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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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dem Haus geholt haben.«
Er starrte mich wütend an. »Aber du kannst nicht alleine
dort bleiben! Dann bleibe ich eben bei dir. Vorausgesetzt
natürlich, wir kommen rein und es wohnt inzwischen nicht
ein halbes Dutzend Penner dort.«
»Nein, du kommst nicht mit. Du gehst nach Hause und
redest mit deinen Eltern, Gan. Bitte. Keine Sorge, ich komme schon zurecht.«
    Ich war froh, wieder in unser Haus zurückzukehren. Die
Wohnung war nie etwas anderes als ein Gefängnis gewesen.
Das Haus jedoch, trotz aller Unzulänglichkeiten und trotz
des Schrecklichen, das sich dort ereignet hatte, war ein Zuhause gewesen. Wir waren glücklich gewesen dort. Ich
kannte das alte Haus, und es kannte mich. Wir würden einander Gesellschaft leisten.
    Doch als wir schließlich dort angekommen waren, war es
bereits dunkel, und die Straße lag leer und bedrohlich verlassen da – wie in einem alten B-Movie. Alle Häuser waren
in der Zwischenzeit geräumt worden, und nur noch zwei
Straßenlaternen brannten. Das einzige Lebenszeichen kam
aus der Wohnung über dem Laden der Patels an der Ecke.
Sie warteten offensichtlich auf Ganesh, wahrscheinlich mit
einer ganzen Armee von Tanten und Onkeln, um der Sache
Gewicht zu verleihen. Wir standen draußen und sahen zu
den hell erleuchteten Fenstern hinauf.
    »Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie du mit der Polizei zurecht gekommen bist, nachdem wir getrennt wurden«, sagte ich. »Entschuldige, dass ich nur an mich selbst
gedacht habe. War es schlimm?«
    »Hätte schlimmer sein können.« Er klang geistesabwesend. »Sie haben in Hampshire angerufen, und die dortige
Polizei hat auf der Stelle einen Wagen losgeschickt. Sie müssen Squib gefunden haben. Es gab eine Menge Telefonate
zwischen den Dienststellen, aber sie haben mich in Ruhe gelassen. Irgendwann wurde ich nach Hause geschickt, aber
ich muss gleich morgen früh wieder zu ihnen. Wahrscheinlich fahren sie mit mir nach Hampshire. Ich denke, die dortige Polizei will mit mir reden.«
    »Hast du deiner Familie davon erzählt? Ich meine, dass
du eine Leiche gefunden hast?«
»Nein. Sie haben auch so schon genug Sorgen. Dad hat
einen Brief bekommen.« Ganesh seufzte. »Wir müssen auch
ausziehen. Der Laden wird abgerissen, genau wie jedes andere Haus. Sie haben ihm eine Entschädigung angeboten.
Aber wo sollen wir hin?«
»Das tut mir Leid«, sagte ich. »Ich dachte mir schon, dass
so etwas geschehen würde. Ich weiß, dass dein Vater Pläne
hatte und einen anderen Laden für die neuen Häuser und
Wohnungen aufziehen wollte, aber ich dachte mir, dass sie
die ganze Gegend abreißen würden.«
»Jedenfalls werden wir die Pacht in den neuen Häusern
nicht zahlen können, geschweige denn ein Haus kaufen.«
Ganesh schob die Hände in die Taschen. »Die Familie ist
sehr aufgebracht. Es klingt vielleicht selbstsüchtig, aber wenigstens bekomme ich dadurch weniger Druck ab. Sie haben jetzt andere Sorgen, als mich zu verheiraten.«
Eine Gestalt in einem Sari erschien an einem der oberen
Fenster. Sie sah zu uns herab und zog sich wieder zurück
wie ein flüchtiger Geist. Die Vorhänge wurden zugezogen.
»Das war Usha«, sagte Ganesh. »Keine Sorge, sie wird uns
nicht verraten, selbst wenn sie uns gesehen hat.«
Wir wanderten durch die verlassene Straße zu unserem
alten Haus. Die Stadt hatte den Schaden behoben, den wir
bei unserem letzten Besuch hinterlassen hatten, und neue
Bretter über Fenster und Türen genagelt, dickere als beim
ersten Mal. Ganesh nahm ein Stemmeisen aus der Werkzeugkiste im Wagen, und wir gingen zur Rückseite. Das Küchenfenster sah immer noch am vielversprechendsten aus.
Ganesh hebelte eine ganze Weile, bevor eine der dicken
Bohlen nachgab. Ich bog sie zur Seite und schätzte, dass ich
mich hindurchquetschen konnte.
»Das ist ganz eindeutig unbefugtes Betreten, wenn nicht
sogar Einbruch«, sagte Ganesh düster. »Dafür kann man
uns belangen, ist dir das eigentlich klar?«
»Einbruch in was? In ein zum Abriss freigegebenes Haus?!
Hör endlich auf, Ganesh, da drin gibt es nichts zu klauen!«
Es war tatsächlich so. Nachdem wir eingedrungen waren,
stellten wir fest, dass die Stadt sämtliches Mobiliar hatte entfernen lassen. Das Haus war restlos leer.
Ich ging zum Wasserhahn in der Küche. Das Wasser lief
immer noch. Doch als ich nach oben ins Badezimmer ging,
um dort die Wasserhähne auszuprobieren, stellte ich fest,
dass sie die Toilette mit Beton vergossen hatten, um jeden
zu entmutigen, der sich Zutritt

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