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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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war wie erstarrt, denn das einfallende Licht hatte mich geblendet, und ich fürchtete atemlos, entdeckt wo r den zu sein.
    »Sorgt dafür, daß es mit eingepackt und mir vorgelegt wird!« befahl Seine Eminenz, offensichtlich mit anderen Problemen beschäftigt, und die Schranktür schlug zu.
    »Ich stelle fest«, der Kardinal hatte seine Unnahbarkeit wiedergefunden und seine Stimme ihren eisigen Ton, »der Kaiser weiß von nichts, der König weiß von nichts, der Papst weiß von nichts – jedenfalls nicht, daß ich wü ß te – nur mein geheimer Dienst hat anscheinend so wenig zu tun, daß er sich Konspirationen ersinnt, die es gar nicht –«
    »Verzeiht mir, Eminenz, es gibt noch andere Mächte –«
    »– deren Kopf Ihr Euch jetzt bitte nicht länger ze r brecht, Anselm von Longjumeau«, unterbrach ihn schroff die kalte Stimme, »somit könnt Ihr Euch endlich den Au f gaben widmen, die zur Zeit dringlicher anstehen!«
    Schweigen, Schritte, eine Tür schloß sich.
    Der Teufel ritt mich in Unterhosen. Mein Generalmini s ter Elia war zwar abgesetzt als solcher und obendrein noch im Kirchenbann, doch war er immer noch wer – vielleicht sollte ich mich an ihn wenden? Ein bestimmt schmerzlich vermißtes Mitbringsel würde ihn mir sicher gewogen m a chen. Ich tastete im dunklen Schrank nach der Rolle, als sei ’ s eine Giftnatter, und schob sie mir mutig in die Unte r hose; wo sonst sollte ich sie auch verste c ken? Wenn man mich erwischte, war ich sowieso ›fällig‹, mit einem Strick um den Hals zum Fall ins Leere – ob nun als einfacher Spion oder als Dieb obendrein – und was, sagte ich mir, heißt hier schon Diebstahl?
    Ich hastete zurück in meine Kammer und warf mich aufs Bett, gerade im richtigen Augenblick. Der Page kam z u rückgerannt: »Dies ist zwar eine schwarze, braune gab ’ s in der Größe keine, aber das spielt ja keine Rolle!«
    Er mußte es wissen. Ich wußte gar nichts, durfte es mir aber nicht anmerken lassen. Also schlüpfte ich in die B e nediktinerkutte. »Wartet hier, bis man Euch holt!« b e schied mich der Knabe und schloß die Tür.
    William von Roebruk im Vorzimmer des Papstes. Sollte das ein Wink sein, sollte ich vielleicht ihm meine G e schichte beichten, mein Gewissen erleichtern, mich von meinen Zweifeln erlösen lassen – »in Deine Hand gebe ich mein Schicksal«? Ja, das war der Schritt, den ich g e hen mußte, dafür hat mich der Herr diesen Weg hierher geleitet. Die Wege des Herrn sind unergründbar, doch will ich Se i nem Zeichen folgen, jetzt, hier, sofort. Mußte ich den He i ligen Vater nicht warnen vor dem, was sich hinter seinem Rücken abspielte? Denn der Herr erleuc h tet und beschützt mich, Ihm will ich gehorchen!
    Ich öffnete behutsam die Tür und stahl mich auf den Flur. Das Gewimmel hatte nachgelassen, eine merkwürdige Spannung lastete in der Luft. Wie vor einem Gewitter. Auch meine Seel e b edurfte der Reinigung! Ich hatte mir immer geträumt: der Heilige Vater in lichten hohen Rä u men, die Wände mit kostbaren Gobelins behangen, Zeugen der machtvollen Geschichte der Kirche und ihrer Märtyrer und an den Decken farbenfrohe Fresken, Szenen der him m lischen Herrschaft und Glorie. Doch jetzt befand ich mich in bedrückend dunklen Gängen; kaum ein Sonnenstrahl brach herein, die ersten Räume, die ich zögernd betrat, waren karg und schmucklos, ja herunte r gekommen. Die gleiche Postenkette, die noch soeben vor mir salutiert hatte, versperrte mir jetzt zwar nicht den Weg, aber ihr Offizier ließ mich nach verborgenen Stichwaffen abtasten – die Rolle in der Hose bestand ihre Feuerprobe; sie brannte mir nicht auf der Haut, sondern lehnte wie ein aufgerichteter Eiszapfen dort, wo eigen t lich der meine seinen Stammplatz hatte.
    Wie ein Arretierter wurde ich in die Gemächer geleitet, die provisorisch als Amtsräume hergerichtet waren. Als Kardinal hätte ich erhobenen Hauptes, oder ›in Gedanken versunken‹ durch sie hindurchschreiten können!
    So hatte ich mir das Vorzimmer zum Thron Seiner He i ligkeit nicht vorgestellt. Ein halbverfallener Kamin, in dem zu nasses Holz bläulichen Rauch mangels Abzug in den überfüllten Raum entweichen ließ, würfelnde Sold a ten in der Ecke und in der Mitte, wie eine Barriere, ein länglicher Eichentisch voller Fettflecken, Rotweinpfützen und E s senskrümmel, hinter dem ein Secretari-us, ohne aufz u schauen, herablassend nach meinem Begehr fragte. Mir fehlten die Worte.
    »Zu wem seid Ihr bestellt?« fügte er

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