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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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kräftige Matr o sen ihn rechts und links stützten.
    Die beiden Nestorianer, Aibeg und Serkis, die schon den ganzen Tag aus Ärger über die verlorene Zeit des Heru m liegens mit keinem mehr ein Wort gewechselt hatten, ve r ließen noch vor ihnen das Schiff und verschwanden gru ß los in der Menge, die sich auch zur Nachtzeit an der Br ü cke drängte. Der Legat schritt mit Simon vorweg, beide hatten sie ebenfalls nur einfache Dominikanerkutten ang e legt.
    »Wohin mag es unsere beiden Schamanen so eilig tre i ben?« spöttelte Simon.
    »Beleidige mir nicht die Zunft der Schamanen durch ein para-simile mit diesen elenden Priestern Nestors!« ve r wies ihn Asce-lin. »Ich hege tiefen Respekt vor Me n schen, die sich den Stürmen der Elemente, der Kargheit der Einöde aussetzen, um die Erfahrung einer alles zusammenwebe n den mystischen Natureinheit mit der Hinwendung zum Geist, zu Gott zu verbinden!«
    »Man sollte meinen«, Simon ließ sich in seinem Hoc h mut nicht beirren, »Ihr zieht die schamanische Einwe i hung der christlichen Taufe vor?!«
    »Ich verdamme die sogenannten christlichem Nestori a ner‹, rückte der Legat zurecht. »Sie kriechen den mongol i schen Herrschern mit dem Evangelium in den Arsch und richten die eherne Formulierung des Glaubensbekenntni s ses nach dem stinkenden Atem aus, der ihnen aus dem Maul des Großkhans entgegenweht –«
    »- oder furzt!«
    »So seht Ihr, Simon, weswegen mir ein echter erdve r bundener Schamane, der von Christus nichts weiß, lieber ist, als ein schleimiger Nestorianer, der ihn täglich ve r rät!«
    Simon hatte während des Diskurses, nach Verlassen der Schiffsbrücke, die Schiffe am alten Kai nicht aus dem A u ge gelassen. Er hatte nicht vor, sich nochmals dem Lieg e platz der Triëre zu nähern, um das Schicksal nicht herau s zufordern, denn der ›kranke‹ Vitus zog doch manchen Blick auf sich, wie er bei mehrfachem Umsehen feststellen mußte. So schlugen sie einen großen Bogen um das abg e dunkelte, im Schlaf dümpelnde Schiff der Gräfin, so ne u gierig er auch war, es einmal ganz aus der Nähe zu betrac h ten.
    Da zupfte ihn Ascelin am Ärmel: Im Lichtschein eines geöffneten Zeltes, das mit unzähligen Öllämpchen b e stückt war, tanzte ein erwachsener Mann drehend, wi r belnd und dabei völlig selbstversunken zu monotonem Tromme l rhythmus und einer sich immer wieder schrill überschl a genden Flöte. »Allahu akbar, allahu akbar, aschhadu an la Haha illallah …« Ein Zuschauerring, nach der Kleidung zu schließen meist Leute aus Rum oder Ikonion, also dem g e genüberliegenden Kleinasien, klatschte heftig mit.
    Die beiden Mönche wollten sich diskret vorbeidrücken, doch da erhob sich einer der beiden arabischen Kaufle u te, die vor dem Zelt ihre Waren ausgebreitet hatten, und trat auf Ascelin zu. Mit einem Blick auf den erbarmungswürd i gen Vitus lud er sie zum Sitzen und Verwe i len.
    »As-salamu alaika. Ein heißes Getränk, bitter für den Magen, süß für die Seele, wird Euch erwärmen für die Kühle der Nacht und Euren Geist erfrischen zur Klarheit des Verstandes, welcher in ihr sucht!«
    So genötigt blieben die Dominikaner stehen, Vitus b e müht, nicht ins Licht zu treten. Ein Knabe servierte die Schalen mit der dunklen Flüssigkeit, auf frische Minze aufgegossen. Der Tänzer hatte weder innegehalten noch von ihnen Notiz genommen, was Simon zu der lockeren Frage: »Derwisch?« verleitete.
    Der Araber lächelte fein, »Nein, ein Sufi!«
    »Ich bin Dominikaner«, entgegnete Simon.
    »Das sieht man, mein Herr.«
    »Er ist Legat des Heiligen Vaters, Seiner Heiligkeit I n nozenz des Vierten, des Papstes der gesamten Christe n heit«, wies er auftrumpfend auf Ascelin, dem dies eher peinlich war.
    »Das sieht man nicht«, sagte der Kaufmann und ve r beugte sich leicht. »Seid uns dennoch willkommen; der da das ›sema‹ tanzt, ist nur der bescheidene Diener Allahs, Me v lana Jellaludin Rumi.« Er erwartete keine Reaktion der beiden Mönche und fuhr fast unbeteiligt fort: »Er mußte vor den Mongolen, von denen Ihr ja gehört haben müßt, aus seiner Heimat fliehen. Sie erschlugen seinen Meister Shams-i Täbrisi, und der weise Rumi lebt und lehrt jetzt in Ikonion –«
    »Wir kennen diese Mongolen«, beeilte sich Simon zu erklären, »unsere Mission führte uns gerade dorthin. Grä ß liche Kerle, nein, wilde, unreine Tiere!«
    »Wir sind alle ziemlich gräßlich«, wies ihn der Araber sanft zurecht. »Die einen stehen im Dunkel, die anderen

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