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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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den besten einheim i schen Tropfen, bis man sie aufs Pferd heben und dort anbinden mußte.
    Als sie wankend und unter herbem Gelächter den Ort verlassen hatten, erfuhr die inzwischen zahlreiche Gäst e schar von ihren zurückgebliebenen Matrosen mit Scha u dern, welch furchtbares Unglück sich im Heiligen Land ereignet hatte.
    Der Bootsmann war der beste Erzähler. Er hatte pec h schwarze Haut und trug einen kleinen Goldring durch e i nen Nasenflügel und einen riesengroßen im rechten Ohr. Das linke fehlte.
    »Die Khoresmier«, sagte er und rollte das Wort gräßlich auf der Zunge, »ein wilder Reiterstamm, sind auf der Flucht vor den noch entsetzlicheren Tataren« – er schmat z te sie wie rohes Fleisch – »nach Syrien eing e drungen. Da Damaskus sich als allzu gut befestigt e r weist, wenden sie sich plötzlich gegen Jerusalem, das ahnungslos schlu m mernde –«, er verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, »sie überrumpeln die Wachen –«, mit der flachen Hand demonstrierte er an eigener Kehle das Hal s aufschlitzen, »brechen die Tore, schänden die Nonnen, metzeln die Priester und alle, die sich nicht in die Zitadelle retten können, sie steigen dabei nicht mal von ihren schne l len Pferden, sondern alles g e schieht im vollen Galopp!« Der Wirt spendierte dem E r zähler und seinen Freunden eine Runde. »Der Stadthalter«, fuhr der Bootsmann genü ß lich fort, »wendet sich in Ermangelung eines christlichen Heeres an die muselm a nischen Nachbarn –«
    »Schande!-Schande!«-Rufe setzten ein. »Wo bleiben den unsere Kreuzritter?« Beim Hilfsersuchen an die U n gläubigen schwoll der Protest der Zuhörer zu einem Sturm der Entrüstung. Der Bootsmann gebot Ruhe. »Die Mu s lime schlagen sich zwar nicht für die Christen, doch sie erwi r ken freien Abzug für die Bevölkerung der Stadt, die sich in die Davidsburg gerettet hat. Die Juden trauen dem Frieden nicht und bleiben. Sechstausend Christe n z iehen ve r trauensvoll nach Jaffa, Joppe, wie wir es nennen – na, und was soll ich Euch sagen? Dreihundert kommen dort lebend an!«
    Zorn, Empörung und ohnmächtige Wut schrien jetzt durcheinander. »Jerusalem verloren? Ja, endgültig verl o ren! Das heilige Grab nur noch ein Trümmerhaufen! Herr, vergib uns unsere Schuld! Oh, mein geliebtes Z i on!« Viele weinten.
    Unter Tränen füllte der Wirt den Matrosen nach, auch ihnen liefen heiße Zähren über die Wangen. Jammern und Wehklagen drang aus der Taverne, setzte sich fort, wie u n sichtbare Polypenarme, stieß in die Straßen und Gassen der Stadt …
    Auf dem glitzernden Meer ein winziger Punkt, das Schifflein aus Marseille mit den Kindern an Bord. Unter dem Kommando von Sigbert, dem hünenhaften Ordensri t ter, schöpfte die Besatzung wie wild, doch immer ne u es Wasser sickerte durch die morschen Planken, und ihre Kräfte drohten zu ermüden.
    »Bald haben wir nur noch die Wahl zwischen der Höhle des Löwen und den Rachen der Haie«, versuchte Ko n stanz die gedrückte Stimmung nicht in Verzweiflung abgleiten zu lassen.
    »Oder es kommt ein Schiff gefahren und birgt uns aus der Seenot …« , sagte Sigbert tagträumend und wies auf das offene Meer, wo im Süden am Horizont ein Segel erschien – nicht eines, mehrere! Sie blähten sich gewaltig im Wind und hielten direkt auf das Schifflein zu; deutlich waren die weißen Kreuze auf dem braunroten Tuch au s zumachen.
    »Die Flotte der Genuesen!« brüllte Sigbert zornig. »Hört auf zu winken, zu Boden mit den Pferden!«
    Das war leichter gebrüllt als bewerkstelligt, denn die Tiere waren es längst leid, halb im Wasser zu liegen, und sträubten sich. Konstanz zwang sie nieder, und die Ki n der hockten sich zu den Köpfen der Pferde und streiche l ten und tatschten ihnen Zuversicht, während wieder eines der Netze über sie gebreitet wurde.
    Ruiz hatte das andere noch mal ausgeworfen und steue r te das Boot aus der Fahrtrichtung der Kolosse, die sich n ä herschoben und auf den Hafen von Civitavecchia zuhie l ten.
    Zum Schrecken aller füllte sich das Netz, so daß Sigbert, um keinen Verdacht zu erregen, befahl, es einzuholen. Ein Schwarm von zappelnden, silbrigen, schnappenden und springenden Leibern ergoß sich in das sowieso schon durch Leckwasser und mit schweren Pferden bedenklich überl a dene Bootsinnere, doch der glitzernde Fang verbarg das Geheimnis des Schiffes vor den Augen der jetzt dicht vo r übergleitenden Genuesen. Sie winkten, und Sigbert, Kon s tanz und die

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