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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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es schon häufig genug Morde gegeben, die so hingedreht wurden, dass es wie Selbstmord aussah. Der Mörder
fand es einfacher, einen Selbstmord vorzutäuschen als einen
Unfall. Im Fall von Theresa Monkton handelt es sich augenscheinlich um Selbstmord, doch es gibt so viele Unstimmigkeiten, dass wir einfach Verdacht schöpfen mussten. Sergeant Parry war einer der ersten Beamten, die die Leiche zu
Gesicht bekommen haben …«
»Ich weiß genau, was Parry denkt!«, unterbrach ich sie
bitter. »Er ist fest überzeugt, dass wir etwas mit der Sache zu
tun haben!«
»Nein«, widersprach sie. »Sie wissen nicht, was Sergeant
Parry denkt, Fran. Auch wenn Sie vielleicht einen anderen
Eindruck von ihm haben, zieht er keine voreiligen Schlüsse,
genauso wenig wie ich. Parry ist ein sehr erfahrener Beamter. Ich respektiere seine Meinung. Aber wenn wir keinen
Selbstmord haben, Fran, was bleibt dann übrig?«
Sie starrte finster durch die Windschutzscheibe auf die wehenden Netzvorhänge am Stand des fliegenden Händlers vor
ihrem Wagen. »Das Schlimmste daran ist, all das der Familie
der Toten zu erklären. Selbstmord ist für die meisten Hinterbliebenen ein Trauma. Sie wollen glauben, dass es ein Unfall
war. Selbst Mord ist leichter zu akzeptieren. Sie sind nicht
verantwortlich für einen Unfall oder einen Mord – aber
Selbstmord gibt ihnen das Gefühl von ganz persönlicher
Schuld. Würde ich heute zu Theresas Familie gehen und sagen, tut mir Leid, Leute, aber die Mordtheorie hat sich als
Seifenblase herausgestellt, es war doch Selbstmord, es würde
sie schlimmer mitnehmen, als wenn ich den Namen eines
Mörders nennen könnte.«
»Aber was ist mit Ihnen?«, beharrte ich. »Glauben Sie,
dass irgendwo dort draußen ein Mörder frei herumläuft?«
»Ganz unter uns gesagt: Ja. Ja, das glaube ich. Aber sich
hier auf sein Gefühl zu verlassen, ganz gleich, ob ich es tue
oder Parry, reicht nicht aus. Nicht einmal dann, wenn die
Umstände darauf hindeuten, dass wir Recht haben könnten. Schließlich muss eine Jury hinreichend überzeugt werden, und das ist alles andere als einfach. Heutzutage misstrauen die Geschworenen Indizienbeweisen. Sie sollten es
nicht, aber sie tun es. Ein paar Fälle von Verurteilungen,
die auf wackligen Beinen stehen und von den Medien richtig ausgeschlachtet werden, und das war’s. Nicht einmal
Geständnisse werden ohne ausreichende Beweise noch akzeptiert. Die Grenze hin zum berechtigten Zweifel verschwimmt von Tag zu Tag mehr. Ich persönlich glaube,
dass Theresa angegriffen wurde, dass sie entweder nackt
war oder im Verlauf der Auseinandersetzung ausgezogen
wurde, dass es einen Kampf auf dem Fußboden gab und
Holzsplitter in ihre Haut eingedrungen sind. Sie erhielt einen Schlag gegen den Kopf, der sie bewusstlos werden ließ,
und der Angreifer beendete seine Arbeit und ließ alles wie
Selbstmord aussehen. Es gibt genügend Indizien, die für
diesen Tathergang sprechen. Doch bis zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich weder, warum Theresa ermordet wurde,
noch wer ihr Mörder ist.«
»Genauso wenig wie ich !« Mir war die Betonung des Pronomens keinesfalls entgangen.
»Verstehen Sie jetzt, warum ich immer wieder frage, ob es
einen Kampf gegeben hat?«, fuhr sie fort. »Wenn die Verletzungen von einer früheren Auseinandersetzung stammen,
fallen einige Indizien aus der Beweiskette heraus.«
»Es gab aber keinen Kampf«, sagte ich.
Sie lächelte. »Ich bin froh, dass Sie das sagen. Ein erfundener Kampf hätte nicht weitergeholfen – keinem von uns.
Ich glaube, jemand hat Theresa ermordet, Fran. Aber ich
muss sicher sein. Ich kann mir keine Fehler leisten.«
Ich muss überrascht ausgesehen haben, denn sie errötete.
»Sie müssen wissen, dass es unter Polizisten gewisse Spannungen gibt, genau wie bei allen anderen Leuten, die gemeinsam in einem Büro arbeiten. Ich habe … es gibt eine
Reihe von Leuten, die meiner Beförderung ablehnend gegenüberstehen. Sie würden zu gerne dabei sein, wenn ich auf
die Nase falle. Nennen Sie es Kollision unterschiedlicher
Persönlichkeitsstrukturen. Ein Büro ist ein klaustrophobischer Ort, da bleibt so etwas nicht aus.«
Sie hatte mehr gesagt, als sie wollte, und wandte verlegen
den Kopf ab.
Ich dachte an den Schlag, den Terry gegen den Kopf erhalten hatte. Sie musste auf die eine oder andere Weise
kampfunfähig gewesen sein, sonst hätte sie sich ganz sicher
gewehrt. Vielleicht wollte sie sich wehren, und er hatte ihr
ein Ding verpasst. Ich muss lange

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