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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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keiner hätte dir sein braunes Ehrenkleid der Armut verkauft, und falsche wie du laufen halt nicht überall h e rum!
    »Wieso ist der Papst denn in Sutri?«
    Kaum waren diese Worte meinem dummen Munde en t schlüpft, bereute ich sie schon. Als Kardinal sollte ich wohl wissen, was den Heiligen Vater aus Rom vertrieben hatte, doch der Hauptmann lächelte nachsichtig.
    »In Civitacastellana hättet Ihr ihn nicht mehr angetro f fen, dessen Befestigung erschien dem edlen Herrn von C a poccio nicht mehr ausreichend als Garantie für die Siche r heit seiner Heiligkeit –«
    Er maß mich eines prüfenden Blickes, den ich auf meine Person bezogen empfand. Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als ihm »verschmitzt« zuzuzwinkern.
    »Wohl mit Recht, so wie der Kardinal bisher höchs t selbst den Staufer gereizt!« fügte er, Vertrauen fassend, seine eigene Meinung hinzu. »Wem ich so übel mitspiele, wie …« Es kamen ihm nun doch Bedenken ob meines Standpunktes.
    »Ich bin Franzose aus dem Norden«, beeilte ich mich zu versichern, »all diese römischen Intrigen –«
    »Und ich bin Genuese«, dankte er mir für die Möglic h keit, sein Herz auszuschütten; »wir werfen uns zwar in die Bresche für Papst Innozenz, der vorher unser hoc h verehrter Bischof war – und als solcher gut Freund mit dem Kaiser, ungeachtet dessen, daß dieser Pisa stets bevorzugt hat, doch wir sind nicht reichsfeindlich!«
    »Zum Besten der Christenheit«, seufzte ich, ganz ve r antwortungsvoller Purpurträger, auf dessen Schultern das Leid der Kirche lastete. »Die beiden sollten sich ein i gen!«
    »Recht habt Ihr, Eminenz, doch es gibt unter Euch Ro t rök-ken, pardon für die vox populi, einige schwarze Wölfe – nicht Schafe! –, die genau das zu verhindern wissen. Der Heilige Vater hatte sich nach Civitacastell a na begeben, weil viele verständige Männer wie Ihr, Eminenz, ihn drängten, sich mit dem Kaiser zu verständigen. Friedrich war, ›wie eine Löwin, der man ihr Junges g e raubt‹, aus der Toscana herbeigestürmt, um Viterbo wieder aus den Kla u en des übelsten aller Wölfe, Eures Ko l legen Rainer von Capoccio, zu reißen, der es auf infame Weise in seinen – höchstpersönlichen – Besitz gebracht hatte –«
    »Und der Papst konnte nicht -?« fragte ich empört, weil mir das alles völlig fremd war, was ich aber nicht zeigen durfte.
    »Dem Heiligen Vater blieb nur, den Ahnungslosen zu spielen, er rügte den Kardinal öffentlich und belegte die Viterbesen – die am wenigsten dafür konnten – mit einer Geldbuße.«
    »Die er für seine Kriegskasse einsackte?« fügte ich i n tuitiv hinzu.
    Der Hauptmann nickte, mißbilligend und verständni s voll zugleich. »Innozenz«, besann er dessen Situation, »ist von unb es timmter Furcht erfüllt, einmal Friedrich übe r haupt gegenüberzutreten –«
    »Wozu die Sorge vor der Tücke des Staufers durchaus berechtigt«, trug ich mein Scherflein bei, das dankend a n genommen wurde.
    »– der sich per Handstreich seiner Person bemächtigen könnte! Zum anderen«, fuhr der gesprächsselige Haup t mann fort, »mag da die Angst sein, es möchte ihm so erg e hen, wie seinem Vorgänger, der, kaum daß er gewisse Friedensbereitschaft dem Kaiser gegenüber hatte e r kennen lassen –«
    »– erstaunlich schnell von Gott an Seine Seite berufen ward!«
    »Der Graue Kardinal!« flüsterte er, und da war das erste Mal, daß ich von dieser geheimnisvollen Institution hö r te, diesem personifizierten Machtwillen einer weltlich orie n tierten Kurie, der offenbar dem Papst mit dieser unausges p rochenen Drohung wie ein Alb im Genick saß. »Nur sola n ge es dem Heiligen Vater gelingt, den Ban n fluch gegen Friedrich aufrechtzuerhalten, ist er seines Lebens sicher!« vertraute mir dieser Hauptmann des päpstlichen Heeres das Dilemma an, und ich hatte schließlich begriffen, daß eine Lösung des Problems nicht einfach sein mochte.
    »Doch gerade den will der Kaiser a priori gelöscht s e hen!« riet ich auf gut Glück – einen würdigen Abschluß suchend.
    Ich hatte ihn rechtzeitig gefunden, denn vor uns tauchte die Burg von Sutri zwischen den Bäumen auf. Ich hätte gern noch mehr über die feinen Gespinste der Kurie erfa h ren, doch mein Hauptmann galoppierte jetzt an die Spitze seines Trupps, wohl auch in Respekt vor dem g e fürchteten Rainer von Capoccio, der anscheinend – mehr als ein g e wöhnlicher Kardinal – hier die Fäden zog wie ein Puppe n spieler. An ihnen hing also auch mein

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