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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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damastenes Bettuch, riß es sich von der Brust, auf der es plötzlich so schwer lag, daß es ihn zu ersticken drohte …
    Er war eingeschlafen, doch Hamo war bei ihm, er war geschmeidig unter das Laken geschlüpft, seine Haut roch nach Hafen und Sünde. Sein heißer Atem blies ihm ins G e sicht, abe r s eine Lippen preßten sich an sein Ohr, und seine Zunge leckte begehrlich seinen Hals. Nicola wagte kaum zu atmen, wie sehr hatte er diese Stunde herbeig e sehnt, hatte den Jungen umworben mit Liebkosungen und G e schenken, mit Aufmerksamkeiten und Großzügigkeit. Nie hatte er ihn gedrängt. Jetzt zahlte sich seine Taktik aus. Aus freien St ü cken war Hamo zu ihm gekommen, um ihm seine Liebe zu schenken. Still vor Glück en t spannte sich Nicola, um die ungeschickten, feuchtstürmischen Zärtlichkeiten hinzune h men, diese unermüdlich seine Wangen, seine Nase, seine Schultern leckende herrliche, wilde Zu n ge …
    Yarzinth hatte Clarion zur Triëre gebracht. Er hatte sich noch von ihr aufhalten lassen, weil sie seinen Rat verlan g te, welche Robe sie morgen anlegen sollte. Auch ihre B e gleiterinnen, die Zofen und Kammerfrauen bestürmten ihn mit verschämten, doch oft auch kichernd zudringl i chen Bitten, ein Wort zu ihren Gewändern abzugeben, bezi e hungsweise zu dem, was sie freiließen, was wallend und bloß nun mit Schmuck behängt werden sollte. Ya r zinth, der selbst einem Unbefangenen sofort als unem p fänglich für weibliche Reize zu erkennen gewesen wäre, wand sich aus seiner Bedrängnis nach einigem Zaudern mit Häme: Er dirigierte die Damen zu den gewagtesten und offenherzig s ten Entblößungen, die sie kokett auf sich nahmen, bis Cl a rion dazwischen fuhr und ihren Hofstaat mit einem Machtwort daran erinnerte, daß sie von züc h tigen Nonnen umgeben zu sein wünsche. Die allgemeine Betrübnis nutzte Yarzinth sich davonzustehlen.
    Der Koch war heiter gestimmt. Er beschloß im Palast seines Herrn Bischofs noch schnell nach dem Rechten zu sehen und danach Styx mit sich zu nehmen, auf dem näc h tlichen Besuch, den er dem Geliebten åêôüò ôåß÷ïò abz u statten vorhatte. Sein heimlicher Freund war der einzige, der gut zu dem Hund war, und Yarzinths große Liebe zu dem Tier verstand. Der Koch eilte sich …
    Nicola della Porta breitete seine Arme aus, um den drängenden Liebhaber endlich an sich zu ziehen, ihm die Wege wahrer Erfüllung zu weisen. Er umarmte den Kopf, griff fest in das dichte Haar – und starrte in den aufgeriss e nen Rachen des Styx, von dessen Lefzen der Speichel troff und dessen breite Zunge schlappend ihm ans Kinn schlug.
    Der schrille Schrei, den er ausstoßen wollte, erstarb ihm im Hals, nur ein entsetztes Röcheln entrang sich seiner Kehle. Kalter Angstschweiß trat ihm auf die Stirn, wä h rend er mit letzter Kraft das Haupt des mächtigen Tieres von sich wegdrückte, so daß die Zunge seinem Arm entlan g glitt, bis sie ihm die nun erschlafft herabhängende Hand leckte.
    »Yarzinth!« Jetzt schrie der Bischof schrill und laut. »Yarzii-inth!«
    Das Biest mußte durch die Wandtür gekommen sein, aus dem Gang, der zur Schatzkammer führte. Vielleicht hatte er den geheimen Einlaß nicht sorgfältig genug verschlo s sen, aber was waren alle Schätze gegen diese wahnsinn i ge Bedrohung seines Lebens, seiner körperlichen Unversehr t heit!
    »Yarziiiinth!«
    Der dienstbare Geist stürzte in das Gemach seines Herrn, was den Hund sofort mit dem Schwanz wedeln ließ, ohne von der Hand des Bischofs abzulassen.
    Nicola richtete sich zitternd auf.
    »Schaff das Tier fort!« stöhnte er.
    Yarzinth packte Styx am Halsband und schob ihn Ric h tung Wandvertäfelung. »Ihr habt die Tür offengelassen, Exzellenz!« sagte er vorwurfsvoll.
    Nicola wagte zum erstenmal aus der geringen Entfe r nung, für die er schon dem Schicksal dankbar war, den Hund zu betrachten: ein gräßliches Maul unter wülstigen Nüstern, ein gedrungener Kopf auf einem mächtigen Brustkorb, dessen Fell, ansonsten rotbraun-schwarz g e fleckt, hier einen weißen Latz aufwies. S o s tand er da, breitbeinig, und fletschte den Bischof an. Das Entsetzliche aber waren seine Augen, diese rotunterlaufenen, toten A u gen. Styx war wirklich blind!
    Das gab dem Bischof Mut. Sein Blick fiel auf das Hal s band von feinster Silberarbeit.
    »Yarzinth«, sagte er gedehnt, »dein Hund hat mir nach dem Leben getrachtet.« Nicola beobachtete lauernd den unschlüssig harrenden Koch mit seiner sabbernden Kre a tur. »Ich will

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