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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Gral!«
    Da war das Wort gefallen! Pian schaute stolz in die Runde, und ich nahm Roç an die Rechte und Yeza an die Linke, und wir stürmten auf die Bühne.
    Ohrenbetäubender Beifall begrüßte uns, prasselte ork a nartig auf Pian, den glänzenden Schauspieler, und auf me i ne Wenigkeit nieder. Die Leute waren aufgespru n gen, sie schrien vor Wonne und Ergriffenheit, doch ihr größtes En t zücken galt den Kindern, die sich an den Händen hielten und lächelten. Die Leute geriete n i n E k stase, Pian und ich traten bescheiden zurück, die Ovati o nen für Roç und Yeza wollten kein Ende nehmen, da raffte sich aus dem Hinte r grund der alte John Turnbull aus seiner Erstarrung auf. Die ›Vorstellung‹ drohte ihm aus den Händen zu gleiten, er drängte sich vor, ruderte mit den Armen, worauf tatsäc h lich etwas Ruhe eintrat. Er war eine würdige Erscheinung mit seinem schlohweißen Haar und in dem weißen G e wand.
    »Die Kinder des Gral«, hob er an mit krächzender Stimme, da brüllte einer auf wie ein angestochener Stier, einer der schwarzen Dominikaner hinter Fra Ascelin: »Fä l schung!« schrie er, sprang auf, wollte sein Kruzifix b e schwörend hochreißen. »Ketzerische Fälschung –« Das Wort wurde ihm gurgelnd im Munde abgewürgt, er fiel zurück auf seinen Stuhl, als habe ihn der Teufel ins G e nick gepackt, doch es reichte mir, ihn sofort zu erkennen, eh die Kapuze ihm wieder in sein Wolfsgesicht fiel: V i tus von Viter-bo! Endlich wußte ich, auf was ich gewa r tet hatte!
    Turnbulls ungeschickte Intervention genügte auch, um den Mönch neben Ascelin: »Verrat, Verrat! Ergreift sie!« kreischen zu lassen. Die Franzosen, die gar nicht gemeint waren, rannten los, gerieten an die von Otranto, die sich auch ohne Befehl schützend vor die Kinder schoben. Noch wurde nicht blank gezogen, doch die Verwirrung reichte aus, die vorstürmenden Päpstlichen nicht durc h kommen zu lassen. »Verrat, Verrat!« riefen auch die Es o teriker.
    Ich griff die beiden, die das Chaos zu ihren Füßen b e trachteten, immer noch lächelnd, wie ihnen geheißen, ze r rte sie in den Hintergrund der Bühne, hinter den bla u en Samtvorhang.
    »Stehengeblieben!« fauchte mich völlig überraschend dort Yar-zinth an. Ich wollte schon mit bloßen Fäusten auf ihn losgehen, im Saal schrillte die Stimme der Gräfin: »O t ranti, alla riscossal«, da tat sich der Boden auf. Wir rutsc h ten die Schräge mehr, als daß wir fielen, glitten in eine blanke Kupferrinne.
    »Uiih!« quietschte Yeza. »Da ist was los!«
    Die Kinder eng an mich gepreßt, sausten wir in Kurven in die Tiefe der Keller, bis wir durch ein vorher nie b e merktes Loch in der Wand – ich hatte es immer für ein Fenster gehalten – von oben unsanft auf die Betten in dem Verlies plumpsten, wo immer noch Benedikt hockte.
    »Hamo wartet im Pavillon!« rief er uns zu.
    Ich bildete mir ein, schon das Getrampel der Verfolger auf den Treppen zu hören, die Schläge ihrer Schwer t knäufe an der Tür.
    »Das hätten wir vorher wissen sollen!« rief Roç begei s tert.
    »Wer konnte wissen, daß Vitus –«, versuchte ich ihm die gefährliche Lage zu erklären.
    »Ich mein ’ die herrliche Rutsche!«
    Ich schob ihn in die Öffnung des Ganges und Yeza hi n terher. »Lauft, lauft!« schnaufte ich. »Hamo soll euch aufs Schiff bringen!«
    »Wir sind die Mäuse!« sang Yeza, und sie rannten los.
    Ich umarmte Benedikt, der hinzugesprungen war, ich mußte das Opfer bringen, mein dicker Körper war dazu prädestiniert. Einmal in meinem Leben sollte er einen Wert haben!
    Jetzt näherte sich der Tumult der Tür, lange würde sie nicht standhalten. Ich nahm Anlauf und knallte mich wie einen Pfropfen in die trichterförmige Öffnung!
    Ich spürte wie mein Fleisch sich quetschte, mein Brus t korb zusammengedrückt wurde. Ich vernahm noch das Krachen, mit dem die Tür aufgebrochen wurde; es war, als schnaube mir der heißfeuchte Atem des Häschers ins G e nick. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen.
    William, kam es mir, du stirbst als Held: Die Kinder sind gerettet!
    Die Prophezeiung schoß mir in den Sinn, die mir am Fuße des Montségur der sterbende Baske anvertraut hatte: War ich nicht ein braver ›Hüter‹? Bis zuletzt! Mein L e ben für die Kinder des Gral! Nimm mich, Schnitter Tod. »M a ria, in Deine Händ e e mpfehle ich meinen Geist – erbarme Dich meiner!« flüsterte ich.
    Sie läßt mich nicht lebend in die Hände des Vitus fallen, dachte ich dankbar und fühlte kaum

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