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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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drängelte Roç.
    »Und der war gar nicht dran!« stellte Yeza fest, die sich die Programmfolge genau gemerkt hatte. »Jetzt ist alles durcheinander! Typisch Hamo!« ärgerte sie sich.
    Ich zerbrach mir den Kopf, wie der junge Graf bloß ve r schwunden war. Yarzinth war doch ein Hexer!
    Lorenz trat vor und versuchte die Situation zu retten, doch zu allem Überfluß kam ihm Yarzinth zuvor und kü n digte ihn an: »Lorenz von Orta vom Orden der Mi n deren Brüder des heiligen Franz von Assisi« – er wird doch nicht, betete ich und schloß die Augen, doch eiskalt fuhr dieser Herold des Teufels fort: »Legat seiner Heiligkeit des Pap s tes Innozenz!«
    Ein Schlag ins Gesicht des Dominikaners unten im Saal, nur daß ich dessen Reaktion nicht sehen konnte, denn ich hatte alle Hände voll zu tun, die nach vorn zur Rampe str e benden Kinde r f estzuhalten. Doch im Saal kehrte R u he ein, ein eisiges Schweigen allerdings.
    »Der ozeangleiche Herrscher«, plauderte Lorenz launig und hatte gleich ein paar Lacher auf seiner Seite, die aber sofort wieder erstarben, »der die Kraft Gottes für sich und sein Volk so anmaßend beansprucht«, jetzt klatsc h ten sogar etliche, »hat zwei Gesichter, ein grausames, das wir alle kennen, von dem die Ungarn ein Lied singen können, und das mußte er uns wohl erst mal als drohende Grimasse ze i gen.« Jetzt schienen die Leute im Saal inte r essiert, war jetzt das Eis gebrochen? »Doch es gibt noch ein anderes, das fürchtet Gott und ist sich der Superiorität der Mongolen gar nicht so sicher; denn der Khan weiß sehr wohl um die spir i tuelle Macht des Heiligen Vaters, um das Gottesgnaden-tum eines gesalbten Königs von Frankreich, und dieses andere Gesicht des Khans ist von Tränen erfüllt, er rauft sich verzweifelt den Bart und schlägt sich reumütig auf die Brust.« An Lorenz war ein Moritatensänger erster Güte verlorengegangen, er kostete selbst die Pausen aus, in d e nen seine Phantasie schnell den Faden weiterspann. »Als der Missionar des Heiligen Vaters, der Bruder Pian del Carpine, sah, wie verstockt der Herrscher aller Tataren war, trat er vor ihn und sagte: ›Ich werde deinen Brief an mich nehmen, aber ich werde ihn der ganzen Christenheit zu Gehör bringen, und Gott wird dich strafen!«* Stille zeigte die erreichte Spannung im Saal, und Lorenz bewies die Nerven und die Meisterschaft, genau an diesem Punkt a b zubrechen; mir blieb die Spucke weg. »Aus dem Munde des großen und weisen Missionars selbst werdet Ihr jetzt hören, was er sagte«, und damit räumte er das Feld, und Pian stürzte auf die Bühne. Er war so erregt und zornig, daß ich nicht zu hoffen wagte, er könnte den Ball auffa n gen, den ihm Lorenz zugeworfen.
    »Gott straft dich, er straft dich durch mich«, rief er mit lauter Stimme, als stünde der Khan vor ihm, »und ich strafe dich durch den Entzug der königlichen Kinder, die dir mein Herr, der Paps t u nter der Obhut des Bruders William von Roebruk gesandt und die du so sehnlich erwartest, denn sie sind das Heil der Welt, das versö h nende höchste Blut, die Garanten des Friedens, dessen du so dringend bedarfst. Diese Kinder werden dir nicht übergeben, du wirst sie nicht erhalten, bis daß du öffentlich Abbitte getan für diesen Brief!« Pian hielt ihn triu m phierend hoch und leistete sich nun auch eine komödia n tische Extravaganz, die ich ihm nicht zugetraut hätte. »›Wie kannst du es wagen‹«, schnaufte er mit veränderter Stimme, »›so zu Uns zu spr e chen! Den Kopf werden Wir dir vor deine schmutzigen Füße legen! Wachen! Reicht Uns das Henkersschwert!‹« Pian spielte die Szene dem hingerissenen Publikum vor. »Da sagte ich: ›Großmäc h tiger Khan! Schneide du mir den Kopf ab, zerschneidest du auch den letzten seidenen Faden, an dem deine Mö g lichkeit hängt, die königlichen Kinder doch noch – nach getaner Buße und Abbitte, wohlgemerkt – eines Tages heimzuführen, in deine Arme schließen zu können. Und vergiß eines nicht: Die Kinder wachsen. Ve r lierst du z u viel kostbare Zeit, werden sie eines Tages als die Friedenskönige dieser Welt, des Orients wie des Okz i dents, dich aus deiner Macht stoßen. Ein Wink mit dem kleinen Finger reicht!‹ Da umarmte mich der große Khan, b e schenkte mich reich und versprach, in sich zu gehen. Ich aber kehrte heim, holte meinen Bruder William und die Kinder aus ihrem Versteck – und hier sind sie«, beschloß er emphatisch seine Ballade: »William von Roebruk und die Kinder des

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