das er tut, von andern geschmäht wü r de.‹«
    Wir wurden unterbrochen durch den Eintritt Yarzinths, der das Abendessen für Benedikt brachte.
    »Willst du mich wieder vergiften?« Mein polnischer Bruder beäugte argwöhnisch die dampfende Suppenterr i ne und die Schüsseln mit Salaten und kaltem Fleisch. Es fehlte auch nicht an Käse und Früchten. Mir lief das Wasser im Munde zusammen; sehr gierig muß ich auf die Speisen g e starrt haben.
    »Du wirst heute noch einmal mit den Kindern essen, William; sie sind außer Rand und Band«, sagte Yarzinth vorwurfsvoll. »Es ist an dir, ihnen beizubringen, daß du in nächster Zeit zuviel z u t un haben wirst«, er wies mit dem Kinn auf das zweite Feldbett, das schon für mich aufg e schlagen war, »als daß du ihre Amme spielen kannst!«
    »Irgend jemand muß sie hüten!« warf ich ein. »Ich wu n dere mich sowieso schon, daß sie noch nicht hier aufg e taucht sind.«
    »Keiner kann den Pavillon verlassen, der nicht mit ve r bundenen Augen durchs Labyrinth findet!«
    »Da kennt Ihr die Kinder schlecht«, erwiderte ich au f trumpfend.
    Yarzinth lächelte gequält. »Bei Kerkern handelt es sich für die Insassen nicht ums Herein-, sondern ums Herau s kommen!« Er zeigte auf ein Loch in der Kellermauer, das sich trichterförmig zum dunklen Gang verengte. »Der Fluchtweg ist allerdings für ausgemergelte Gefangene b e messen.« Er musterte mich und Benedikt dabei mit einem Blick, als wolle er unser Lebendgewicht abschä t zen.
    Ich traute ihm nicht. Plötzlich sah ich mich in seiner K ü che wieder, meine Finger waren schon alle abgehackt, jetzt wartete der große Bottich auf mich. Ich stand oben in der Maueröffnung und sollte springen …
    »Bevor ich dich jetzt zum Pavillon zurückbringe«, weckte mich der Koch, »könnte Benedikt noch meine Ne u gier befriedigen.« Er holte eine verkorkte Flasche unter seiner Schürze hervor und stellte sie ihm hin. »Wie konnte es geschehen, daß Pian del Car-pine während der ganzen Reise nie spitzgekriegt hat, daß du der Feder nicht mäc h tig bist, Benedikt?«
    Der Pole hatte beide Backen voll Salat und eine knus p rig angebratene Hühnerkeule quer zwischen den Zähnen, so daß seine geschmatzte Erzählung mein Ohr nur bruc h stückweise erreichte. »… mir immer Notizen … Pian denkt Geheimschrift … ich male Männchen, Kringel, Kreuze … er fragt: Hast du auch alles? … ich sag: Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du mir über die Schulter schaust, ich brauche meine meditative Isolation … E r i nsistiert: Lies mir vor, was du schon geschrieben hast! Ich ›lese‹ vor bei Kerzenschein, Pian ist jedesmal außer sich vor Glück über die Gewähltheit seines Au s drucks, die Schärfe seiner Beobachtungen und die Geni a lität seiner Schlüsse, die er aus allen Begebenheiten zu ziehen vermag. Er schluchzt vor Rührung bei meinem impromptu vorgetragenen Rezital seiner tiefschürfenden Gedanken und spontanen Geiste s blitze. Wir ergänzen uns bestens: Er kann nichts behalten, und ich habe ein G e dächtnis wie Gottvater!«
    »Das tut auch not«, flötete Yarzinth maliziös, »denn diesmal wird er sie wohl lesen wollen, seine heldenhaften Legenden von den wilden Tataren.«
    Benedikt setzte an, dem Koch zu widersprechen, schluckte es dann aber runter mit dem letzten Stück Hü h nerbrust und spülte mit dem spendierten Wein nach. »Mir ist ja so wohl, William«, rülpste er zufrieden, »daß du jetzt alles so schön aufschreibst!«
    Ich konnte sein Glück nicht teilen; mir schmerzten die Finger, und ich war froh, zurück zum Pavillon geführt zu werden. Es gelang mir auch diesmal nicht im entfernt e sten, den Weg, den Yarzinth nahm, meinem Gedächtnis einzu p rägen; er fand ihn mit schlafwandlerischer Siche r heit.
    Ich fühlte mich unwohl, derart auf ihn angewiesen zu sein, aber allein hätte ich die unterirdischen Gänge s o wieso nie betreten. Nie und nimmer!
    Auch war es mir, als hätte ich ein Heulen, das Knurren oder Kratzen eines wilden Tieres gehört. Vielleicht gab es hier unten bösartige Kloakenschweine oder, wenn nicht Drachen, so doch irgendwelche Riesenlurche? Es war schon gut, daß der Koch voranging.
    »Sagt mir die Wahrheit über die vergitterte Kammer!«
    Yarzinth drehte sich nicht um. »Das ›balaneion‹? Das Bad

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