Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
plötzlich einer Wichtigkeit bewußt, die ich vorher nicht mit meiner Person verbunden hatte: Nicht nur die Kinder, nein: ›William und die Kinder!‹
    »Was ist mit meinem Brief?« zeterte hinter mir Pian del Ca rp ine so laut, daß es auch der geschäftig umhereilende Bischof hören mußte.
    »Mäßigt Eure Stimme!« zischte er Pian zu. »Ihr werdet ihn hier und heute in Händen halten.«
    Fra ’ Ascelin nahm zusammen mit einem Mitbruder auf der rechten Seite Platz, die anderen Mönche setzten sich in die Reihen dahinter. Der Bannerträger stellte sich n e ben ihn, und die päpstlichen Soldaten drängten auf der Flanke. Die Templer rührten sich nicht vom Fleck, bis Gavin sie nach vorne zur Bühne abrücken ließ. Der französische G e sandte nahm seinen Platz in der Mitte der ersten Reihe ein, an seiner Seite Guillem de Gisors, der Gavin mit einer knappen Beugung und mit hochrotem Kopf begrüßte. Es war dem jungen Ritter sichtlich unangenehm, so herausg e hoben zu sitzen, während der Pr ä zeptor stand. Die Soldaten des Königs von Frankreich, waren den Päpstlichen geg e nüber postiert, neben den Otrantern. Vor den Plätzen, die für die Gräfin reserviert waren, auf der linken Seite, hatten sich die muselman i schen Kaufleute im Schneidersitz auf dem Marmorboden niedergelassen, und einige kleine, kos t bar beschlagene Truhen, edelsteinbesetzte Räuchergefäße und güldene Schalen mit wohlriechenden Essenzen vor sich aufg e baut. Danach ging der Marmor ins Wasser über, dessen Fläche den festlichen Saal und seine erlauchten B e sucher spiegelte.
    Nun trat auch die Gräfin ein, von Clarion begleitet und von Sigbert als ihrem Ritter beschützt. Die beiden Frauen genossen ihren Auftritt, ihre feinen Roben waren in ä u ßerst raffinierter Einfachheit gehalten, um den Juwelen und Pe r len nichts an Glanz zu stehlen, außerdem unte r strichen sie so die immer noch hinreißend schlanke G e stalt der Gräfin und die überbordende Prosperitas ihrer Ziehtochter. Die Zofen traten zum Kontrast als schlichte Nonnen in einem warmen Beige auf – bis auf eine. Mir fielen die Augen aus dem Kopf, fast wäre ich durch den Schlitz in den Saal g e fallen, das konnte nur ein Trugbild sein: Das Antlitz der Zofe trug die Züge von Madulain!
    Ich glotzte und glotzte, während das Traumwesen, me i ne Prinzessin der Saratz, anmutig den Platz hinter den D a men einnahm, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt!
    »William!« riß mich die Mahnung Yarzinths aus meinen verwirrten Träumen. »Der Bischof hat sich bereits in den Saal begeben.« Der Koch trug jetzt eine Perücke und einen Heroldstab in der Hand und scheuchte mich hinter die d a mastenen Quinten, wo schon Lorenz und der fremde B i schof – jetzt fiel mir sein Name wieder ein: Galeran von Beirut – sowie Pian del Carpine und in der Ecke auch die aufgeregten Kinder mit Hamo bereit standen.
    Der Sohn der Gräfin war nun ebenfalls als Mongole au s staffiert, ein strenges Kriegergewand, aber gut geschni t ten, mit Stehkragen und pelzbesetzten hohen Stiefeln, auf dem Haupt ein kunstvoll geschmiedeter Helm mit einer langen Spitze. Er wirkte dadurch viel größer und sah aus, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getragen. Sein Gesicht war sehr ernst.
    Obgleich ich mich nun eigentlich hätte zurückhalten so l len, suchte und fand ich auch jetzt ein kleines Loch, durch das ich in den Saal würde blinzeln können, wenn der Hauptvorhang erst einmal aufgezogen wäre. Doch daran war erst mal gar nicht zu denken, denn Hamo drückte mir die Kinder in die Hand, die sich eng an mich drückten, und das erste, was mir Yeza anvertraute, war, daß sie jetzt s o fort Pipi machen müßte. Ich warf Yarzinth einen verzwe i felten Blick zu und schob sie in das leere Zimmer; Roç war mir am Rockschoß gefolgt. Ich hielt sie mitten im Raum ab, gab acht, daß sie mich nicht naßspritzte.
    Pian schaute durch die Tür. »Tüchtige Chalcha-Frau!« griente er. »Dir fehlen nur noch die langen Flechten in den Zopfetuis – aber du kannst sie dir ja noch wachsen lassen!« Ich verstand nicht, was er meinte, offensichtlich spielte er auf meine großartigen Widderhörner an, die er mir als Frauending madig zu machen suchte!
    Ich zerrte die Kinder hinaus, und wir nahmen wieder hinter dem blauen Damast Aufstellung. Jetzt wurden die Feuer in den Schalen entzündet: Sie warfen ein phosph o reszierendes Licht an Decke und Wände, und der tuchb e deckte Altar leuchtete magisch auf. Yarzinth

Weitere Kostenlose Bücher