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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Turnbull dankbar. »Alles ausstrahlende Liebe, Liebe zu den Me n schen, Liebe zwischen den Menschen!«
    Doch Gavin schnitt ihm die Emphase ab. Er brach in ein sarkastisches Lachen aus. »Die Kirchenväter haben b i gotte un d m ediokre Dogmen zuhauf produziert, doch in einem waren sie von weiser Weitsicht: in der Bannung des We i bes vom Mann, der sich dem Geist, dem Heiligen weiht.«
    Turnbull ließ sein Rohr fahren und stellte den Templer: »Könnt Ihr nicht die Paarung im dumpfen Erdensinn hi n tanstellen? Um die Versöhnung der Schöpfung geht es! Gott hat beide geschaffen, Eva ist keine Zutat des Teufels! Sie sind eins, wie Gott selbst, Geschwister!«
    »Angenommen Roç und Yeza wären es, was keiner von uns weiß, könnt Ihr nicht abstreiten, maestro venerabile, daß sie zwei äußerst verschiedene Lebewesen sind, im Geist, wie im Fleisch – und dieser Dualismus trägt in sich die Spannung, die Auseinandersetzung –«
    »– und die Verschmelzung!« fuhr ihm John in die Par a de.
    »Ob als herkömmliches Paar oder als im Inzest vereinte Geschwister: Sie bleiben zwei und werden weder Frieden finden noch bringen!«
    »Ihr Templer liebt keine Frauen«, erboste sich Lorenz, doch damit brachte er Gavin erst recht in Rage.
    »Dummes Geschwätz! Unser Orden ist Mariae geweiht, und ich will gern alle Marien dieser Welt einbeziehen! Ich kann mir auch die Herrschaft einer Himmelskönigin vo r stellen, dann aber ohne Mann!«
    »Dafür gibt ’ s sorgende Erzengel!« spottete Lorenz.
    »Warum hat Euer Franziskus die heilige, doch nac h weislich heiß liebende Clara abgewiesen? Weil er wußte, daß nur einer herrschen kann! Der andere bleibt bestenfalls Mitregent. Seht Ihr Yeza in der Rolle?«
    Lorenz wußte keine ihn selbst überzeugende Antwort, und auch John schwieg lange. »Zwei Fragen, edler Herr von Bethu-ne«, sagte er dann. »Warum meldet Ihr solche Zweifel erst jetzt, und warum habt Ihr bisher den Großen Plan so umsichtig unterstützt?«
    »Ich kann sie Euch in einem beantworten: Der Schutz und Erhalt des Grals ist, wie Ihr wißt, Grund und Zweck des Ordens der Templer. Diese Verpflichtung überträgt sich auf sein manife-stiertes Blut, auf die Kinder, ohne daß irgendein Mitglied unserer Gemeinschaft darüber zu befi n den hat, schon gar nicht ein unbedeutender Präze p tor!«
    »Mich interessiert jedoch«, beharrte John, »gerade de s sen persönliche Einstellung.«
    Gavin fiel die Auskunft nicht leicht, er kämpfte mit sich. »Meine Ergebenheit zu den Kindern des Gral hat mit me i ner Person zu tun, mit Gefühlen – mein Gehorsam gegen ü ber dem Befehl des Ordens mit der Gewißheit, daß nur so – nach aller Voraus-sehbarkeit, nach aller Erfahrung und dem Kalkül der größten Wahrscheinlichkeit –, wenn übe r haupt, wenigstens eines der beiden Kinder das Ziel erre i chen kann!«
    »Das liegt in Gottes Hand!« Turnbull atmete erleichtert auf.
    »Euch fehlt, wie mir scheint, die Kraft des Glaubens«, stellte Lorenz verwirrt fest.
    »Die Tragik der Templer!« richtete ihn John auf. »Sie wissen zuviel. Doch, werter Gavin, nachdem Ihr uns in die Tiefen des Zweifels geführt habt, dem Versucher nicht u n gleich, will ich den Kindern eine andere Gottheit, oder ein weiteres Gesicht des Ewig-Selben, zur Protektion voran s tellen: Hermes-Trismegistos! Er ist nicht nur, als der ägy p tische Toth, der Hüter des einen, göttlichen Kindes, so n dern in seiner Janusköpfigkeit auch zuständig für die Zwi l linge, die Geschwister – und das letzte Geheimnis, von dem keiner weiß, ob es eines oder zwei sind! Ihm will ich mich anvertrauen.« Er trat von den Instrumenten zurück in die Mitte der Plattform. »Verlaßt mich jetzt, Freunde, und stärkt mit euren Gebeten die Kraft meiner Gedanken!«
    Damit waren Gavin und Lorenz verabschiedet, und sie zogen sich die steile Treppe hinab zu der tiefergelegenen Terrasse zurück.
    »Wißt Ihr wirklich nicht«, wagte Lorenz die neugierige Frage, »wessen Geschlechts die Kinder sind?«
    »In der Spitze der Pyramide des Großen Plans sind mit Sicherheit auch Namen und Samen niedergelegt. Wem zu wissen bestimmt ist, wird es zu seiner Zeit erfahren.«
    Damit mußte sich auch der kleine Franziskaner wohl oder übel zufriedengeben.
    »Das kann nicht das prächtige Byzanz sein, dessen Macht ad extremum und dessen innere Ordnung von allen gepri e sen werden!« grollte Serkis. »Was ich sehe, ist Chaos und Anarchie – und kein Ordnungshüter weit und breit.«
    »Das ist die Seuche

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