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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Schicksal überlassen hatten.
    »Wenn die Wachen kommen«, sagte der Mann im Rock des Königs von Frankreich, »sagt ihnen, Yves der Bret o ne stünde zu ihrer Verfügung!«
    Der Mann, der sich so selbstbewußt vorstellte, war ke i neswegs von imponierender Statur. Er stand vornüberg e beugt mit krummem Rücken. Seine Arme waren viel zu lang, gemessen an seinem gedrungenen Körper, doch die Brust, die Schultern waren auffällig breit und mächtig, u n ter dem Wams aus dunkelblauem Sammet, auf das in Gol d fäden die Lilien appliziert waren.
    Er steckte sein Schwert ein und wandte sich zum Gehen.
    »Ihr solltet fliehen, braver Mann!« trat Serkis auf ihn zu. »Ihr habt recht gehandelt. Wir könnten Euch auf unserm Schiff verstecken, dann stündet Ihr unter dem Schutz des päpstlichen Legaten!«
    »Ich denke gar nicht daran!« beschied ihn Yves kurz und hielt nur inne, weil Aibeg sagte. »Siehst du, Serkis, wie der Okzident dich schon korrumpiert? Entweder war der Herr im Recht, dann muß er sich nicht verleugnen, oder er hat gesetzlos gehandelt, dann muß er die Strafe auf sich nehmen. Nur so herrscht Ordnung!«
    »Euer Freund beschämt mich«, wandte sich Yves an Serkis, »aber ich neige ein wenig zum Jähzorn. Hätte ich dulden sollen –«
    »Das ist wohl nicht Eure Stärke!« lächelte Aibeg und hielt ihm die Hand hin. »Laßt uns dennoch aus dieser G e gend verschwinden, der Tote könnte Freunde haben.«
    »Sorgt euch nicht«, sagte Yves, »mein Ruf hält sie fern!«
    »Dann seid wenigstens unser Gast für einen Humpen Met oder einen starken Trank«, lud ihn Serkis zum Gehen. »Mein Magen braucht jetzt ein flüssig Sedativum!«
    Sie stiegen noch ein paar winklige Straßen hinauf, und die beiden steuerten mit sicherem Gespür eine Taverne an.
    »Eurem Habitus nach seid ihr Priester?« bemerkte Yves, der keine Anstalten machte, in das Gewühl einzutreten.
    »Wir verkünden den Glauben des Christus, so wie es uns von Nestor überliefert ist«, gab ihm Aibeg Bescheid. Er zupfte Yves einladend am Wams. »Auf einen Schluck?«
    »Verzeiht mir, daß ich nicht trinke«, sagte Yves fest, »ich liebe meinen klaren Kopf!« Mit diesen Worten ließ er sie stehen und verschwand im Dunkeln.
    »Sicher ein Muselmane, so gut wie er das Arabische sprach«, tröstete sich Aibeg und zog seinen Kumpanen mit sich über die Schwelle. »Konstantinopel scheint eine tol e rante Stadt zu sein –«
    »Ja«, grummelte Serkis, »Babylon! – Hier hat die Her r schaft des Antichristen bereits begonnen!«
    Sie setzten sich an einen der Tische, und je mehr sie dem Wein zusprachen, desto weniger wunderten sie sich über die Vielzahl der Völker, Sprachen und Religionen, die sich in dieser Nacht im alten Byzanz ihr Stelldichein g a ben.
    Im ›Mittelpunkt der Welt‹ brannten noch Lichter. Die B e diensteten des Bischofs richteten den Saal mit dem schwarzweißen Marmorestrich für den morgigen Tag her. An der Stirnseite unter den Arkaden hatten sie mit Brette r bohlen einen Aufbau eingezogen, der wie eine Bühne wir k te und hoch ragte wie die höchsten Treppenstufen der sei t lichen Ränge. Sie belegten den Boden mit kostbaren Te p pichen.
    Nicola della Porta saß gebeugten Hauptes über dem le e ren Schachbrett, als Gavin und Lorenz den Raum betr a ten. »Das Spiel des Asha«, ging ihn der Templer im Vorbeig e hen an, »scheint mir ein Leichtes gegen das, was Euch morgen hier bevorsteht!?«
    »Ach«, seufzte der Bischof, »wenn man nur wüßte, wen den Armeen Ahura Mazdas, wem den Part Ahrimans z u ordnen!?«
    »So ist das Spiel des Lebens!« tröstete ihn Gavin und wollte Lorenz mit sich hinausziehen.
    Doch der Bischof hielt den Templer zurück: »Ich möc h te mit Euch sprechen, Gavin!«
    Der Templer nahm Platz, während Lorenz das Weite suchte. Der Minorit schien guter Dinge zu sein, denn er hüpfte wie ein Kind über die Felder der Welt, bemüht, die Wasser der Meere zu meiden. Er verschwand leich t füßig zwischen den Säulen der Front, die sich zur Terra s se und den Treppen öffnete.
    »Ich bin bekümmert«, sagte der Bischof, als erwarte er Heilung von der Hand des Templers, »verwirrt und mela n cholisch. Schwarze Figuren auf weißen Feldern, lichte im Dunkeln. Und wo steh ich?« Er seufzte tief und mitleidhe i schend, doch Gavin war kaum gewillt, ihn zu tr ö sten.
    »Ihr habt auf diesen marmornen Feldern der Hybris z u viel Halma gespielt, zu viele Hindernisse übersprungen, an s tatt Euch mit ihnen auseinanderzusetzen. Es ist Eure

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