Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
lache!«
»Wer hat gesiegt?«, wollte Wander wissen, Tanders ältester Sohn.
»Wir«, antwortete Dulac. »Artus und seine Ritter haben
an die zweihundert Pikten geschlagen.«
»Wenigstens etwas«, sagte Tander abfällig. »Trotzdem
hätten wir ihn hier gebraucht. Und dich auch. Was stehst
du da herum und hältst Maulaffen feil? Fass gefälligst mit
an! Wir haben genug Arbeit für ein Jahr!«
»Ich habe keine Zeit«, antwortete Dulac. »Ihr müsst mir
eine Frage beantworten.«
Seine Antwort schien Tander für einen Moment die
Sprache zu verschlagen. Dann ächzte er: »Keine … Zeit?
Was erdreistest du dich? Wirst du wohl auf der Stelle –«
»Malagon«, unterbrach ihn Dulac. »Was wisst Ihr davon?«
Tander trat mit drohend erhobener Hand auf ihn zu.
»Das reicht jetzt. Ich werde dich lehren –«
»Tut das nicht«, sagte Dulac. Er sprach weder laut noch
in herausforderndem Ton und doch geschah etwas sehr
Sonderbares. Tander machte noch einen Schritt, blieb
dann stehen und sah Dulac fast verwirrt an. In den Zorn in
seinen Augen mischte sich etwas, das Dulac für Furcht
gehalten hätte, hätte er nicht gewusst, dass es vollkommen
unmöglich war.
»Malagon«, sagte Dulac noch einmal.
Tander ließ langsam den Arm sinken. »Davon weiß ich
nichts«, behauptete er. »Nur eine alte Legende.«
»Erzählt sie mir«, verlangte Dulac.
Tander schwieg, aber Sander, sein jüngerer Sohn, sagte:
»Eine alte Festung, hoch oben im Norden.«
»Im Land der Pikten?«
»Nein«, antwortete Sander. »Aber auf dem Weg dorthin.
Man sagt, sie sei verhext.«
»Verhext?«
»Geister und Dämonen treiben ihr Unwesen dort und
nachts sieht man unheimliche Lichter. So mancher Wanderer, der dort nach einem Nachtlager gesucht hat, wurde
nie wieder gesehen.«
»Abergläubisches Gerede!«, sagte Tander. »Jetzt haltet
den Mund und arbeitet, beide!«
Dulac ignorierte ihn und wandte sich direkt an Sander.
»Im Norden, sagst du?«
»An der Küste«, bestätigte Sander. »Die Menschen dort
meiden die Gegend, aber es heißt, dass –«
»Jetzt ist es genug!«, sagte Tander herrisch.
Dulac nickte Sander dankbar zu und wandte sich um,
doch Tander hatte seine Verwirrung wohl endgültig überwunden, denn er ergriff ihn am Oberarm und riss ihn mit
einer fast brutalen Bewegung zurück.
»Darf ich fragen, wo du hinwillst?«, zischte er.
»Ich muss fort«, antwortete Dulac. »Artus hat mich hergeschickt, um einen Botengang für ihn zu erledigen. Er
erwartet meine Rückkehr. Soll ich ihm sagen, dass ich
stattdessen Eure Küche aufräumen musste?«
Tander ließ ihn widerstrebend los. »Verschwinde
schon«, grollte er. »Aber glaube bloß nicht, dass du so
leicht davonkommst. Wir reden noch über diese Sache.«
Dulac machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten,
sondern drehte sich herum, verließ das Haus und ging direkt zur Scheune hinüber. Als er durch die Tür trat, schoss
ihm ein kläffendes Fellbündel entgegen. Offensichtlich
hatte Wolf die Scheune den ganzen Tag über nicht verlassen.
»Du hast auf sie aufgepasst, nicht wahr?«, fragte Dulac.
»Das hast du gut gemacht.«
Wolf sprang kläffend und schwanzwedelnd an ihm hoch
und wartete darauf, zur Belohnung für seine treuen Dienste wenigstens gestreichelt zu werden. Aber Dulac hatte
im Moment keine Zeit für ihn.
Mit klopfendem Herzen näherte er sich dem Strohhaufen, in dem er die Rüstung versteckt hatte. Er hatte furchtbare Angst vor dem, was er nun tun musste, aber er hatte
keine andere Wahl. Letzten Endes war es Dagda selbst
gewesen, der ihm gesagt hatte, was zu tun war.
Dennoch zitterten seine Hände so stark, dass er Mühe
hatte, das Stroh zu teilen und die Rüstung herauszuholen.
Einen Moment lang überlegte er, sie bereits jetzt anzulegen, entschied sich aber dann dagegen. Er hatte Tanders
zornige Worte über den König nicht vergessen. Bei der
Stimmung, die im Moment in Camelot herrschte, war es
vielleicht nicht besonders klug, in einer Rüstung durch die
Stadt zu gehen.
Außerdem gewann er auf diese Weise noch einmal einige kostbare Minuten, bevor er in diese schreckliche Rüstung schlüpfen musste.
Er ging zum anderen Ende der Scheune, holte einen leeren Sack und verstaute die einzelnen Rüstungsteile darin,
so gut er konnte. Trotz der Größe des Kriegskleides erwies
er sich als überraschend leicht, als Dulac ihn schulterte
und damit aus der Scheune trat. Wolf folgte ihm
schwanzwedelnd, aber mit leicht irritiertem Ausdruck in
den Augen.
Dulac

Weitere Kostenlose Bücher