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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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experimentieren. Die Sorte könnte bei uns gut gedeihen.«
    »In Frankreich wird sie bislang hauptsächlich an der Loire angebaut, und zwar für den Pouilly-Fume«, sagte Jacqueline. »Stimmt's?« Dass sie sich am Gespräch beteiligte, freute Bruno.
    »Ja, aber auch in der Region um Bordeaux. Einige der besten Graves-Weine sind aus Sauvignon-Trauben«, sagte Hubert. »Der Baron hat recht, das Omelett ist perfekt. Und jetzt wollen wir doch mal probieren, was uns Bruno dazu eingeschenkt hat.« Er nippte an seinem Glas, und die anderen taten es ihm gleich. Stumm warteten alle auf Huberts Urteil. »Eine wirklich gute Kombination, cremig wie die Eier und kräftig genug, um sich gegen die Trüffel zu behaupten«, sagte er.
    »Jacqueline, du musst den anderen jetzt mal von den Weinen deiner Familie erzählen«, fuhr Hubert fort. »Es wird sie überraschen zu hören, dass in Kanada, so weit im Norden, erfolgreich Wein angebaut wird.«
    »Tja, unsere Region liegt in der Tat ziemlich weit nördlich, aber dank der Nähe zu den Niagarafällen haben wir ein günstiges Mikroklima für Eiswein. Wir ernten die Trauben spät, nach dem ersten Frost. Daraus entsteht ein ausgezeichneter Dessertwein, der so gehaltvoll ist, dass wir ihn in kleinen Flaschen verkaufen. Hubert kennt ihn, obwohl wir fast ausschließlich in die Staaten exportieren.«
    »Ich hatte vorher schon Gelegenheit gehabt, einen Inniskillin aus Ontario zu probieren, und fand ihn so großartig, dass ich gleich ein paar Kisten davon bestellt habe. Der Duplessis aus der Kelter von Jacquelines Familie, den sie mir mitgebracht hat, hat mich dann restlos überzeugt. Ihr seht, ich habe eine junge Frau bei mir angestellt, in deren Adern Wein fließt. Tja, und dieser neuseeländische Wein und Brunos Omelett sind fürwahr eine im Himmel geschlossene Ehe. Keine Frage. - Wie bist du eigentlich darauf gekommen, Bruno? Ich war ehrlich gesagt baff, als du ausgerechnet einen Neuseeländer bei mir bestellt hast.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Bruno. »Den ersten Wein aus Neuseeland habe ich in Bosnien getrunken, was dem Quartiermeister der französischen Armee zu verdanken war, der es immer wieder geschafft hat, irgendwelche Weinquellen für uns anzuzapfen, sei es im Dschungel der Elfenbeinküste oder auf Madagaskar oder in der Wüste des Tschad. In Sarajevo war's besonders schwierig, aber dann kamen über den nato-Stützpunkt in Italien ein paar ganz ungewöhnliche Tropfen in unser Lager - Zinfandel aus Kalifornien, Shiraz aus Australien und chilenische Weine. An einem denkwürdigen Abend probierte ich schließlich einen Weißen, benannt nach dem englischen General Milord Marlborough, und der war für mich eine kleine Offenbarung. Freut mich, dass er euch auch schmeckt.«
    Bruno stand auf und nahm mit einer Verbeugung seinen Beifall entgegen, ergriff dann den leeren Servierteller und ging damit zur Feuerstelle.
    »Bruno und ich gehören noch zur alten Schule«, hörte er den Baron sagen. »Wir benutzen immer denselben Teller und wischen ihn nach jedem Gang mit einem Stück Brot sauber. Ich schlage vor, ihr folgt unserem Beispiel, denn die
bécasse,
die ihr gleich aufgetischt bekommt, ist ein ganz besonderer Leckerbissen.«
    Bruno brachte die Waldschnepfen in die Küche, löste zwei Löffel Entenschmalz in der Bratpfanne auf, gab Knoblauch und Kartoffeln hinzu, die er vorgegart und in dünne Scheiben geschnitten hatte, und streute feingehackte Petersilie darüber. Er richtete gerade das mit Wein beträufelte Wildbret an, als Pamela mit zwei gefüllten Gläsern kam und ihm eines anbot.
    »Ein phantastisches Dinner, Bruno. Genau das, was wir alle brauchten. Sie sind sehr freundlich.«
    Die sechs Teller waren noch warm vom Omelett und blitzblank geputzt, als Bruno die Bratkartoffeln und sechs gebratene
bécasses
auftischte, noch mit Kopf und langem Schnabel, aber der Länge nach tranchiert und mit sechs frisch gerösteten Baguettescheiben angerichtet.
    »Für Jacqueline und Pamela, die diese Delikatesse noch nie probiert haben«, erklärte Bruno mit feierlicher Miene. »Hubert, wenn du jetzt bitte den Saint-Estèphe ausschenken würdest, für den wir dir alle sehr dankbar sind. Meine Damen, Sie sollten wissen, dass es mit der
bécasse
etwas ganz Besonderes auf sich hat. Wenn sie aufgeschreckt wird und vom Boden auffliegt, entleert sich ihr Darm, bis auf einen kleinen Rest, den sogenannten Schnepfendreck. Und dieser Darm ist, wenn gekocht, das Allerfeinste und von einer

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