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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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würde. Es war schon früher vorgekommen, dass Onkel Hari
in letzter Sekunde irgendein Problem gefunden hatte, um
Ganesh aufzuhalten, und ich hatte hier draußen auf der
Straße herumgehangen und mir die dummen Sprüche von
irgendwelchen Freiern anhören müssen, die mich für etwas
anderes hielten, als ich war.
Ich wollte ihn gerade fragen, wie sein Besuch beim Großhändler denn gelaufen wäre, als ein Blick in sein Gesicht
mich warnte, dass dies keine gute Idee war. Also begrüßte
ich ihn stattdessen nur mit den Worten: »Hi. Alles fertig?«
»Wohin zuerst?«, war seine Antwort, während er sich den
Reißverschluss seiner Jacke bis unter das Kinn zuzog und
nervös hinauf zum Erkerfenster im ersten Stock sah, als
könnte es jeden Augenblick aufgerissen werden und Onkel
Hari ihn zurückrufen. »Lass uns von hier verschwinden!«,
fügte er hinzu, bevor ich etwas sagen konnte.
Mir war es nur recht. Ein kalter Wind pfiff ungehindert
durch die Straße und peitschte Abfälle und den ständig stärker werdenden Regen vor sich her. Es war eigentlich noch gar
nicht so spät im Jahr, erst September, und es hätte wirklich
noch nicht so kalt sein dürfen. Was unsere Expedition außerdem beeinträchtigte, war, dass die Tage schon wieder ziemlich kurz waren. Keine neun, und doch wurde es bereits dunkel. Gan schob die Hände in die Taschen seines Blousons,
und wir machten uns auf etwa in Richtung des Rose.
»Nur um zu sehen, ob Merv da ist«, erklärte ich. »Wenn
er mit der Sache zu tun hat, würde ich gerne wissen, wo er
sich rumtreibt.«
»Er wird bestimmt misstrauisch, wenn wir schon wieder
in der Gegend herumhängen, Fran!«, murmelte Ganesh mit
dem Kinn in dem hochgeschlagenen Jackenkragen.
»Es ist ein Pub! Die Leute hängen nun mal in Pubs herum!
Außerdem glaube ich nicht, dass er so ein aufmerksamer
Beobachter ist. Er erinnert sich bestimmt nicht an mich. Ich
bin eine Frau, die er gegen den Tresen gestoßen hat, weiter
nichts.«
»Du hättest erst gar nicht dort reingehen sollen.« Ganesh
war mein rachsüchtiger Tonfall nicht entgangen. »Was hattest du erwartet? Da fällt mir ein, warst du eigentlich …«
Er wollte wissen, ob ich bei Reekie Jimmies Künstlerfreund gewesen wäre, und ich hatte keine Lust, ihm alles zu
erklären, zumindest nicht jetzt.
»Da fällt übrigens mir ein«, unterbrach ich ihn mitten im
Satz, »ich hatte heute Morgen Besuch vom Monster aus der
Schwarzen Lagune. Detective Sergeant Parry hat geläutet
und sich zum Tee eingeladen.«
Ganesh blieb wie angewurzelt stehen und starrte mich
ungläubig an. »Was wollte er?«
Ich erzählte ihm von Parrys Besuch. Ganesh dachte mit
zusammengepressten Lippen darüber nach. »Nun ja, du
könntest Recht haben. Irgendetwas hat ihn dazu gebracht,
zu deiner Wohnung zu rennen und dich aufzuscheuchen.«
Er zögerte. »Das sieht ihm ähnlich, wie?«
»Sieht es«, stimmte ich ihm zu. »Absolut.«
Wir gingen nachdenklich schweigend weiter. Ich überlegte, dass Parry mir auf gewisse Weise einen Gefallen getan
hatte, weil Ganesh vorübergehend nicht mehr an meinen
Job als Modell dachte – vorübergehend. Es würde ihm sicher wieder einfallen.
Obwohl es noch relativ früh war, hatten die Obdachlosen
bereits ihre Bettelreviere abgesteckt oder sich für die Nacht auf
Kartons und unter Decken ausgestreckt. Wir sprachen jeden
an, dem wir auf dem Weg zum Rose begegneten. Man begrüßte uns entweder mit farbenfrohen Beschimpfungen oder der
Bitte: »Habt ihr ein bisschen Kleingeld?« Auf die Frage nach
Albie antworteten sie ausnahmslos: »Wer ist Albie?« oder »Nie
gehört den Namen.« Das war kein guter Anfang.
Auch im Pub zogen wir eine Niete, sehr zu Ganeshs unübersehbarer Erleichterung. Kein zerbeultes altes Wrack
von Cortina war draußen geparkt und kein Merv drinnen in
der Kneipe.
Dem musikalischen Empfinden der Gäste wurde an diesem Abend eine Erholungspause gegönnt – es gab keine Livemusik. Doch die Toleranz der Gäste wurde auf andere Weise
strapaziert, nämlich von einem Alleinunterhalter. Er war
jung und sehr nervös und starb fast vor Aufregung auf der
winzigen Bühne. Er hatte sein Publikum falsch eingeschätzt
und die falschen Gags vorbereitet, witzige und satirische
Themen, während die Zuschauer derbe Sprüche hören wollten, je tiefer unter der Gürtellinie, desto besser. Wenn ihre
Geduld erst am Ende war, würden sie anfangen, ihn auszubuhen. Der Wirt warf dem Künstler beunruhigte Blicke zu.
Ich konnte sehen, dass der

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