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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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der Rinne hinter den Vasen lag. Sie verzog keine Miene, als er ihren au s gestreckten Arm fast ausrenkte, um sich neben sie zu pre s sen, vor den Blicken der Erwachs e nen, deren Stimmen sie über sich hörten, durch die Brüstung und die davor vera n kerten Vasen geschützt.
    Sich sonnende Eidechsen kehrten bald zutraulich z u rück, denn die Kinder rührten sich nicht – schon gar nicht, als sie vernahmen, daß sie gesucht wurden. Selbst von u n ten waren sie kaum zu entdecken; wer hätte die farbigen Stoffetzen von den üppig wuchernden Strelizia unterschi e den können, und ihre braunen Arme und Beine h o ben sich gegen die Ziegelmauer kaum ab, zumal die überhängenden Oleandersträucher, die vom Wind bewe g ten Jasminbüsche und Stauden des Hibiskus unruhig sich bewegende Scha t ten warfen.
    Dann wurde es ihnen zu langweilig, und die Ameisen begannen über sie zu krabbeln.
    »Ich weiß jetzt alles«, flüsterte Yeza.
    »Was ist ein Harem?« wollte Roç erklärt haben, aber sie legte ihm den Finger auf den Mund.
    Sie schoben sich auf dem Bauch aus der Gefahrenzone bis zur hochgelegenen Zisterne, die brackiges Regenwa s ser vom Winter enthielt, das nur zum Blumengießen zu g e brauchen war. Yeza wußte, wie man den Schieber öf f nete, so daß ein ordentlicher Schwall sich in die Rinne ergoß. Jetzt war das Moos wieder schön glitschig, und sie konnten auf dem Po hinunterrutschen. Unten stand ein riesiger Bo t tich, in den man unweigerlich plumpste, wenn der Schwung zu groß war. Selbst Clarion hatte i h nen erklärt, wie gefährlich Ertrinken sei, aber es war eher der schlechte Geschmack des Wassers und vor allem der laute Platsch, der Roç veranlaßte, Yeza von diesem g e liebten Abschluß abzubringen. »Für den Bottich gibt ’ s Haue für uns beide«, raunte er. Also zu gefährlich. So bremsten sie vorhe r a b und sprangen genau in die Bl u menbeete. Dort war die Erde weicher.
    Yeza zog ihn in den Schatten der Arkaden. Durch das dunkle Grün der Orangenbäume konnten sie sehen, wie Konstanz und Crean jetzt zur Fontäne traten, auf deren Rand sich immer noch Clarion räkelte.
    Konstanz, der die Saiten seiner Laute ebenso meisterlich zu schlagen wußte, wie er die Klinge führte, hatte das I n strument mitgebracht.
    »Oi llasso nom pensai si forte …« , sang er die glutäug i ge Schönheit an und ließ sich zu ihren Füßen nieder, wä h rend Crean sich auf den Rand schwang und sich ihr geg e nüber setzte. »… nom pensai si forte mi paresse lo dipartir di madonna mia …«
    Hamo hatte sich schmollend entfernt, als er die Ritter auftauchen sah, die er bewunderte, deren Anziehung s kraft auf Clarion ihn aber wütend machte. Warum war er nicht älter? Dann wär ’ auch er ein Ritter, und Clarion würde ihn ganz anders behandeln: anhimmeln würde sie ihn, und er würde sie nicht beachten, sondern Schwert und Schild nehmen und übers Meer davonsegeln. Lange würde sie ihm nachwinken und weinen um seinetwegen.
    »Ach, du dort droben, nimmer hätt ’ ich gedacht, daß mir so schwer ankam«, tönte leise die gutturale Stimme des jungen Emirs hinter ihm her, »das Scheiden von meiner Liebsten: … mi paresse lo dipartir di madonna mia.«
    Es klang nicht so, als würde der Sänger sehr unter dem bevorstehenden Abschied leiden. ›Madonna mia!‹
    »Komm, laß uns zur Fontäne laufen, dann ärgert sich Clarion«, schlug Roç vor. »Wir können sie bespritzen!«
    »Nein!« befahl zu seinem Erstaunen diesmal Yeza. »Das sind Kindereien! Wir spielen jetzt ›Braut nackt von Brind i si‹!«
    »Nackt?« wehrte sich Roç. »Ich habe ›Nacht‹ versta n den.«
    »Das ist egal, nachts ist man sowieso nackt, also zieh dich aus!«
    Sie wartete gar nicht lange ab, sondern zog ihm sein Ki t telchen über den Kopf.
    »Und du?«
    »Ich bin der Kaiser, du die Brautjungfer!« bestimmte sie bündig. »Stell dich vor die Tür und schlaf!«
    »Im Stehen?« Roç war zwar gar nicht überzeugt, schloß aber die Augen.
    Yeza schlich sich von hinten an ihn heran und umarmte ihn. »Du darfst die Augen nicht aufmachen«, flüsterte sie, »ich nehme dich jetzt im Stehen.«
    »Was soll ich dir denn geben?« fragte Roç, der alles mit sich machen ließ.
    »Gib mir dein Kettchen, dann sind wir Mann und Frau, und ich zieh ’ mich auch aus.«
    »Ein Kaiser zieht sich nicht aus!« protestiert Roç.
    »Doch«, sagte Yeza und streifte ihr Kleidchen ab. »Nachts ist jeder nackt.«
    Sie umklammerte Roç heftig, ohne dabei zu vergessen, ihm die

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