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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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ausgesehen wie ein verdammter Irrer!«
Ganesh kletterte aus dem Imbisswagen.
»Bist du jetzt zufrieden?«, fragte er. »Und können wir
dann endlich gehen?«
KAPITEL 4 Irgendwie fand ich in jener Nacht
keinen Schlaf. Ich musste immer wieder an Merv denken,
an seine verbeulte Karre und Albie und all das andere. Ich
hatte einen Bluterguss, gleich unterhalb meines rechten
Schulterblatts, wo ich unsanft die Bekanntschaft mit dem
Tresen gemacht hatte, und deswegen eine offene Rechnung
mit Merv. Es spornte mich an, doch all meine Entschlossenheit half mir nicht, Ordnung in meine Gedanken zu
bringen.
Es gab noch ein weiteres Problem. Meine Ahnung hatte
mich nicht getrogen, was das fensterlose kleine Schlafzimmer unter dem Bürgersteig anging. Sosehr ich mich auch
bemühte, ich konnte mich nicht entspannen. Es kam mir
unnatürlich vor, ein Raum ohne Fenster und Luft, und ich
konnte mich einfach nicht damit arrangieren. Die Luft war
stickig, obwohl ich die Tür offen gelassen hatte. Ich hatte die
Tür auch deswegen offen gelassen, weil ich mich sonst wie
eingemauert gefühlt hätte.
Ich wälzte mich auf meinem Bett hin und her, während ich
in die Dunkelheit starrte und die wenigen mageren Puzzlestücke an Informationen aneinander reihte, die mir zur Verfügung standen. Es war wie in dem Kaleidoskop meiner Kindheit: Jedes Mal, wenn ich die versammelten Fakten anstieß,
formierten sie sich neu und ergaben ein neues Bild. Nur eines
gab es, was die verschiedenen Bilder gemeinsam hatten – sie
waren ausnahmslos schaurig, verworren und keines zweifelsfrei zu halten.
Es gab kein einfaches, logisches, zwingendes Szenario.
Nichts, was mir gezeigt hätte, welchen Weg ich bei meinen
weiteren Ermittlungen hätte einschlagen können.
Von Zeit zu Zeit erklangen über mir Schritte und hallten
unheimlich durch mein kleines Zimmer. Sie verstärkten das
Gefühl, lebendig begraben zu sein. Morgen, so beschloss
ich, würde ich ins Wohnzimmer ziehen und auf dem Sofa
schlafen. Es war definitiv das letzte Mal, dass ich in einer
Katakombe geschlafen hatte. Wie ein Mantra begann ich
immer wieder zu murmeln:
    »Müde bin ich, geh zur Ruh
schließe beide Äuglein zu.
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bettchen sein!«
    Das war einfach und geradeaus. Die Worte wanderten
durch meinen pochenden Schädel. Das Gefühl wurde intensiver, gefangen zu sein und in Gefahr zu schweben. Mein
Gehirn war ein einziges Durcheinander. Ich hatte Angst einzuschlafen, Angst zu träumen. Trotzdem muss ich irgendwann eingedöst sein.
    Ich erwachte urplötzlich und mit einem schrecklichen
Gefühl von Klaustrophobie, schlimmer noch als vor dem
Einschlafen. Ich wusste nicht, wie spät es war, doch es musste nach Mitternacht sein. Trotz der späten Stunde ging oben
über meinem Kopf jemand.
    Ich hatte vorhin auch schon Leute vorbeigehen hören,
doch das hier war anders. Diese Füße marschierten nicht
zielstrebig und klapperten nicht hastig vorbei. Diese Füße
bewegten sich langsam, gleichmäßig, und sie hielten zwischendurch immer wieder inne.
    Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob es vielleicht ein
Bulle war, ein Constable, der Streife in diesem Viertel ging.
Doch heutzutage geht die Polizei nicht mehr Streife wie früher. Die Bullen fahren heute mit Streifenwagen durch die
Gegend.
    Der Mann oben auf der Straße bewegte sich wieder. Ich
wusste, dass es ein Mann war. Die Schritte waren zu schwer
für eine Frau, und Männer setzen die Füße anders auf. Er
ging ein paar Schritte, dann hielt er erneut inne, diesmal direkt über mir, über der dicken Scheibe aus Milchglas, die in
die Decke eingelassen war.
    Er konnte mich unmöglich sehen, genauso wenig, wie ich
ihn sehen konnte. Doch ich wusste, dass er dort oben war,
und er – ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran –
wusste, dass ich hier unten war, in meiner Zelle unter der
Erde.
    Ich setzte mich in meinem Bett auf, schwang die Füße
heraus und wartete. Die Zimmertür hatte einen kleinen
Grill, sodass ich hier drin nicht ersticken konnte, selbst
wenn die Tür geschlossen war, doch es gab keinen Zug, nur
heiße, stickige Luft. Und Stille. Es war so still, dass ich, hätte
ich es nicht besser gewusst, geglaubt hätte, er wäre wieder
gegangen. Aber ich wusste es besser, weil ich ihn denken hören konnte.
    Einmal bei einem Amateur-Varieté habe ich eine Nummer gesehen, in der es um Telepathie ging. Ich war Teil des
Abendprogramms, Schlagzeugerin in einer

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