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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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hatte, unmittelbar nachdem ich in meine neue Wohnung eingezogen war.
Ich gähnte und hoffte inbrünstig, dass Jimmies Kaffee Tote
aufwecken konnte.
Da war ich nun, mehr oder weniger bereit für den Tag
und im Begriff, die Wohnung zu verlassen, als jemand an
der Tür klingelte.
Ich muss gestehen, dass ich nicht auf Besucher vorbereitet war. Erstens bekam ich mit Ausnahme von Ganesh und
gelegentlich Daphne von oben so gut wie nie Besuch, und
zweitens war es zu früh für Ganesh und auch ein wenig zu
früh für Daphne. Sie wusste, dass ich lange schlief. Und kein
Mensch auf der Welt schickt mir Pakete.
Ich ging zum Fenster, das zur Kellertreppe hinausging,
und sah vorsichtig nach draußen. Ein Mann stand vor meiner Tür, mit dem Rücken zu mir. Er trug ein salbeigrün und
weiß kariertes Sakko, ein Sakko, das ich noch nie zuvor an
jemandem gesehen hatte. Doch seine breiten Schultern und
das kurz geschorene rötliche Haar ließen in mir die Alarmsirenen los schrillen. Während ich noch versuchte, ihn einzuordnen, drehte er sich zu mir um. Entweder hatte er auch
Augen im Hinterkopf, oder aber er hatte gespürt, dass ich
ihn durch das Fenster beobachtete. Jedenfalls legte er die
Hände auf das Fenstersims und starrte mich durch die
Scheibe hindurch an.
Auge in Auge war es unmöglich, ihn nicht wieder zu erkennen. Es war mein altbekannter Gegenspieler, Sergeant
Parry.
»Kann ich reinkommen?«, fragte er, den Mundbewegungen nach, denn die Laute kamen nur sehr gedämpft von den
Kellerwänden und kaum hörbar durch das Glas.
Meine Stimmung sank auf den Nullpunkt. Ich hatte keine
Ahnung, was er wollte oder warum er überhaupt in dieser
Ecke von London herumschlich. Ich würde es, so fürchtete
ich, ohne jeden Zweifel sehr bald herausfinden.
»Überraschung!«, begrüßte er mich, als ich die Tür geöffnet hatte, und grinste boshaft.
»Hallo«, antwortete ich in, wie ich hoffte, herablassendem Ton. »Ich wollte gerade gehen.«
»Dauert nur einen Augenblick, Fran«, log er mir ins Gesicht.
»Für Sie immer noch Miss Varady«, beschied ich ihm.
»Also schön, kommen Sie herein.«
Er marschierte in meine Wohnung und fühlte sich offensichtlich sofort wie zu Hause, denn er nahm ohne Einladung
auf meinem Sofa Platz. »Sie haben nicht zufällig eine Tasse
Tee übrig, Miss Varady ?«
»Nein. Was wollen Sie? Und was machen Sie überhaupt
hier?«, fragte ich.
»Ich arbeite jetzt auf dem hiesigen Revier«, informierte er
mich. »Und ich habe gehört, dass Sie dort waren, Fran. Das
interessiert mich. Fran Varady geht zur Polizei? Da muss eine aufregende Geschichte dahinterstecken.«
Er hatte das Wachbuch gelesen, das war es, und den Eintrag über meinen Besuch auf der Wache gesehen. Typisch
mein Pech, dass er jetzt das für meinen Wohnbezirk zuständige Kommissariat mit seiner unliebenswürdigen Anwesenheit beehrte. Er versuchte immer noch, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen, und hatte immer noch wenig Glück
dabei.
»Fragen Sie doch den Dienst habenden Sergeant«, schlug
ich vor. »Er kann Ihnen alles darüber erzählen.«
Parry schüttelte den Kopf. »O nein, Sie werden mir jetzt
alles erzählen, klar?!«
Das klang wenig aufmunternd, eher drohend. Er war nie
mein Freund gewesen, und ich bezweifle, dass er überhaupt
Freunde hat. Er besaß, was Großmutter Varady als einen
bösen, misstrauischen Verstand bezeichnet hätte, und keinerlei Gespür für Menschen. Genauso wenig wie Geschmack, was seine Kleidung anging, wie ich mit einem einzigen Blick auf sein Sakko feststellen konnte. Die Haut an
seinem Hals war vom Rasieren gereizt. Rote Haare und
empfindliche Haut gehören zusammen. Doch auch wenn er
in dieser Hinsicht sehr dünnhäutig war, war er so dickfellig
wie ein Elefant in jeder anderen. Detective Sergeant Parry
war kein Mensch der Moderne. Er war ein altmodischer
Schläger mit einer Polizeimarke, der sich missmutig auf
meinem Sofa lümmelte, weil ich mich weigerte, ihm einen
Tee anzubieten. Aber wenigstens war er im hellen Tageslicht
gekommen und hatte geläutet. Parrys Stil war es, hereinzuplatzen. Er schlich nicht draußen vor dem Haus herum. An
ihm war nichts Hinterhältiges.
Ich wiederholte meine Geschichte Albie betreffend und
hoffte, dass er befriedigt aufstehen und gehen würde. Ich
hätte es besser wissen müssen. Nichts macht diesem Parry
mehr Spaß, als wenn er sein Gegenüber auseinander nehmen kann, vorzugsweise auf die sadistische Art.
Ich habe bereits erwähnt, dass ich nicht

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