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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Ihnen in Huberts
cave?«
    »Ja, sehr. Ich lerne jeden Tag dazu und hab's gern, mit den Kunden Weine auszuprobieren. Hubert lässt mir freie Hand«, sagte sie, und ihre Augen leuchteten kurz auf. Aber dann verdüsterte sich ihre Miene wieder. »Es war toll, mit Max zusammenzuarbeiten. Ich habe ihn bei Hubert kennengelernt. Es ist schrecklich, wenn ich mir vorstelle, er könnte jeden Moment mit einer Kiste im Arm um die Ecke biegen.«
    »Tja, also, wenn ich irgendwas für Sie tun kann...« Bruno wusste nicht, was er ihr Tröstliches sagen konnte, aber Pamela wollte offenbar, dass er ihr beistand, und darum suchte er nach passenden Worten, als sein Blick plötzlich auf einen Bücherstapel auf dem Tisch fiel. »Alles Fachliteratur?«, fragte er.
    Sie stand auf und zeigte ihm eine dicke Enzyklopädie und mehrere Nachschlagewerke auf Englisch, dazu Hachettes
Guide des vins,
Pierre-Marie Doutrelants Klassiker
Les bons vins et les autres
und
Arômes du vin
von Moisseeff und Casamayor. Die Bücher schienen sie ein wenig zu beleben. Es dauerte nicht lange, und sie plapperte drauflos und zeigte Bruno gerade in einem Weinatlas, wo sie in Australien gearbeitet hatte, als Pamela zurückkehrte, nach Seife duftend und mit feuchten Haaren. Sie erbot sich, ihn zum Auto zu begleiten.
    »Ich wollte Sie noch was fragen«, sagte sie auf dem Weg nach draußen. »Bleibt es eigentlich bei dem Essen, zu dem Sie mich eingeladen haben? Ich würde das Mädchen nicht gern allein lassen.«
    »Bringen Sie sie mit«, sagte er spontan und ertappte sich bei dem Gedanken, Jacqueline könnte Isabelles Platz einnehmen. »Vielleicht bringt das Essen sie auf andere Gedanken.«

25
    Es gab nur wenige Parkplätze in Saint-Denis, und so war es für Bruno nicht allzu lästig, Jean-Jacques' Bitte nachzukommen und alle abzuklappern. Er sollte nach Fahrzeugen Ausschau halten, deren Spurweite zu den Abdrücken im Rasen der Forschungsstation passten. Sooft er eines entdeckte, suchte er die Reifen nach Spuren weißer Farbe ab. Nachdem er die Parkplätze an der Schule, den Supermärkten und der Autowerkstatt kontrolliert hatte, bestieg er seinen Transporter, um sich noch auf dem Bauhof und vor dem Postamt umzusehen. Er kannte nur eine Handvoll Fahrzeuge, die in Betracht kamen, zum Beispiel den uralten Renault, mit dem Alphonse täglich seinen Käse auslieferte; wenn er heute Abend nach der langen Tour über die holprigen Landstraßen nach Hause zuckelte, wäre bestimmt jeder verräterische Hinweis von den Reifen abradiert, dachte Bruno.
    Auch auf den letzten beiden Parkplätzen der Stadt war kein passendes Fahrzeug zu finden. Bruno machte sich auf den Weg zur Domaine de la Vézère, dem Kronjuwel in Bondinos Plänen. Ein imposantes schmiedeeisernes zweiflügliges Tor, dahinter eine lange Zufahrt, die zuerst durch ein Wäldchen und dann durch eine barocke Gartenanlage auf das Herzstück des Weinguts zuführte, dem etwas klobigen Château, einem im 19. Jahrhundert ausgebauten Herrenhaus der Spätrenaissance mit runden spitzdachigen Türmchen an allen vier Ecken und einem mit Zinnen bewehrten Seitenflügel, der wohl auch schwerstem Artilleriebeschuss standgehalten hätte. Breite Stufen führten auf eine Terrasse, die einen großartigen Blick auf den Garten aus geometrisch angeordneten Rasenflächen, beschnittenen Buchsbaumhecken und Kieswegen bot. Versteckt hinter einer hohen Hecke befand sich auf der einen Seite ein großer Swimmingpool, wo, dem fröhlichen Kreischen nach zu urteilen, eine Handvoll Kinder herumplanschten. Auf der anderen Seite, jenseits des Seitenflügels, in dem das Hotelrestaurant untergebracht war, stand ein großer moderner Klotz, der mit seinen hölzernen Dachschindeln auf Alt getrimmt war und als Kellerei diente. Davor parkten auf dem weiten Hof mehrere Lkws, die allesamt zu groß und breit waren und darum als Tatfahrzeug nicht in Frage kamen. Weil er nun aber schon einmal hier war, wollte Bruno auch ein paar Worte mit Julien wechseln, der ihm vielleicht ein paar nützliche Hinweise in Bezug auf Bondino geben konnte.
    Er warf einen Blick in die Kellerei, wo Baptiste, der Kellermeister, einen Trupp von Saisonarbeitern beaufsichtigte, die damit beschäftigt waren, Fässer für die anstehende Weinlese vorzubereiten. Bruno nickte zwei Angestellten der
mairie
zu, die hier offenbar einer Nebentätigkeit nachgingen, und erfuhr von Baptiste, dass Julien sich den ganzen Tag noch nicht habe blicken lassen; möglicherweise sei er ja im Büro. Seltsam. Zu

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