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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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französischer Staatsbürger sein?«
    »Nein, solange er oder sie eine Adresse im
département
hat.«
    Bruno eilte nach unten auf den Vorplatz zurück. Er musste nicht lange suchen, nahm Pamela bei der Hand und erklärte auf die Schnelle, was er von ihr wünschte, und noch ehe sie ein Wort sagen konnte, führte er sie durchs Treppenhaus nach oben. Sie war sichtlich verwirrt, hatte sich aber schnell wieder gefasst und grüßte, im Ratssaal angelangt, die Gruppe mit Handschlag. Sie kannte Alphonse und Max vom Sehen, war dem alten Cresseil aber noch nie begegnet.
    »Francois Pontillon Cresseil«, hob der Bürgermeister an. »Wollen Sie den hier anwesenden jungen Mann Maximilien Alphonse Vannes an Sohnes statt annehmen, ihm Ihren Namen geben und selbst alle elterliche Verantwortung für ihn übernehmen, wie vom
Code Civil
unserer Republik verlangt?«
    »Ja, das will ich - aus freien Stücken und als Bürger dieser Republik«, bestätigte der Alte und betrachtete Max mit stolzem Blick, als auch der auf die Frage des Bürgermeisters mit der vorgeschriebenen Formel antwortete. Bruno beobachtete die beiden und fragte sich wieder, ob und, wenn ja, was Max mit dem Brandanschlag zu tun gehabt haben könnte. Während der Demo hatte er sich ruhig verhalten; von einer radikalen Ablehnung gentechnischer Experimente war bei ihm jedenfalls nichts zu spüren gewesen. Vielleicht verdächtigte er Max zu Unrecht. Aber falls er doch recht behalten sollte, wäre diese rührende Szene hier im Büro des Bürgermeisters der Auftakt eines Trauerspiels, das mit Max' Verhaftung enden und Cresseil das Herz brechen würde.
    »Dann treten Sie bitte vor, und setzen Sie Ihre Unterschrift unter die Adoptionsurkunde, zuerst Sie, Messieurs Cresseil und Cresseil junior, dann als Zeugen Sie, Bruno, und Sie, Madame.«
    Alphonse zog eine kleine Kamera aus der Tasche und machte Aufnahmen, während der Bürgermeister eine Flasche seines selbstgemachten
vin de noix
öffnete und die kleinen, auf einem Tablett bereitgestellten Gläser damit füllte.
    »Wir müssen gleich eine Trauung vornehmen, haben aber noch ein wenig Zeit, um auf die neue Familie anzustoßen«, sagte der Bürgermeister und erhob sein Glas. »Im Namen der Republik und der Gemeinde von Saint-Denis wünsche ich der neuen Familie alles Gute. Natürlich wird die Adoption erst rechtskräftig sein, wenn sie vom Amtsgericht in Sarlat bestätigt und eingetragen worden ist, eine reine Formalität, die spätestens Ende der nächsten Woche erledigt sein dürfte.«
    Max küsste seinen neuen Adoptivvater auf beide Wangen, umarmte Alphonse, Bruno und Pamela und ließ sich beglückwünschen. Der alte Cresseil umfasste Pamelas Hand mit beiden Händen und strahlte übers ganze Gesicht, als sie ihm erklärte, noch nie eine so bezaubernde Adoptionszeremonie miterlebt zu haben wie die von vorhin.
    »Ich kann wohl gleich hierbleiben. Die Hochzeitsgäste sind schon auf der Treppe zu hören«, sagte sie. »Max, ich wäre sehr enttäuscht, wenn Sie nicht auch weiterhin Ihren phantastischen Ziegenkäse auf den Markt bringen würden. Ich habe Gäste, die nur deswegen nach Saint-Denis kommen.«
    »Hoffentlich wird Ihren Gästen auch mein Wein schmecken, Madame«, entgegnete Max. »Ich hätte da schon eine Idee, die Sie interessieren könnte, nämlich eine speziell für Ihr Gästehaus hergestellte
cuvée
der Domaine Cresseil aus rein biologischem Anbau, dazu ein Etikett, das ich eigens für Sie an meinem Computer gestalte.«
    »Hört sich gut an. Ich komme darauf zurück, sobald Sie mir eine erste Kostprobe anbieten können. Aber jetzt muss ich mich entschuldigen. Es wird wohl gleich mit der Trauung losgehen. Und Bruno, sagen Sie der jungen Frau, dass sie mich anrufen soll. Ich bin sicher, wir werden was für sie finden.«
    Als sich Bruno auf dem Weg nach draußen an den wartenden Hochzeitsgästen vorbeizuschieben versuchte, spürte er plötzlich ein Ruckeln am Ärmel. Der Bürgermeister zog ihn in sein Büro und schloss die Tür.
    »Hat der Junge wirklich vor, Cresseils Land zu bestellen und Wein zu machen?«
    »Sieht so aus, aber er geht ja noch zur Uni und wird zuerst sein Studium abschließen müssen.«
    »Ich bin geneigt, die Adoptionspapiere noch eine Weile zurückzuhalten, bevor sie nach Sarlat geschickt werden«, sagte der Bürgermeister. »Die Gemeinde hat die Aussicht auf fünfzig neue Arbeitsplätze, und ich will mir diese Gelegenheit nicht von einem Möchtegernwinzer und den Grillen eines alten Mannes

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