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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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einem Schnurrbart wie ein Walross.
»Siehst du das?«, er deutete auf das Plakat.
Wir bewunderten sein Werk gebührend, und Ganesh
fragte vorsichtig: »Was, das Sonderangebot?«
»Man muss sie in dem Glauben wiegen, dass sie was umsonst kriegen«, erläuterte Dilip uns seine Geschäftsphilosophie. »Das ist heutzutage die einzige Möglichkeit, noch Geschäfte zu machen.«
Ganesh und Dilip begannen, über die allgemein schlecht
gehenden Geschäfte gleich welcher Art zu reden. Wie um
ihren Standpunkt zu illustrieren, kamen zwei Frauen vorbei,
die aussahen wie Amateurnutten. Sie wirkten niedergeschlagen, als hätten sie überhaupt keine Kundschaft mehr. Eine
der beiden trug rote enge Leggings – keine gute Wahl bei
spindeldürren Beinen, denen jede Andeutung von Oberschenkeln oder Waden fehlten und die ungefähr so sexy waren wie zwei Streichhölzer. Die andere trug einen kurzen
Rock und Nahtstrümpfe an Beinen, die in verblüffendem
Kontrast zu denen ihrer Kollegin standen: die Oberschenkel
gewaltige Säulen, die Knöchel unproportional schmal – Beine, die aussahen wie zwei umgedrehte Bierflaschen. Über
dem Rock trug sie eine silberne Bomberjacke. Ich schätzte
die mit den roten Leggings auf dreizehn und die andere mit
der silbernen Jacke auf vierzehn.
Sie bezogen an der Mauer Stellung, und Rote Leggings
nahm einen Taschenspiegel hervor und machte sich daran,
einen Pickel an ihrem Kinn zu untersuchen.
»Sieh dir nur den hier wieder an!«, stöhnte sie. »Diese
Mistdinger wissen verdammt genau, wann ich arbeiten
muss!«
»Vielleicht solltest du das grüne Make-up ausprobieren«,
riet Bomberjacke.
»Wer will schon mit einem grünen Gesicht durch die Gegend laufen?«, entgegnete Leggings eingeschnappt.
»Ehrlich, es ist doch nur eine Grundierung, wie ’ne Tagescreme, aber eben grün! Du trägst das restliche Make-up
darüber auf, und schon siehst du gar nicht mehr grün aus!«
»Du verscheißerst mich!«, reagierte die Picklige ungläubig.
Ich hätte beiden den einen oder anderen Tipp zu Theaterschminke geben können, doch Bomberjacke musterte
mich bereits mit eigenartigen Blicken. Sie dachte wahrscheinlich, dass ich ebenfalls auf den Strich ginge und mich
in ihr Revier verlaufen hätte.
Ich vertrat mir ein bisschen die Beine und ging ein paar
Schritte zur Seite, und war schon aus der Reichweite ihrer
Unterhaltung und der erstickten Geräusche der Band im
Pub. Hier war ein kleiner Parkplatz, auf dem wohl die Leute, die in den Wohnungen über den Geschäften wohnten,
oder die Gäste des Rose ihre Autos abstellten. Ich sah einen
blauen Cortina mit einem langen weißlichen Kratzer, der
sich über die ganze Seite zog. Neugierig schlenderte ich näher.
Wahrscheinlich gab es Dutzende von blauen Cortinas.
Aber nicht alle in dieser einen Ecke von London. Ich bückte
mich, um durch das Fenster zu spähen, und begegnete Garfields Augen, die zu mir nach draußen starrten. Davon ließ
ich mich nicht abhalten, weiter neugierig das Wageninnere
abzusuchen, und bemerkte ein Loch, wo ein Autoradio hätte sein sollen. Das war nicht ungewöhnlich für eine Großstadt, egal für welche. Scheibenwischer, Antennen, Chromsterne und andere Logos, Radios … die Abwesenheit, nicht
die Anwesenheit dieser Dinge ist normal, wenn man seinen
Wagen unbeaufsichtigt stehen lässt.
Trotz der Tatsache, dass der Wagen eine alte Schrottkarre
und offensichtlich schon länger als vom Hersteller vorgesehen in Betrieb war, klebte ein kleiner Sticker an der Seitenscheibe, der verkündete, dass das Fahrzeug mit einem Alarmsystem versehen sei. Sie verließen sich also nicht allein auf
Garfield.
Nicht alle derartigen Sticker waren echt, so viel wusste
ich. Ich fragte mich, was geschehen würde, wenn ich am
Türgriff zog … und streckte zögernd die Hand danach aus.
»Fran!«, rief Ganesh. »Was machst du da drüben bei diesem Schrotthaufen?«
Ich winkte ihn zu mir. Ohne Worte deutete ich auf den
Wagen. Nachdem er Zeit gefunden hatte, den Typ und den
Kratzer zu verdauen, sagte ich leise: »Die Farbe stimmt
auch.«
Gan blickte skeptisch drein. »Er könnte jemandem gehören, der hier wohnt.« Er deutete auf die Fensterreihen der
umliegenden Häuser. »Ist dir außerdem schon mal der Gedanke gekommen, dass Albie, falls der Wagen regelmäßig
hier parkt, ihn deshalb kennt? Ich meine, als Albie einen
Wagen für die Geschichte beschreiben sollte, die er dir aufgetischt hat, war das hier vielleicht der Wagen, den er im
Sinn hatte – was

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