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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Vorzimmer der Ka r dinal Rainer auf Eile drängte und sein Hirtenhund Fra ’ Ascelin durch die Räume hechelte und meine verkleideten Kollegen z u sammentrieb. Auch der Papst legte nicht etwa Ornat an, sondern die Kleidung eines einfachen Reisigen. Erregt drängten sich seine Kardinale und Präl a ten um ihn, alle, wie er, in unauffälliger Kluft, würde nicht hie und da ein kostbares Schwert blitzen, oder der Ring am Finger, hätte man sie leicht für eine wahllos zusammengewürfelte Jag d gesellschaft halten können.
    Im Burghof scharrten die Pferde und schnaubten. Auf den Zinnen zogen Bogenschützen auf. Ich wagte kaum noch zu atmen, ein Rascheln, ein Huster, und sie würden mich in einen Heiligen Sebastian verwandeln, bevor ich den Boden wieder erreicht hätte.
    Die Torflügel öffneten sich, eine Vorhut sprengte h e raus, bald gefolgt von der berittenen Armada. Dort, wo das Gedrängel am dichtesten war und die Schilde am höc h sten, dort mußte er stekken, der arme Papst in der Hand des Te u fels! Wohin mochte er ihn wohl diesmal entfü h ren?
    Rasselnd und stampfend verschwand das höllische G e lichter im Dunkel der Nacht, nur ein paar Fackeln leucht e ten noch auf, wie Glühwürmchen. Die Bogenschützen ve r ließen scherzend ihre Posten. »So ist er geritten dahin, der Herre Papst!« Ich mag es gar nicht fassen, aber es wird wohl so sein.
    Als auch das Tor wieder geschlossen war, wagte ich mich hinunter aus meinem luftigen Versteck und trollte mich – wohin soll ich mich wenden?
    Schnittpunkt zweier Fluchten
    Civitavecchia, Sommer 1244
    Das Schiff, das sie aus Marseille übers tyrrhenische Meer geführt hatte, war mit sechs wilden Gesellen b e mannt, so daß es mit den drei Rittern und ihren Pferden voll ausgela s tet war; die Kinder fielen nicht ins Gewicht. Doch es war alt, und als sie auf der Insel Elba das letzte Mal Trinkwa s ser und Nahrungsmittel an Bord nahmen, ließ Crean de Bourivan es noch einmal mit Pech und Harz a b dichten, zumal der Hafen von Civitavecchia noch ziemlich weit im Süden lag.
    Die fremdländische Besatzung, die ein gewisser Ruiz kommandierte, hatte bisher nicht gemeutert, war ihnen doch für die Übergabe ihrer Fracht dort an die Gewährsle u te ein so reichlicher Lohn versprochen worden, daß sie sich jeder danach ein Schiff leisten konnten und der C a pitan sogar deren drei. Sie behaupteten zwar, Gold sei keinesfalls die Triebkraft ihres Handelns, und gaben vor, aus Andaluz zu stammen, sprachen aber einen mit gri e chischen Brocken durchsetzten Dialekt, den nur Crean – aufgrund seiner Zeit in Achaia – mühsam verstand. Er war seinerseits ihr dire k ter Ansprechpartner, was darauf hindeutete, daß die Bu r schen, ebenso wie er, irgendwie dem mittel-meerumspannenden Netz der gotischen Korsarenbrude r schaft zuzurechnen waren. So kannten sie auch keine Furcht, wenn sie auch Vorsicht walten ließen, genuesischen wie auch pisanischen Schiffen aus dem Weg zu gehen.
    In der Höhe des ins Meer vorgeschobenen Silberberges war zwar kein Leck zu entdecken, doch das Brackwasser im Kiel stieg immer höher, und sie mußten mit dem Schö p fen beginnen. Die Kinder zeigten keine Angst; sie krochen zwischen den Pferden herum, die es ihnen besonders ang e tan hatten, und beteiligten sich vergnügt mit ihren Essen s schälchen an der lästigen Aufgabe der Matrosen, das Wa s ser aus dem Boot i n d as Wasser des Meeres zu kippen. Doch die Brühe stieg unaufhörlich, und Ruiz schlug das Steuer Richtung Küste ein. Es war Mittag, und eine günst i ge Brise trieb sie schräg auf den Strand zu.
    »Dort oben liegt Tarquinia«, vermeldete Ruiz, »es sind nur noch wenige Meilen, vielleicht –«
    »Wir schaffen es nicht«, schnaufte Sigbert, »wir müssen hier an Land gehen.«
    Crean überlegte kurz. »Legt die Pferde flach und bedeckt sie mit Netzen, bevor man uns vom Ufer aus sehen kann!«
    »Dann laßt uns auch die Segel reffen und wenigstens mit einem Netz fischen, alles andere wäre auffällig«, setzte Ruiz hinzu, und so wurde verfahren.
    Für Roç und die kleine Yeza war es eine besonders au f regende Erfahrung, endlich konnten sie den großen Ti e ren aus der Nähe in die Augen schauen und in die Nüstern, i h nen Grashalme ins Maul stopfen und auf ihren mächtigen Leibern herumklettern, zumal sich die E r wachsenen nicht um sie kümmern konnten. Sie kamen mit den Pferden u n ters Netz und trösteten streichelnd und patschend die ne r vösen Leiber mit dem glatten Fell und den peitschenden

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