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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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sah unversehrt aus. Ich faltete den Brief genauso zusammen, wie ich ihn vorgefunden hatte, und steckte ihn in meinen Brustbeutel. Dann fiel mir ein, dass dies
ein dummes Versteck war, denn wenn ich den Beutel in Gegenwart von jemand anderem öffnen musste, würde er den
Brief sehen. Also nahm ich ihn wieder hervor und glättete
die beiden Blätter. Das Buch von Turgenjew lag auf dem
Nachttisch. Ich entfernte den Umschlag, legte die Blätter
um den Einband herum und brachte den Umschlag wieder
an. Es war kein perfektes Versteck, doch es musste reichen,
bis ich etwas Besseres gefunden hatte.
Zufrieden kehrte ich in mein Bett zurück und schlief
rasch ein.
    Als ich um halb neun in einem sauberen Hemd und Jeans
zum Frühstück nach unten ging, war außer Alastair niemand da.
    »Guten Morgen, Fran! Haben Sie gut geschlafen? Meine
Schwester frühstückt auf ihrem Zimmer. Jamie gesellt sich
vielleicht später noch zu uns. Er ist seit sechs Uhr draußen
in den Stallungen.«
    Ich setzte mich. Ruby kam geschäftig herbei und stellte
mir einen Teller Rührei mit Schinken hin. Das hatte ich
schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefrühstückt. Ich hatte
ganz vergessen, wie köstlich es schmeckte.

»Freut mich zu sehen, dass Sie so einen gesunden Appetit
haben«, sagte Alastair freundlich. »Es wird sicher ein schöner Tag. Wenn Sie fertig sind, nehme ich Sie mit nach draußen zu den Ställen und zeige Ihnen alles. Reiten Sie?«
    Ich gestand, dass ich höchstens auf einem Drahtesel reiten konnte.
»Nun, bestimmt finden wir ein gutmütiges, ruhiges Tier,
auf das wir Sie setzen können. Ich werde Kelly fragen.«
Ich war nicht sonderlich begeistert von diesem Angebot,
doch ich dankte ihm und sagte: »Ich dachte, ich könnte
nach Winchester fahren und mich dort ein wenig umsehen
– falls es Ihnen nichts ausmacht, heißt das. Von Basingstoke
geht doch sicher ein Bus nach Winchester, oder?«
Ich hatte zwei Gründe, nach Winchester zu fahren. Erstens wollte ich das Weinlokal finden, aus dem die Streichhölzer stammten, die Edna mir gezeigt hatte. Der Brief war
ein wichtiger Hinweis und legte die Vermutung nahe, dass
jemand ein Motiv gehabt hatte. Doch die Streichhölzer waren bislang meine einzige wirkliche Spur. Der zweite Grund
war, dass ich Gan anrufen und seine Meinung über meine
Entdeckung hören wollte. Ich hatte bereits am eigenen Leib
erfahren, dass ich riskierte belauscht zu werden, wenn ich
im Haus zu telefonieren versuchte.
»Sie wollen einen Schaufensterbummel machen, wie?«,
sagte Alastair fröhlich. »Oder König Artus’ Tafelrunde besichtigen? Die nämlich gibt es dort angeblich. Natürlich alles
Schwindel!« Er kicherte. »Um Heinrich VIII. zu gefallen,
haben sie irgendeinen alten Tisch dafür geadelt! Ich glaube,
Jamie fährt heute Vormittag sowieso dorthin. Er kann Sie
mitnehmen!«
Mein schöner Plan begann sich aufzulösen. Ich murmelte, dass ich ihm keine Mühe machen wolle.
»Oh, bestimmt wäre es keine Mühe für Jamie!«, entgegnete Alastair herzlich.
Ich hätte zu gerne gehört, was Jamie zu diesem Vorschlag
zu sagen hatte. Wahrscheinlich würde ich es hören – später
am Vormittag.
    Nach dem Frühstück führte mich Alastair draußen im Hof
bei den Stallungen herum. Jamie war nicht mehr aufgetaucht, und obwohl ich im Hof nach ihm Ausschau hielt,
blieb er verschwunden. Mit ein wenig Glück war er bereits
nach Winchester gefahren. Vielleicht hatte ich mich getäuscht und er führte das Gestüt gar nicht in Ariadnes Namen. Vielleicht führte Kelly es, wer auch immer Kelly war.
    Es war etwa halb zehn und es war ebenso offensichtlich,
dass der größte Teil der morgendlichen Arbeit bereits erledigt war. Langschläfer wie ich waren an einem Ort wie diesem wenig nützlich, wo jeder mit dem ersten Hahnenschrei
auf den Beinen war und Mist schaufelte.
    Der Hof war sauber und aufgeräumt, bis auf einen Stapel
Heuballen in einer Ecke. Ein Mädchen schuftete sich förmlich damit ab, einen Braunen zu striegeln.
    »Ah«, sagte Alastair. »Kommen Sie, ich stelle Ihnen Kelly
vor.«
Ich hatte geglaubt, Kelly sei ein ergrauter irischer Stallbursche mit einer karierten Mütze, doch Kelly war natürlich
auch ein weiblicher Vorname, wie mir jetzt zu meiner Überraschung wieder einfiel.
Sie richtete sich auf, als wir uns näherten, und kam um
das Pferd herum. In jeder Hand hielt sie eine Bürste.
»Guten Morgen, Mr. Alastair!«, sagte sie freundlich und
bedachte mich mit einem neugierigen Blick.
Sie war

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