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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Kaffee, wie schon einmal zuvor,
und setzte mich, wie schon einmal zuvor, auf eine Metallbank. Ich glaubte, definitiv ein déjà-vu zu haben.
    Von hier aus konnte ich linker Hand den Eingang zur
U-Bahn überblicken, in Richtung des Imbissstands. Vor den
Rolltreppen und Treppen ballten sich jede Menge Leute,
Büroangestellte, die sich durch die Barrieren schoben. Ein
Schild informierte die Fahrgäste, dass die Rolltreppe nach
unten außer Betrieb sei und dass die Treppe 121 Stufen besitze. Was einer armen Seele, wie ich eine bin, ein nicht unbeträchtliches Vergnügen bereitete. Wenn ich mir Sorgen
mache – was gelegentlich geschieht –, weil ich keiner regelmäßigen Arbeit nachgehe, dann muntert es mich ungemein
auf, zu sehen, wie andere sich abquälen müssen, überhaupt
zur Arbeit zu kommen.
    Die Treppe hinauf und durch die Barriere kamen weniger
Leute, und keiner sah auch nur entfernt aus wie Albie. Ich
fragte mich allmählich, ob er meinen Rat angenommen und
sich aus der Gegend um die Kirche fern gehalten hatte, auch
wenn ich wusste, dass es insgesamt eher unwahrscheinlich
war. Er und Jonty würden sich über die Whiskyflasche hergemacht haben und danach nicht mehr im Stande gewesen
sein, von dort wegzugehen, oder es war ihnen einfach egal.
    Die Bank schien härter und härter zu werden, als hätte
ich kein Sitzfleisch unter dem Hintern und als säßen Knochen und Gelenke ungepolstert auf dem Metall. Ich hatte
meinen ersten Kaffee getrunken und noch einen weiteren.
Die Pendler waren weniger geworden. Schließlich verschwanden auch die letzten von ihnen. Jetzt stiegen Passagiere anderer Art aus den Zügen. Niemand mehr, der zur
Arbeit musste, sondern Leute, die zum Einkaufen oder aus
dem einen oder anderen Grund für einen Tag nach London
gekommen waren und es nicht nötig hatten, sich in einen
der frühen Züge zu quetschen oder es sich zeitlich leisten
konnten, die billigeren Fahrscheine später am Vormittag zu
nehmen. Es war ein gutes Stück nach zehn. Ich war seit
zweieinhalb Stunden hier und wusste nun, dass Albie nicht
mehr kommen würde. Vielleicht hatte ich es von Anfang an
gewusst. Ich stand auf und streckte mich; ich hatte völlig
verkrampft auf der Bank gesessen.
    Verdammt! , dachte ich. Wahrscheinlich kann er sich nicht
mal erinnern . Er schlief irgendwo seinen Rausch aus. Ich unterdrückte meine Befürchtung, irgendetwas anderes könnte
ihn davon abgehalten haben, zu kommen. Eigentlich hätte
ich mir doch denken können, dass es nicht möglich war, mit
einer Person wie Alkie Albie Smith eine verbindliche Verabredung zu treffen. Jetzt musste ich tatsächlich am Abend wieder mit Ganesh losziehen, um den alten Trunkenbold zu suchen. Ganesh würde sich sicherlich vor Freude überschlagen.
    Ich ging nach Hause. Ich hatte nichts gefrühstückt, und
es ging auf Mittag zu. Ich ging in meine Küche, um mir
Toast zu machen, und überlegte gerade, ob ich dazu ein
paar Eier in die Pfanne schlagen sollte – Haute Cuisine , soweit es mich betraf –, als mich die Türklingel und heftiges
Klopfen an der Tür aus meinen Gedanken rissen.
    Ungeduldig hörte ich jemanden vor der Tür mit den Füßen scharren, und während ich noch aus der Küchenecke
ins Wohnzimmer ging, erschien ein Gesicht vor dem Fenster, und eine Hand klopfte erneut drängend gegen das Glas.
Ich hörte meinen Namen rufen. Es war Detective Sergeant
Parry.
»Verschwinden Sie!«, rief ich.
     
»Lassen … Sie … mich … rein!«, konnte ich von seinen
    Lippen ablesen.
»Besorgen Sie sich einen Durchsuchungsbefehl!«
»Ich … muss … mit … Ihnen … reden!«
Ich schloss die Vordertür auf, und er schoss, ohne eine
    Aufforderung abzuwarten, in meine Wohnung.
»Ich wollte mir gerade was zum Mittagessen machen«,
meckerte ich. Wie um meine Worte zu bekräftigen wehte
aus der Küchenecke der Geruch von verbranntem Toast
herein. Ich raste zurück und fegte zwei geschwärzte Stücke
Brot vom Grill. Fluchend schob ich sie gleich weiter in den
Mülleimer.
Hinter mir tauchte Parry auf. »Lassen Sie mich das machen«, meinte er. »Sie machen uns dafür eine Tasse Kaffee
oder Tee.«
Sein Angebot zu helfen überzeugte mich mehr als alles andere, was er hätte tun können, dass er der Überbringer
schlechter Nachrichten war. Es gab nur zwei Menschen, deretwegen er zu mir gekommen sein konnte. Ganesh oder
Albie.
»Ist es Gan?«, fragte ich, weil Ganesh mir einfach mehr
bedeutete als Albie. Ich spürte, wie sich mein Herz

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