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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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geheimnisvoller Glanz erschien in ihren Augen, doch nach einem weiteren Wimpernschlag war er wieder verschwunden.
    »Worüber habt ihr geredet, du und Carlos? Über mich? Bestimmt über mich.«
    »Über dich.«
    »Dachte mir, dass er dich ansprechen würde. Ich hab gemerkt, wie er dich in Logroño ins Visier genommen hat. Er ist schrecklich eifersüchtig – dabei hat er gar kein Recht mehr dazu.« Sie setzte Yquem auf den schmalen Badewannenrand, wo es sich dieser tatsächlich gemütlich machte und die Augen schloss. »Wir waren verlobt. Mehr als das, wir hatten einen Hochzeitstermin, ein Hochzeitskleid, die Gäste waren eingeladen…«
    »Und dann hast du alles platzen lassen?«
    »Lässt du mich die Geschichte bitte erzählen? Es ist schließlich meine Geschichte.« Sie spritzte ihn nass. »Dann habe ich alles platzen lassen. Das hat er mir nicht verziehen. Offiziell sind wir Freunde, offiziell haben wir beide uns im gegenseitigen Einverständnis getrennt, damit er sein Gesicht wahren konnte. Ein Carlos Pernia wird nicht verlassen. Ein Carlos Pernia verlässt, verstehst du? Kurze Zeit später war er mit Isabella zusammen, und alle dachten, sie wäre der Grund für unsere Trennung gewesen.«
    »Und was war der wirkliche Grund?«
    »Das sag ich dir nicht, ich kenne dich ja kaum.«
    »Ich bin gespannt wie ein Schlüpfergummi.«
    Cristinas ernste Miene verwandelte sich in ein Grinsen. »Wie ein was? Hast du das gerade wirklich gesagt? Ihr Deutschen seid komisch.«
    »Hab ich von einer Krankenschwester.«
    »Eure Krankenschwestern sind komisch.«
    »Sag das mal dem Gesundheitsminister. Erzählst du es mir jetzt?«
    Cristinas Hand glitt in das Badewasser, an Maxʼ Bein entlang…immer tiefer. Sie zog den Stöpsel.
    »Nein!«
    Max war schnell genug, die Hand auf den Abfluss zu legen. »Gib mir den Stöpsel wieder!«
    »Niemals.«
    »Sofort. Schlüpfer, äh, Stöpsel, hergeben!«
    »Was denn jetzt? Schlüpfer oder Stöpsel?« Sie lachte laut. Es war schön, sie so zu sehen. Es war wie eine Befreiung.
    Er versuchte, ihre Hand zu greifen – doch Cristina zog sie schnell weg. Dabei rutschte die Handtasche von ihrer Schulter, der Inhalt entleerte sich auf die weißen Kacheln des Badezimmers. Max sah einen Schlüsselanhänger in Form eines Osborne-Stiers, aber nicht aus dunklem Plastik, sondern aus silbernem Metall, eine Gravur auf der Seite. Hatte er den nicht schon einmal gesehen?
    Er kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Cristina versuchte, seine Hand vom Abfluss wegzuziehen. Max griff ihre beiden Handgelenke und zog sie platschend zu sich ins warme Wasser. Yquem sprang in hohem Bogen vom Badewannenrand.
    Cristina schrie auf, Maxʼ Lippen fanden ihre, seine Hände glitten über ihre Wangen, durch ihre Haare, den Rücken entlang, fanden den Saum ihrer Bluse, schoben ihn sacht empor …
    »Nein, nein! So nicht, mein Lieber. Und vor allem nicht hier. Du spinnst ja wohl!« Cristina stand tropfend auf und zog ihre Bluse wieder herunter.
    »Warum nicht?«, fragte Max lachend. »Yquem ist verschwiegen.« Er bemerkte ihren fragenden Blick. »Der Kater.«
    Cristina stieg aus der Wanne. »Schau, wie ich aussehe! Wie soll ich denn jetzt nach Hause fahren? Ich mach doch den ganzen Sitz nass. Und was sollen die Leute denken, wenn sie mich so sehen!«
    Max stieg ebenfalls aus der Wanne. »Dann bleib hier, bei mir.« Er legte seine Arme um ihre Hüfte. »Bleib bei mir diese Nacht.«
    Sie nahm seine Hände und drückte sie weg. »Du gibst mir jetzt ein Handtuch und Klamotten von dir. Und dann verlässt du das Bad und wartest, bis ich mich umgezogen habe.«
    »Aber…«
    »Kein Aber. Tu, was ich dir sage. So ist es am besten.«
    »Aber…«
    »Was habe ich gerade gesagt?«
    Max tat, wie ihm befohlen.
    Doch über Nacht blieb sie trotzdem.
    Sie schliefen nicht miteinander, aber eng umschlungen. Max blieb noch lange wach, um Cristinas Atem zu lauschen und ihren Herzschlag an seiner Hand zu spüren. Sie glühte wie ein Bollerofen.
    Und er hätte sich am liebsten wie eine Katze um sie gerollt.
    Als Max am nächsten Morgen aufwachte, griff seine Hand neben ihm zuerst ins Leere und ertastete dann ein Blatt Papier. Er öffnete die Augen und betrachtete seinen Fund. Es war ein Zettel mit den Worten »Te echo muchísimo de menos!«, »Ich vermisse dich sehr« – und dem Abdruck roter Lippen.
    Er zögerte kurz, dann gab er ihnen einen Kuss. Yquem schlief immer noch zu seinen Füßen. Max zog ihn vorsichtig heran und rollte sich aus dem

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