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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sollten wir doch lieber proben!«
    »Die chymische Hochzeit«, wies ihn Turnbull zurecht, »kann man nicht proben – sondern nur vollziehen!« Er seufzte. »Das heißt, sie vollzieht sich eo ipso, wie das ›Große Werk‹! Wir können nur bereit sein …«
    »Amen«, sagte der Bischof. »Es ist spät, unsere kleinen Friedenskönige sollten zu Bett! Morgen ist ein anstrenge n der Tag.«
    »Ich werde sie am Nachmittag zum Kaiser von Byzanz begleiten«, bot sich Gavin an, »war doch Kuno von Beth u ne, mein Onkel, hier Regent, bevor Klein Balduin vom Topf auf den Thron steigen durfte –«
    »Von dem man auch nicht weiß«, knurrte Sigbert, »wie lange man ihn noch dort sitzen läßt!«
    »Macht Euch keine Sorgen um Balduin. Der ist nur b e leidigt , weil wir vergessen haben, ihn einzuladen«, beend e te der Bischof die Generalprobe. »Gute Nacht.« Er klatsc h te in die Hände, und die Bediensteten löschten die Lichter.
    Doch keiner mochte schlafen gehen in dieser Nacht. Turnbull ließ sich von Gavin und Lorenz die Treppen h i nauf zum Observatorium begleiten. Mir oblag es, die Ki n der in den Keller zu bringen, die nicht schnell genug re n nen konnten, um zu sehen, ob Benedikt heil und ganz war. Clarion nahm Yarzinth in Beschlag, daß er sie zum Hafen eskortierte. Sie hatte ihre Kleiderkiste auf der Tri ë re und wollte wohl morgen zum Festakt schmuck aufgeputzt sein, in Anbetracht der hohen Herren und Ritter, neben denen sie in der ersten Reihe zu sitzen kommen sollte. Mit Ruhe zu Bett gingen nur zwei: die Gräfin um ihres Schönheitsschl a fes willen, und Sigbert, weil er hundemüde war.
    Der Bischof lag unruhig wach, dessen war ich sicher. Zuviel stand auf dem Spiel, und zu sehr hatte Turnbull in seinem Altersstarrsinn den Gang der Dinge beschleunigt. War er nicht Verfasser des ›Großen Plans‹ gewesen, der vor – mein Gott, das war jetzt schon über drei Jahre her, daß jenes Dokument statt in Elias Händen in meiner Hose gelandet war – und wer weiß, was danach mit ihm g e schah? Ich hatte ihn vergessen, aber John Turnbull wohl kaum! Sicher stand er jetzt auf dem Dach und forderte von den Sternen die Bestätigung seiner Schritte ein. Ich begriff uns alle als kreisende Gestirne, immer schneller, immer schneller – bis ich aus der Bahn flog, hinaus in die Kuppel des Firmaments; ich sah die Kinder neben mir fliegen, ich streckte die Hand aus, aber sie verschwanden als immer kleiner werdende Figürchen zwischen den funkelnden Sternen in der Weite des Raumes.
    Die Stunde der Mystiker
    Konstantinopel, Herbst 1247
    Kaum war die Nacht hereingebrochen, wechselte der päp s tliche Segler hinüber zum griechischen Ufer. Ascelin hatte, gestützt auf die Informationen des Bruders Simon, Befehl gegeben, nicht den Haupthafen anzulaufen, sondern geg e nüber, unterhalb des Friedhofs von Galata, Anker zu we r fen, von wo eine Schiffsbrük-ke das Goldene Hörn übe r querte. Zu Fuß, nur mit kleinem Gefolge, machte sich der Legat bereit zum Landgang.
    »Wenn Vitus auf allen vieren laufen könnte, würde er am wenigsten auffallen!« schlug Simon vor, als der Vite r bese in Ketten an Deck gebracht wurde.
    »So eng kann kein Halsband geschmiedet werden«, nahm der junge Legat den Ball auf, »daß Vitus im unge e igne t sten Moment uns nicht doch entwischte und heulend und zähnefletschend alle Aufmerksamkeit auf sich zöge. V i tus, kannst du uns versprechen, den Wolfshund an Bord zu lassen?« wandte er sich um Verständnis heischend se i nem Strafbefohlenen zu. »Auch wir sind des Kardinals Spürnasen und erpicht darauf, die Witterung der Ketze r kinder aufzunehmen, sie jedoch nicht zu verbellen!«
    Vitus schwieg verbissen, seine gefesselten Hände ankl a gend von sich gestreckt.
    »Kannst du nicht hören?!« fuhr ihn der Rudermeister an, die neunschwänzige Katze zum Schlag erhoben.
    »Ich versteh Euch nicht, Fra Ascelin«, setzte Vitus en d lich zu grollender Erwiderung an, doch seinem Aufseher riß die Geduld ob des obstinaten Verhalten. Er hatte plöt z lich ein Messer gezogen.
    »Ohren, die nicht taugen«, zischte er drohend, »kann man abschneiden!«
    »Ich verspreche«, beeilte sich Vitus, »keinen Laut zu geben noch Euch von den Fersen zu weichen!«
    So wurden seine Fußeisen gelöst und er an unsichtbar gemachter Kette von Bord geführt. Man hatte seinen Arm geschient und dick verbunden, ihm auch die Stirn umw i ckelt, so daß keiner ihn erkennen mochte noch sich wu n dern, daß zwei als Brüder verkleidete

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