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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Verhandlungsrunde
soweit abgeschlossen hatten, gingen wir zur nächsten Runde
über. Jamie drehte den Stuhl vor der Frisierkommode um
und setzte sich.
Ich setzte mich auf den Lloyd und wickelte den Morgenmantel um mich, so gut es ging. Er war ein gutes Stück zu klein,
wahrscheinlich für eine Vierzehnjährige gemacht. Ich hielt ihn
über den Schenkeln zusammen, doch meine Brüste drohten
oben herauszuquellen, weil es einfach zu wenig Stoff gab.
Er beobachtete, wie ich mich unbehaglich wand, und bot
schließlich an: »Wenn Sie etwas anziehen wollen, drehe ich
mich solange um. Obwohl ich ein wenig überrascht bin, wie
schüchtern Sie sind.«
»Nur einen Augenblick!«, fauchte ich, stand auf, schob
mich zum Bett, packte die Decke, wickelte mich darin ein
und kehrte zu meinem Sessel zurück, eingehüllt wie ein
Stammeshäuptling bei einem Pow-Wow.
Als ich saß, legte er jede Rücksicht ab und kam zur Sache.
»Wie viel?«
»Wie viel was?«
»Wie viel verlangen Sie für Ihre Rückkehr nach London,
gleich morgen früh? Ich zahle eine vernünftige Summe.«
»Warum sind Sie so interessiert daran, dass ich verschwinde?«, konterte ich.
»Fünfzig Mäuse? Achtzig, das ist mein letztes Angebot.«
Der Mann war fest entschlossen, mich zu beleidigen.
Nicht nur, indem er mir das Geld anbot, sondern auch, weil
die Summe so lächerlich war. Ich war ihm nicht einmal einen anständigen Betrag wert! Warum bot er mir überhaupt
etwas an? Er hatte etwas zu verbergen, so viel stand fest.
»Meine Güte, Sie sind ja wirklich scharf darauf, mich endlich loszuwerden! Ich bin doch nur ein Stück Abfall, oder
nicht? Warum geben Sie sich überhaupt mit mir ab? Oder
habe ich Sie vielleicht aus der Fassung gebracht?«
Er vertrug keinen Spott.
Er beugte sich vor, das Gesicht wutentbrannt. »Hören Sie
zu, Sie kleines Miststück! Alastair hat Theresa abgöttisch geliebt! Sie zu verlieren war für ihn, als hätte er einen Arm
oder ein Bein verloren. Er vergeht vor Schuldgefühlen, der
arme alte Teufel, weil er glaubt, er hätte sie retten können,
wie er es nennt. Man muss kein Seelenklempner sein, um
sich auszurechnen, was jetzt in ihm vorgeht! Sie sind hier
hereinmarschiert, und wie Sie ohne Zweifel gehofft haben,
hat er die Gelegenheit ergriffen, einen Teil seiner Schuld
wieder gutzumachen. Aber ich werde nicht zulassen, dass
Sie Ihr mieses kleines Spielchen mit Alastair spielen! Ich
werde es nicht zulassen! Sie können sich glücklich schätzen,
dass ich Ihnen überhaupt Geld anbiete! Ich könnte Sie genauso gut einfach aus dem Haus werfen und Sie zu Brei
schlagen!«
Ich kämpfte gegen die Regung, vor dem Hass in seiner
Stimme zurückzuweichen, aber es gelang mir, ruhig sitzen
zu bleiben und seinem Blick zu begegnen. »Sie hätten einige
Mühe, das den ›alten Leuten‹ zu erklären, wie Sie sie nennen. Genauso, wie Sie Mühe haben würden, Alastair zu erklären, was sich in diesem Zimmer zugetragen hat, wenn ich
anfange zu schreien!«
»Sie und schreien? Wann haben Sie zum letzten Mal geschrien, um Ihre Ehre zu verteidigen?« Er lachte schnaubend auf. »Na los, fangen Sie an! Ich werde Alastair sagen,
dass alles Ihre Idee war. Sie hätten mich in Ihr Zimmer eingeladen, und dann hätten Sie versucht, Geld als Gegenleistung für Sex aus mir herauszuholen. Er kennt Sie nicht besonders gut, aber er weiß, wo Sie herkommen. Er wird mir
glauben, kein Zweifel.«
»Er würde trotzdem nicht denken, dass es Ihnen das
Recht gibt, unter seinem oder Ariadnes Dach herumzuhuren. Alastair ist altmodisch. Er denkt wahrscheinlich, Sie
wären ein Gentleman, Jamie, und irgendwie glaube ich
nicht, dass Sie ihm diese Illusion nehmen wollen. Was das
Geld angeht, vergessen Sie’s. Ich habe lange nachgedacht,
bevor ich hierher gekommen bin. Ich werde wieder gehen,
wenn ich soweit bin oder Alastair mir sagt, dass ich gehen
soll, je nachdem, was zuerst eintritt. Sie werden mir jedenfalls nicht sagen, was ich zu tun habe.«
Er sprang hoch und baute sich drohend über mir auf. »Es
wird Ihnen noch Leid tun, dass Sie mein Angebot abgelehnt
haben!«, sagte er. »Ich werde es nicht wiederholen. Sie sind
eine Närrin, Fran.«
Er marschierte hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins
Schloss, und ich fragte mich, ob er nicht vielleicht Recht
hatte.
Ich glaubte nicht, dass er zurückkommen würde. Ich
brachte die Decke zurück zum Bett und kletterte hinein. Ich
klopfte das Kissen zurecht und versuchte einzuschlafen, doch
es war hoffnungslos.
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