Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Mönche der unterschie d lichsten Konfessionen. Ein Derwisch tanzte, viele wei n ten.
»Laßt uns durch!« sagte Gavin zu Sigbert. »Ich übe r nehme den Schutz unserer Freunde auf der Bühne.« Der Templer schob auch den Bischof hoch, bevor seine Ma n nen durch die Gasse hinaufstiegen, die ihnen die Otranter bereitwillig räumten.
Nicht so den nachdrängenden Dominikanern. Vor dem mächtigen Deutschritter hatte sich Simon aufgebaut und zeterte: »Ich exkommuniziere Euch alle, wenn Ihr den I n quisitor nicht durchlaßt!«, was ihm nur dröhnendes Geläc h ter einbrachte; von denen aus Otranto war jeder bewaffnet, und sie warteten nur darauf, auf die Päpstlichen einschl a gen zu dürfen.
Doch Sigbert verhielt sich genauso besonnen wie auf der anderen Seite Gavin – und der verhielt sich neutral. Es war der Bischof, der die Spannung löste, indem er Vitus mit verächtlicher Geste den Weg freigab, das Haus zu durchs u chen.
Wütend über die verlorene Zeit stürmte der Viterbese mit seinen Dominikanern wortlos am Bischof vorbei.
»Yarzinth!« rief Nicola. »Weise dem Herrn den Weg in den Keller!« Doch der als Zeremonienmeister verkleidete Koch war verschwunden.
Da der Legat und Simon am Fuß der Bühne zurückg e blieben waren, nahm Vitus die Gelegenheit wahr, sich von einem der ihn begleitenden Schlüsselsoldaten mit einem Schwerthieb die Handkette durchschlagen zu la s sen. Die Enden der Kette ungestüm schlenkernd, rannte er als erster die Kellertreppe hinunter.
Das Spiel des Asha verlagerte sich mehr und mehr auf die Bühne und verlor in Ermangelung der schwarz-weißen Felder für den leidenschaftslosen Beobachter Lorenz se i nen Reiz. Es löste sich auf in totaler Konfus i on. Es würde keine Entscheidung geben, keinen Sieger, nur Besiegte! Die Lichten mit dunklen Flek-ken b e schmutzt, die Mächte der Finsternis nicht erhellt!
Joinville hatte inzwischen genügend Franzosen um die Ori-flamme geschart und ließ sich von ihnen zum Au s gang schieben; er zitterte am ganzen Körper. Lorenz schloß sich ihm unauffällig an, waren sie doch von der gemeinsamen Reise hierher miteinander vertraut. Er nahm den Gesandten einfach beim Arm, und kein Päps t licher traute sich, ihn am Verlassen des Saales zu hindern, obgleich hinter ihnen die sich überschlagende Stimme des Simon zu hören war: »Haltet den falschen Minoriten! Laßt ihn nicht entko m men!«
In dem Getümmel waren nur die beiden arabischen Kaufleute ruhig auf ihren Kissen sitzen geblieben, als ging sie der Aufruhr nichts an. Sie hatten lediglich ihre Schat z truhen, Weihrauchpfannen und Amphoren vorsorglich an sich gezogen, als die Soldateska um sie hin und her wo g te. Sie sahen sich an und lächelten.
Die Gräfin war nervös. »Die Kinder?« flüsterte sie ängstlich Sigbert zu.
»Die sind längst im Pavillon«, suchte Clarion sie zu b e ruhigen.
»Oder bereits auf dem Schiff!« begütigte der Ritter. »Hamo wird sie in Sicherheit gebracht haben.«
»Laßt uns gehen!« drängte Laurence. »Ich brauche G e wißheit – und die Planken der Triëre unter meinen F ü ßen!«
»Ruhig Blut!« grummelte Sigbert. »Zieht jetzt keine Aufmerksamkeit auf Euch. Sobald die Gelegenheit sich ergibt, bringe ich Euch zum Hafen!«
Die Templer unter Gavin hielten den weitaus größten Teil der Bühne abgeriegelt. Sie hatten Turnbull, Galeran und Pian dem unmittelbaren Zugriff der Päpstlichen entz o gen, indem sie sich als undurchdringliche Mauer vor ihnen aufgebaut hatten.
»Wir haben ihn!« ertönten Rufe dumpf und diffus aus dem Keller. »Wir haben den Richtigen gefunden, den B e trüger gefangen!«, und die verbliebenen Gäste, die päpstl i chen Soldaten drängten jetzt wieder vor zur Bühne, wo i h nen sofort die von Otranto entgegentraten.
»Keine Gewalt!« rief Sigbert mit dröhnender Stimme den Seinen zu. »Laßt uns sehen, was der Herr Inquisitor ans Tageslicht bringt!«
Mit Gelächter löste sich die Spannung, aber alle, die ausgeharrt hatten – in Neugier – in Furcht – aus Devotion, und das waren die meisten –, sie schoben und schubsten nach vorn, um so dicht wie möglich am Ort des Gesch e hens zu sein.
Im Hades
Konstantinopel, Herbst 1247
Hamo steuerte das schwankende Boot fahrig zwischen den Säulen hindurch. Es schlingerte heftig, er war dieses St a ken mit eine r e inzelnen Stange nicht gewohnt und schrammte immer wieder an Säulen entlang, die wie hu n dert widrige Hindernisse vor ihm aus dem dunklen Wasser wuchsen.
Die Kinder
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