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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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ich diesem
bevorstehenden Ereignis nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit gewidmet hatte, auch wenn ich mich erinnerte, ein paar
Flugblätter gesehen zu haben.
»Genau das!«, erklärte er ungeduldig. »Einheimische
Künstler wurden gebeten, jeweils ein einzelnes Werk beizusteuern. Thema sind die schwindenden Ressourcen unserer
Welt. Zuerst wollte ich einen Turm aus signifikanten Objekten bauen, um so die Bedrohung der natürlichen Welt zu
symbolisieren. Dann dachte ich, nein, niemand wird ihn beachten. Er ist langweilig. Ich will zumindest ein Foto meiner
Arbeit im Camden Journal haben.«
Er verstummte und sah mich sehnsuchtsvoll an, während
ich meinen Kaffee schlürfte. »Es wäre zu schön«, meinte er
dann, »wenn die nationale Presse ebenfalls Interesse zeigen
würde, aber ich denke nicht, dass es so weit kommt. Unser
lokaler Fernsehsender …« Er schüttelte resigniert den Schopf
roter Haare und seufzte. »Unwahrscheinlich. Jedenfalls dachte ich, es muss etwas sein, das ins Auge springt. Dann dachte
ich, natürliche Welt bedeutet Leben, richtig? Also würde ich
eine lebende Skulptur erschaffen. Sie muss nur einen Tag halten, und sie soll so die Vergänglichkeit der Ressourcen unserer Welt symbolisieren, die wir zerstören und mit immer
größerer Geschwindigkeit aufbrauchen. Verstehst du, abgesehen von der Chance, meine Arbeit in der Öffentlichkeit zu
zeigen, geschieht alles auch noch für einen guten Zweck!«
Er hielt in seinem zuversichtlichen Vortrag inne und sah
mich erwartungsvoll an. Nun, ich hatte sowieso nicht gedacht, dass es für die Tate wäre. Dann begriff ich, dass er einen Kommentar von mir erwartete, und ich versicherte ihm,
dass mir der Gedanke gefalle. Jedoch, fügte ich zögernd hinzu, sei ich nicht sicher, ob eine lebende Skulptur hier in unserer Community Hall die gleiche Wirkung erzielen würde wie
anderswo, beispielsweise in der Hayward Gallery.
»Ganz bestimmt kommen viele Kinder und eigenartige
Typen zur Ausstellung«, erklärte ich, »und machen einem
Modell das Leben zur Hölle. Darauf habe ich keine Lust.«
Da ich offensichtlich der Hauptbestandteil seiner lebenden Skulptur sein sollte, bestand ich darauf, dass zuerst die
praktischen Details auszuarbeiten seien. Nicht gerade das,
woran ein Künstler mit der Rettung der Welt und der Schaffung eines Meisterwerks vor Augen dachte. Ich hingegen
hatte nicht die Absicht herumzustehen und mich von einem
Gummiband mit Knäueln aus nassem Papier beschießen zu
lassen, geschweige denn mit Angeboten überhäufen zu lassen, die in der natürlichen Welt keinen Platz hatten.
»Du bist absolut in Sicherheit!«, versprach er. »Die Organisatoren haben für ein Dutzend Türsteher gesorgt, die nach
Quertreibern Ausschau halten sollen, und ich bin außerdem
da, um dich zu beschützen. Schließlich bist du mein Beitrag
zu dieser Ausstellung. Ich möchte nicht, dass er beschädigt
wird … ich meine natürlich, dass du verletzt wirst.«
Es war ein wenig schmeichelhafter, nichtsdestotrotz stichhaltiger Punkt für ihn. Angus selbst dürfte nach allem, was
ich von ihm hatte in Augenschein nehmen können, ein äußerst kompetenter Leibwächter sein. Er sah, dass ich langsam weich wurde.
»Ich möchte es dir zeigen!«, drängte er. »Es haut dich
um!«
Er nahm die Mappe hoch und knotete das Band auf.
Während er die Mappe aufklappte, drehte er sie zu mir herum. »Da!«, sagte er stolz und ein klein wenig nervös. »Ich
habe mir die schwindenden Regenwälder zum Thema gemacht.« Seine Augen suchten mein Gesicht nach einer Reaktion ab.
Die nackte Wahrheit wäre gewesen, dass es für mich aussah wie ein überladener Weihnachtsbaum. Der menschliche
Leib, um den herum das Gebilde konstruiert war, verschwand buchstäblich unter Grünzeug, herabhängenden Lianen und Vögeln, die vermutlich aus Stoff bestehen würden. Ich hatte eigentlich keine besondere Lust, mich in einen bis zum Boden reichenden edwardianischen DamenSonntagshut verwandeln zu lassen, doch er war der DesignExperte, und ich war lediglich das Modell. Also konzentrierte ich mich auf die praktischen Probleme.
»Wie willst du das alles an mir festmachen?« Ich hatte eine Vision, in der schmerzhafte Sicherheitsnadeln oder
schlimmer noch, Sekundenkleber vor meinem geistigen Auge erschienen.
»Du trägst einen Bodystocking, dunkelgrün. Er ist reißfest und absolut blickdicht. Ich nähe alle anderen Materialien an den Bodystocking.«
Nähen? Ein Mann, der nähen konnte, wäre gar nicht

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