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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Marseiller, alle mit nacktem Oberkörper, winkten zurück.
    »Jetzt aber raus mit dem Zeug!« schrie Konstanz, kaum daß die Flotte vorübergerauscht war. »Wir saufen ab!« Und mit beiden Händen begannen sie die köstliche Beute wi e der ins Meer zurückzuwerfen, bis auf ein paar kleine, die nun, von Roç und Yeza einträchtig geschützt, ihr L e ben im Kiel des Schiffes fortsetzten.
    Wieder schöpften alle, doch das Wasser wollte nicht sinken, es stieg – sie erwarteten angstvoll den Abend und die schützende Dunkelheit.
    Papst Innozenz IV und seine Entourage, darunter auch der Kardinal Rainer von Capoccio, waren die ganze Nacht scharf geritten und auch ohne Rast den darauffo l genden Tag. Nur in der Mittagshitze des Tolfa-Gebirges hatten sie sich kurz in einer römischen Therme erfrischt und waren des Abends endlich im befestigten Hafen von Civitave c chia eingetroffen.
    Hier wartete Vitus von Viterbo mit der stattlichen g e nuesischen Flotte auf sie, die er von Rom heraufgeführt ha t te. Dreiundzwanzig Galeeren, eine jede mit über hundert Ruderern und unzählig viel Bewaffneten.
    Statt fröhlicher Begeisterung – so jedenfalls hatte sich Seine Heiligkeit die Gefühle der durch seinen überrasche n den B es uch beglückten Bevölkerung vorgestellt – herrsc h ten in Civi-tavecchia Niedergeschlagenheit und Trauer ob des verlorenen Jerusalems und wohl auch manch geheimer Zorn; denn wenn dieser leidige Streit zwischen Friedrich und der Kurie nicht wäre, hätte der Kaiser längst im Heil i gen Land eingreifen können, und eine solch furchtbare Schmach wäre der Christenheit erspart geblieben. Es waren die einfachen Leute, die so empfanden und darunter litten. Für die Honoratioren der Stadt wie auch für die G e sandtschaft der eben eingetro f fenen Genueser, den Admiral an ihrer Spitze, war es eine dumme Inkonvenienz, die sie nicht davon abhalten sollte, das Kommen des Heiligen V a ters mit einem Festbankett zu feiern. Doch Innozenz besaß Gespür für die Sehnsüc h te und Ängste des Volkes. Er hielt eine Messe im Freien ab, in der er den Verlust der heiligen Stätten bitterlich beweinte, und deren Wiedererlangung feierlich b e schwor.
    Der Kardinal Rainer streute coram publico an der Seite des Papstes kniend Asche auf sein Haupt und verfluchte insgeheim dieses Jerusalem, das alles Mitgefühl auf sich zog, wo doch einzig die bösartige Verfolgung durch den Staufer, diesen incubus der Kirche, an den Pranger zu ste l len war. Kaum hatte er sich wieder erhoben, die Tr ä nen getrocknet und die Asche abgeschüttelt, hieß er s o fort den Vitus von Viterbo zu sich kommen. Jerusalem mochte ve r loren sein, hier ging es um das Schicksal der Ecclesia r o manal Der Kardinal erwartete seinen ›Büttel‹, wie lästerl i che Zungen des Kastells ihr seltsames Ve r hältnis – oder eher Mißverhältnis zwischen klugem Kopf und tumber Pranke – höhnten, auf den Zinnen der Hafe n feste. Er ließ sich nicht gern mit Vitus in der Öffentlic h keit sehen.
    »Mein Morgenstern!« empfing der Capoccio den mü r risch die Stufen Hocheilenden, eine Begrüßung, auf die Vitus ein jedes Mal erneut hereinfiel, wohl in der unte r schwelligen Hoffnung, einmal die Zärtlichkeit der schau m geborenen Venus in der Eiseskälte dieses unnahbaren Machtmenschen verspüren zu kö nn en; doch der dachte nur an die dreinschlagende Brauchbarkeit eines eisenbewehrten Knüppels.
    »Unsere zahlreiche Mannschaft vergnügt sich im H a fen«, warf der Kardinal ihm schneidend vor, »anstatt einen waffenstarrenden Kordon um die Stadt zu bilden!«
    »Der Schutz der Mauern ist –« versuchte Vitus gege n zuhalten, doch der Kardinal entzog ihm sogleich das Wort:
    »- ist kein sonderlich Hindernis für den Kaiser, wenn ihm die Flucht von Innozenz hinterbracht wird!«
    »Und warum sollte er ihn hindern wollen? Jubeln wird der Antichrist!«
    »Vitus!« Der Kardinal schaute erstaunt auf, immer wi e der verblüfft von der tiefsitzenden Ignoranz des Viterb e sen. »Der Kaiser will den Papst nicht vertreiben, sondern ihn sich erhalten, mit Sitz in Rom von Friedrichs Gnaden, Er s ter Priester des Heiligen Römischen Reiches – nicht mehr und nicht weniger! Willfährig dem Staufer zu Diensten!« höhnte der Capoccio.
    »Umbringen lassen tät ’ er ihn!« brauste Vitus erregt auf. »Innozenz – verzeiht, der Heilige Vater – wär ’ seines L e bens nicht mehr sicher!«
    »Ich sehe, du verstehst beide nicht: Dem Staufer nützt ein toter Papst nicht, der

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