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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Es war ein eigenartiges Gefühl, in dieser deprimierenden Wohnung festzusitzen. Doch obwohl ich mich von
allen verlassen fühlte, hatte man mich gewiss nicht aus den
Augen gelassen, jedenfalls nicht die Polizei. Janice Morgan
war wohl mit dringlicheren Angelegenheiten beschäftigt,
und ich wurde der liebevollen Behandlung durch Sergeant
Parry überlassen. Sein Ausdruck skeptischen Unglaubens,
ganz gleich, was ich sagte, und sein roter Schnurrbart verfolgten mich bald bis in meine Träume.
»Du leidest unter Verfolgungswahn«, sagte Ganesh, während er einen Sack Kartoffeln herumwuchtete, um ihn anschließend aufzuschneiden und den Inhalt in eine Kiste zu
schütten.
»Wie kannst du das sagen?« Ich hatte mich wie üblich bei
ihm ausgeweint, doch ich glaubte immer noch, jedes Recht
auf Entrüstung zu haben. »Parry sitzt mir von morgens bis
abends im Nacken. Immer die gleichen Fragen, immer anders verpackt. Was glaubt die Polizei denn, was ich weiß?«
»Was ist mit Nev und Squib? Werden sie genauso schikaniert?«
»Genau deswegen bin ich zu dir gekommen. Gestern Abend
hab ich versucht, Nev anzurufen, und sein Vater hat mir
mitgeteilt, dass Nev in einer Privatklinik ist. Sie haben ihn
irgendwohin geschafft, wo die Polizei ihn nicht befragen
kann. Was Squib angeht, ich war gestern im Wohnheim. Es
wird von irgendeiner religiösen Gruppe geführt. Sie lächeln
die ganze Zeit über und sehen aus, als hätten sie zu lange in
der Badewanne gesessen.«
»Hey!«, unterbrach mich Ganesh missbilligend. »Sie tun
immerhin ihr Bestes, um zu helfen!«
»Ja, schon gut. Entschuldige. Jedenfalls, Squib war nicht
da. Sie meinten, er wäre gegen Abend zurück, und wenn ich
wollte, könnte ich ihm eine Nachricht an einer Pinnwand
hinterlassen, die sie neben dem Eingang aufgehängt haben.
Das hab ich dann auch getan, obwohl ich nicht glaube, dass
Squib von sich aus einen Blick darauf wirft, und ich kann
mich nicht darauf verlassen, dass ihm jemand erzählt, ich
sei da gewesen. Sie nennen ihn übrigens Henry«, fügte ich
hinzu. »Genau wie die Polizei.«
»So heißt er nun einmal.« Ganesh kann einem manchmal
wirklich auf die Nerven gehen. »Du kannst nicht von ihnen
erwarten, dass sie ihn Squib rufen.«
Ich wollte mich nicht darüber streiten, denn mich beschäftigten andere Dinge. »Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Gan.
Ich bin die Einzige, die Vater Staat fassen kann, und ich bekomme alles ab. Sie kriegen anscheinend nicht in ihre sturen
Köpfe, dass es reine Zeitverschwendung ist und niemanden
irgendwohin führt. Ganz bestimmt jedenfalls bin ich nicht die
geeignete Zeugin, um herauszufinden, was genau mit Terry
geschehen ist – falls wir das überhaupt je erfahren.«
Ganesh grunzte und kippte die Kartoffeln in die Kiste. Sie
rollten und hüpften, und ein starker Geruch nach Erde breitete sich aus.
Es half ein wenig, meine Frustration abzubauen, wenn
ich mich bei Ganesh ausweinte, doch ich konnte nicht so
tun, als würde die ständige Fragerei der Polizei mir überhaupt nichts ausmachen. Sie machten mich allmählich
mürbe, und genau das hatten sie vor, schätze ich. Ich wurde allmählich selbst ganz wirr. Sie hatten es fertig gebracht,
mich davon zu überzeugen, dass ich ihnen noch nicht alles
erzählt oder irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Ich
zermarterte mir Nacht für Nacht das Hirn, was das sein
könnte.
»Ziemlich ruhig heute, wie?«, sagte ich zu Ganesh. Der
Laden war leer gewesen, doch genau in diesem Augenblick
trat eine Frau mit einem schmutzigen Kind im Schlepptau
ein und begann, sich über die Qualität des Gemüses auszulassen. Ganesh starrte sie mürrisch an. »Wie soll man denn
ein Geschäft führen, wenn die Hälfte der Häuser in der Gegend leer steht? Möchten Sie nun diese Bohnen oder nicht,
verehrte Dame?«
Sie ging von den Bohnen weg und starrte argwöhnisch
auf die frisch gelieferten Kartoffeln in der Kiste. »Ich möchte Kartoffeln, aber diese da sind voller Erde!«
»Sie wachsen in der Erde«, klärte Ganesh sie auf. »Was
erwarten Sie?«
»Ich erwarte, dass sie sauber sind, mehr nicht. Erde hat
Gewicht, nicht wahr! Erde ist ziemlich schwer. Und für Erde
bezahle ich nicht!«
Ganesh seufzte und schob die obersten Kartoffeln an den
Rand. »Diese hier sind sauberer.«
»Ich suche sie selbst aus, danke«, sagte die Kundin grob
und schob ihn beiseite. Sie machte sich daran, jede Kartoffel
einzeln aus der Kiste zu nehmen und dahingehend zu untersuchen, wie viel Erde an

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