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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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eingenäht. T E Monkton . Es brachte mich für einen Augenblick zurück
in die Zeit, als ich selbst elf Jahre alt gewesen war und gerade
auf die Privatschule ging, von der mein Vater hoffte, dass sie
der Grundstein meines späteren Erfolgs sein würde. Großmutter Varady hatte Namensschildchen wie dieses in all
meine Sachen genäht, in meine neue Schuluniform, sogar in
meine Socken. In jener Schule gab es spezielle Aufnäher dafür. Ich fragte mich, wer die Aufnäher in Terrys Sachen eingenäht hatte. Nach dem, was Alastair mir über ihre Mutter
erzählt hatte, schien sie nicht der Typ zu sein, der so etwas
machte, auch wenn sie in der Modebranche arbeitete und
imstande sein sollte, ein paar Stiche zu nähen. Dieser alte
Morgenmantel zeigte mir jedenfalls, dass Terry in einem Internat gewesen sein musste. Ich war auf eine gewöhnliche
Tagesschule gegangen. Ich war froh, dass Vater mich nicht
auf ein Internat geschickt hatte. Ich hasste meine Schule,
aber wenigstens konnte ich am Ende eines jeden Tages wieder nach Hause zurück.
    Ich zog den Morgenmantel über und ging rasch über den
Korridor zum Badezimmer hinüber. Fast hätte ich mich der
Länge nach hingelegt, als ich die Tür öffnete, denn genau
hinter der Schwelle befanden sich zwei jener unerwarteten
Stufen. Ich betrat das Badezimmer, taumelte ins Leere und
konnte mich nur dadurch retten, dass ich mich an der
Türklinke festhielt und daran schaukelte wie ein Schimpanse. Ruby hätte mich wirklich warnen können.
    Das Badezimmer hatte die Größe eines Schlafzimmers,
war in früheren Zeiten wohl auch ein Schlafzimmer gewesen. Moderne Installationen waren nur nach und nach eingebaut worden. Ich ließ drei Zoll heißes Wasser in eine massive Wanne auf gusseisernen Löwenfüßen laufen – zu mehr
blieb keine Zeit. Ich hatte meinen Rock mitgenommen und
hängte ihn nun so auf, dass der Dampf die Knitterfalten herausziehen konnte, dann kletterte ich in die Wanne und legte mich ins Wasser. Ich fühlte mich verloren in ihrer Größe
und überlegte, für wie viele Leute auf einmal sie wohl einst
gemacht worden war. Ich hatte nicht gewusst, dass man in
der guten alten viktorianischen Zeit fröhlich zusammen gebadet hatte. Ich wünschte, ich hätte mehr Wasser einlaufen
lassen. Als ich mich lang ausstreckte, ragten noch immer
Körperteile aus dem Wasser, meine Knie stachen hervor wie
zwei winzige Gipfel, mein Bauch bildete eine flache Insel,
meine Brustwarzen Korallenriffs. Ich bespritzte jede trockene Stellen gerade mit Wasser, als ich draußen vor der Badezimmertür unvermittelt ein eigenartiges Geräusch vernahm.
    Es war ein leises Heulen, begleitet von einem dumpfen
Grollen. Fast, als rumpelte ein kleiner Milchwagen vorbei.
Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber so hörte es sich
an. Dann hörte ich einen metallischen Klang und schließlich
– kein Zweifel möglich – einen Aufzug.
    Ein Aufzug? In einem Privathaus? Es schien, als erwartete
mich ein Abend voller Überraschungen.
Ich fühlte mich besser und erfrischt, als ich kurze Zeit
später aus der Wanne stieg. Ich hatte schon befürchtet herauszufinden, dass meine Zehen wund und aufgerieben vom
Laufen in den Pixieboots sein würden, doch es war nichts
passiert, wie ich zu meiner nicht geringen Erleichterung
feststellte. Ich konnte mir nicht leisten, ausgerechnet jetzt
fußkrank im Bett zu liegen. Ich wickelte mich in den Morgenmantel, schlüpfte hinaus in den Korridor und zog hinter
mir die Tür ins Schloss.
Der Gang war an dieser Stelle dunkel. Ich fummelte noch
am Türgriff, als ich Schritte hinter mir hörte und dann ein
überraschtes Einatmen. »Theresa?«, flüsterte eine Männerstimme.
Ich wandte mich um. Es war Jamie, weiß wie ein Bettlaken,
wie ich selbst im Halbdunkel mühelos erkennen konnte.
Als er sah, wer ich war, flutete die Farbe zurück in sein
Gesicht. »Was zur Hölle glauben Sie eigentlich, was Sie da
tun? Das ist der Morgenmantel meiner Cousine!«, fauchte
er.
»Ach?« Ich zupfte an dem Mantel. »Ich habe keinen eigenen mitgebracht. Er hing im Zimmer. Ich dachte nicht, dass
irgendjemand etwas dagegen hätte.«
»Nun, ich habe etwas dagegen!« Er klang wirklich erschüttert.
Ich glaubte mich entschuldigen zu müssen. Er musste einen höllischen Schrecken erlitten haben. Ich sagte ihm, dass
es mir Leid tat. »Ich dachte nicht, dass mich jemand sehen
würde. Ich bin nur das kurze Stück über den Korridor gelaufen.«
»Lassen Sie sich bloß nicht von jemand anderem

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