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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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immer noch nicht glauben, dass sie nie wiederkommen wird. Sie kommen jetzt zurecht, meine Liebe,
oder? Lassen Sie mich wissen, falls Sie irgendetwas brauchen. Die Familie isst üblicherweise um sieben, aber ich
werde heute mit dem Servieren bis halb acht warten, damit
Sie Gelegenheit haben, sich ein wenig einzurichten. Es gibt
reichlich heißes Wasser, falls Sie vorher noch ein Bad nehmen möchten.«
    Ich begriff sehr schnell, warum Ruby nicht glauben konnte,
dass Terry nie mehr wiederkam. Tatsache war, dass das
Zimmer wirkte, als sei sie nie weg gewesen. Sobald ich eintrat, wusste ich, dass Terry bei mir war. Ich warf sogar einen
Blick auf den hohen weißen Lloyd-Sessel, halb in der Erwartung, sie dort in ihrer schmuddeligen Strickjacke sitzen zu
sehen und mich zwischen Spanielohren aus wirrem blondem Haar hindurch zu beobachten.
    Doch etwas war anders. Früher, als sie noch gelebt hatte,
war es mir stets so vorgekommen, als mochte sie mich
nicht. Das hatte sich geändert. Diesmal hatte sie nichts dagegen, dass ich hier war, im Gegenteil, ich hatte das eigenartige Gefühl, als begrüßte sie meine Anwesenheit, als wüsste
sie, warum ich gekommen war, und als hieße sie es gut. Sie
erwartete, dass ich etwas tat. Ich hoffte, dass ich sie nicht
wieder enttäuschen würde.
    Alastair und Terry setzten beide all ihre Hoffnungen auf
mich. Ganesh hatte Recht – ich hatte einen größeren Bissen
genommen, als ich herunterschlucken konnte.
    Das Zimmer war hübsch, ein Kinderzimmer eines geliebten kleinen Mädchens. Eine Reihe von Stofftieren, ausnahmslos abgewetzt und beschädigt, kauerte auf einer weiß
gestrichenen Schubladenkommode. Alles war weiß gestrichen. Die Bettdecke hatte ein Blumenmuster, und es gab eine nierenförmige Frisierkommode mit einem dazu passenden Volant. Die Vorhänge passten ebenfalls dazu. Jemand
hatte sich eine Menge Mühe mit diesem Zimmer gegeben.
Es war sehr feminin, ein bisschen zu niedlich und definitiv
nicht meine Art von Geschmack. Es machte mich irgendwie
nervös mit seinem beharrlichen Festhalten an kindlicher
Unschuld. Und Terry, ganz gleich, wie sie gewesen sein
mochte – als unschuldig konnte man sie keinesfalls beschreiben.
    Doch das war nur meine Ansicht über sie. Alastair hatte
bei unserem ersten Gespräch in dem indischen Restaurant
ganz eindeutig die Ansicht vertreten, dass seine Enkelin
nicht wisse, wie verschlagen und hinterhältig die Welt heutzutage war. Theresa war sein kleines Mädchen gewesen und
würde es immer bleiben. Der Tod hatte ihm einen Gefallen
erwiesen, doch davon wusste Alastair nichts. Der Tod würde
ihm helfen, das Bild, das Alastair von Terry hatte, zu erhalten, ewig jung und ewig schön. Sie war kein menschliches
Wesen mit all seinen Fehlern und seinem Recht auf eigene
Erfahrungen mehr, sondern eine Puppe, eingehüllt in Zellophan, sodass ihre Kleider niemals schmutzig wurden und
ihr Haar niemals unordentlich. Mein Unbehagen steigerte
sich.
    Ich trat ans Fenster. Es ging zur Rückseite des Hauses
hinaus, was bedeutete, dass Ruby und ich auf dem Weg
hierher die Wand durchschritten haben mussten, die einmal
die beiden Gebäude getrennt hatte, und dass ich vom vorderen Haus in das hintere gelangt war. Es war sicher ruhiger
hier, auf der dem Hof abgewandten Seite, der wahrscheinlich von frühmorgens bis spät in den Abend hinein ein lauter, geschäftiger Ort war. Die Aussicht ging hinaus auf den
Garten, einem Gewirr aus wuchernden Büschen, schon lange nicht mehr zurückgeschnittenen Bäumen, ungepflegten,
von Gras überwucherten Pfaden und ungeschnittenem Rasen. Trotzdem hübsch. Der Garten war ein Ort, in dem man
umherspazieren konnte. Kinder würden diesen Garten lieben. Ein großartiger Platz, um Verstecken zu spielen, Räuber-und-Gendarm und all die anderen Spiele. Sogar Mörder
und Detektiv.
    Irgendjemand konnte dort draußen hinter den Büschen
stehen und das Haus beobachten, und niemand würde es
bemerken. Er konnte bis auf fünfzehn Meter heran, unsichtbar – vielleicht stand er jetzt, in diesem Augenblick
dort und beobachtete mich.
    Ich trat vom Fenster weg. Mir war nach einem heißen
Bad zumute, und mit einem Blick auf meine Armbanduhr
stellte ich fest, dass es fast zehn vor sieben war. Ruby hatte
mir den Weg zum Badezimmer gezeigt, einfach über den
Korridor. Ich hatte nicht viel Zeit. Hinter der Tür hing ein
verblasster gesteppter Morgenmantel. Ich nahm ihn vom
Haken.
    Im Kragen war ein Namensschild aus Stoff

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