Gran Reserva
zurückblieben.
Der Mann telefonierte und blickte dabei den Ebro hinunter Richtung Logroño. Er diskutierte wild, zeigte immer wieder auf den Boden um sich herum, obwohl ihn sein Gesprächspartner ja nicht sehen konnte. Nachdem er aufgelegt hatte, fegte er den Boden in einem größeren Umkreis um sich herum. Dann hielt er inne, hob Maxʼ Zigarettenstummel auf und schnippte ihn ins Wasser. Erst in diesem Moment erkannte Max den Mann.
Es war Pepe Salinas.
Der Exportmanager von Faustino. Der Mann, der aus jeder Pore nach Party roch. Und an dem Cristina kein gutes Haar gelassen hatte, als sie in den langen Stunden, bevor sie die Leiche Alejandro Escovedos zum Ebro brachten, miteinander über Gott und die Welt gesprochen hatten.
Pepe blickte sich nochmals genau um, bevor er zu seinem Wagen zurückging und dabei die eigenen Spuren gründlich verwischte.
Max rannte gebückt Richtung Jeep. Salinas durfte ihn auf keinen Fall sehen! Er hörte den sich nähernden Automotor, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich auf den Boden zu werfen und zu hoffen, dass Salinas den Jeep am Straßenrand nicht wiedererkannte.
Max blieb noch geschlagene fünf Minuten auf dem Boden liegen, nachdem der Exportmanager an ihm vorbeigefahren war.
So ging es nicht weiter!
Max brauchte Hilfe.
Er musste Juan einweihen.
Max fand ihn draußen bei den Mülleimern, wo er die dösenden Katzen malte.
»Gut, dass du kommst! Eine von denen müsste den Kopf hochhalten, sonst ist das zu gleichförmig.«
Max stellte sich neben die Katzen, die mit ihrem Fell faul die Sonnenstrahlen einfingen und ihn keines Blickes würdigten. »Ich kann nicht gut mit Katzen. Ich mag sie nicht mal besonders.«
»Das ist gut! Das mögen Katzen.«
»Was, dass ich sie nicht mag?«
»Ja, eine Herausforderung. Sie sind wie Frauen.«
»Alter Chauvi.«
»Glaub mir, ein Mann, der mit Katzen umzugehen weiß, kann auch mit Frauen umgehen. Beiden musst du ihre Freiheit lassen, beide können kratzbürstig und schmusig sein, beide schnurren manchmal…« Er grinste anzüglich. »Nimm dir eins von den Leckerlis aus der Tüte unter der Spüle, und halt es über die Katzen. Eine wird hoffentlich hungrig genug sein und hochschauen.«
Nachdem Max das Leckerli geholt hatte, schaute tatsächlich eine Katze auf. Der sandfarbene Kater mit Namen Yquem versuchte, an seinem Arm emporzusteigen und benutzte dabei seine Krallen als Steigeisen.
Max biss auf die Zähne, schüttelte den Kater ab und hob die Hand höher.
»Die Polizei war hier«, sagte Juan beiläufig. »Hast meine Adresse angegeben, oder?«
»Ja, die haben mich befragt.«
»Mich auch. Wollten wissen, wo du vorgestern Abend und in der Nacht warst. Ich hab gesagt, wir hätten zusammen gegrillt und bis in die Nacht gebechert. Und ich wüsste nicht, wann ich eingepennt wäre. War das richtig so?«
»Ja, das war richtig so. Auch wenn es sich scheiße anfühlt, wenn du für mich lügst.«
»Hat Spaß gemacht. Wollte immer schon mal jemanden decken. Ich kam mir vor wie in einem Humphrey-Bogart-Krimi, nur nicht so schwarz-weiß. Ich weiß aber nicht, ob sie mir die Story abgenommen haben. Du musst mir nicht erzählen, wo du wirklich warst. Aber halt das Leckerli noch was höher.«
Max hielt es höher. Der rote Kater sprang höher.
Und erwischte Max mit seinen Krallen.
»Das tut tierisch weh.«
»Haltʼs einfach noch ein bisschen höher.«
»Ich muss dir was erzählen.«
»Wenn du musst, dann raus damit.«
Max ließ alles raus, über den Toten und über Cristina. Juan hörte schweigend zu und nickte zwischendurch immer wieder, als hätte er all das erwartet. »Ruf sie lieber nicht an. Du darfst nicht zu interessiert wirken. Sonst hat sie kein Interesse, dich zu erobern.«
»Was meinst du?«
»Cristina. Ruf sie nicht an.«
»Der Tote ist doch jetzt viel wichtiger!«
»Unsinn. Nichts ist wichtiger als die Liebe. Dafür ist sie viel zu selten, viel zu wertvoll. Ich kenne dich, Max, wie oft verliebst du dich Hals über Kopf? Alle zehn Jahre? Jedes Vierteljahrhundert? Der Tote ist tot. Aber die Liebe zu Cristina könnte, na ja, leben. Wenn du keinen Mist baust.«
Der Kater hatte immer noch ein gieriges Funkeln in den Augen. Max kam trotzdem nicht näher mit dem Leckerli.
»Lassen wir Cristina mal außen vor. Und Liebe ist ein viel zu großes Wort. Ich muss an diesen Exportmanager rankommen. Aber nicht so, dass er mich als Nächstes umbringt.«
»Wenn er es war.«
»Er weiß auf jeden Fall, dass Cristina und ich die
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