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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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hübsch«, sagte der Baron. »Ein Abend mit drei so attraktiven Frauen. Wer würde da noch Trübsal blasen?«
    Nathalie hatte eine gekühlte Flasche Krug mitgebracht, Jacqueline eine Flasche Monbazillac. Mit feierlicher Verbeugung legte Hubert den Saint-Estèphe in Brunos Hände. Bruno warf einen Blick auf Jacqueline, die stärker geschminkt zu sein schien als sonst, vielleicht um die geschwollenen Augen zu kaschieren. Während die anderen munter drauflosplauderten, kümmerte Bruno sich um seine Feuerstelle, legte trockenen Weinreisig auf die zerknüllten Seiten der
Sud-Ouest
vom Vortag und riss ein Streichholz an. Als die Zweige Feuer gefangen hatten, schüttete er Holzkohle darüber, ging dann in die Küche, wusch sich die Hände und brachte das aufgeschnittene Baguette und die
bécasses
nach draußen.
    »Donnerwetter«, lobte Hubert. »Sechs
bécasses.
Mein lieber Bruno, du scheinst ja unverschämt viel Glück gehabt zu haben. Mir sind in einer Jagdsaison nie mehr als zwei vor die Flinte gekommen.«
    Als Bruno wieder in die Küche ging, um sein Omelett vorzubereiten, kam ihm Hubert nach und brachte seinen Saint-Estèphe und den Beaune des Barons zum Verkosten. Er kannte sich in Brunos Haushalt gut aus, fand den Korkenzieher in der Küchenschublade, den Dekanter in der Esszimmervitrine und machte sich an die Arbeit. Die anderen Gäste versammelten sich vor dem großen offenen Küchenfenster und schauten Bruno dabei zu, wie er eine kastaniengroße Trüffelknolle aus einem mit Walnussöl gefüllten Einmachglas fischte und mit seinem Taschenmesser in hauchdünne Scheiben aufschnitt.
    »Mehr braucht man davon nicht?«, fragte Pamela. »Ich habe wirklich keine Ahnung und noch nie ein Trüffelomelett gemacht.«
    »Diese Menge reicht durchaus, Madame. In einem Restaurant bekämen Sie viel weniger«, erklärte der Baron. »Aber ich weiß um Brunos Kochkunst und kann Ihnen versichern, dass eine weitere, um einiges größere Knolle als diese in der Schüssel mit den aufgeschlagenen Eiern schwimmt und seit gestern Abend im Kühlschrank vor sich hinzieht.«
    »Nicht ganz richtig«, widersprach Bruno. »Ich mache nie ein Omelett aus kalten Eiern. Die Schüssel steht seit einer Stunde in der Vorratskammer.«
    »Kann ich mal riechen?«, fragte Jacqueline, worauf Bruno ihr eine Scheibe auf der Messerspitze reichte. Vorsichtig schnupperte sie an dem dunkelbraunen Pilz. »Riecht nach Wald. Kann ich mal probieren?« Bruno nickte. Sie zupfte ein Stück von der Scheibe ab, legte es auf die Zunge und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren.
    »Nicht so kräftig, wie erwartet, aber sehr lecker«, befand sie. Bruno warf einen Blick auf die Feuerstelle. Die Holzkohle hatte zu glühen angefangen. Er gab einen großen Klumpen Entenschmalz in seine riesige Bratpfanne. Als das Fett heiß genug war, presste er den Saft von zwei Knoblauchzehen darüber aus und goss die verquirlten Eier dazu.
    »Ein Meister bei der Arbeit«, sagte Pamela und hob ihr Glas. Bruno prostete ihr mit seinem Glas zu, ohne die Pfanne aus den Augen zu lassen, nahm dann einen Holzspachtel zur Hand, der mit den Jahren fast schwarz geworden war, und lupfte damit die gestockte Masse am Pfannenrand an.
    »Bin gleich fertig. Ihr könnt schon am Tisch Platz nehmen«, sagte Bruno und eilte kurz hinaus zur Feuerstelle, um den nächsten Gang vorzubereiten. Eine Minute später servierte er das goldgelbe Omelett, zweimal gefaltet, mit gehackter Petersilie bestreut und in Portionen zerteilt.
    »Mein erstes
omelette aux trubes«,
sagte Jacqueline mit leuchtenden Augen. »Danke, Bruno.«
    »Eier und Trüffel stammen übrigens aus einem Umkreis weniger Schritte«, erklärte der Baron und beugte sich über den Tisch, um das Etikett der Weißweinflasche in Augenschein zu nehmen. »Neuseeland? Du überraschst mich, Bruno.«
    »Probieren Sie den mal mit dem Omelett. Sie werden angenehm überrascht sein«, sagte Nathalie. »Eine Entdeckung von Bruno. Hubert will versuchen, ob er einen ähnlichen Sauvignon Blanc aus der Ernte seines neuen Weinbergs hinkriegt.«
    »Neuer Weinberg?«, erkundigte sich der Baron. »Das Omelett ist übrigens köstlich, Bruno. Die Trüffel kommen wunderbar zur Geltung. Aber zurück zum Thema, Hubert, erzähl uns von deinen Plänen.«
    »Die Sache bleibt unter uns, ja? Ich habe Philiberts Parzelle neben der Domaine gekauft, als Investition, werde aber im November auch ein paar Rebstöcke pflanzen. Nathalie hat recht. Ich habe vor, mit Sauvignon Blanc zu

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