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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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dass wir einer heimatlosen Person nicht verwehren dürften, Schutz zu suchen, selbst wenn das bedeutet, dass
sie im Windfang schläft. Natürlich ist man barmherzig …«,
sie atmete tief durch, und ihr üppiger Busen wogte wie zwei
Schwimmflügel, »… aber es gibt für alles Grenzen! Wie ich
schon sagte, der Vikar ist es ja nicht, der hinter diesen Leuten sauber machen muss. Manchmal … na ja, ich werde Ihnen nicht sagen, was für widerliche Sachen diese Leute hier
im Windfang machen!«
»Dieser Ben, der Totengräber«, fragte ich. »Ist er zufällig
noch in der Nähe?«
Sie blickte mich unbestimmt an. »Kann schon sein«, sagte
sie. »Falls ja, wird er sich um die Heizung kümmern. Wir
hatten nämlich eine Menge Probleme mit der Heizung. Sie
ist schon sehr alt. Unten im Keller. Der Eingang ist draußen
an der Seite. Wenn Sie aus der Tür gehen, durch die Sie
reingekommen sind, halten Sie sich rechts und dann immer
an der Wand lang, dann kommt eine Treppe nach unten
und eine Tür. Nicht zu verfehlen.«
Ich bedankte mich und ging, um Ben den Heizungsmechaniker zu suchen. Falls er derjenige war, der am Morgen
den Windfang gekehrt hatte, dann hatte er vielleicht etwas
gesehen oder gefunden, irgendeinen Hinweis auf das, was
sich vergangene Nacht hier abgespielt hatte.
Ich wanderte an der Außenwand der Kirche entlang. Zwischen Kirche und Straße standen eine ganze Reihe jetzt verwilderter Büsche; früher war das hier vielleicht einmal ein
Garten gewesen. Irgendjemand, möglicherweise Ben, hatte
das Gras gemäht, die Büsche allerdings hatte niemand zurückgeschnitten. Als ich mich einem dieser frei gewachsenen
Sträucher näherte, hörte ich dahinter ein metallisches Klappern, und zu meiner Überraschung stand plötzlich Muriel,
die Frau mit dem Staubsauger, vor mir. Sie hielt den geleerten Staubbeutel in der Hand – offensichtlich wurden die Beutel von den turnusmäßigen Putzhilfen der Kirche mehrmals
benutzt. Als sie mich sah, zuckte sie zusammen und blieb stehen, den Beutel an ihren flachen Busen gedrückt.
»Entschuldigung!«, meinte ich. »Ich suche nach dem Heizungsraum. Valia hat gesagt, er wäre hier irgendwo.«
»Oh.« Sie wirkte erleichtert. »Ja, er ist gleich dort hinten.«
Mit diesen Worten eilte sie an mir vorbei und zurück in die
Sicherheit der Kirche.
Nun erkannte ich auch, dass die Büsche sowohl eine Reihe von Mülltonnen vor fremden Blicken verbargen als auch
die Treppe hinunter zu einer niedrigen Tür im Seitenschiff
der Kirche. Ich fragte mich, ob St. Agatha eine richtige Krypta
besaß. Wahrscheinlich nicht, aber bestimmt eine Reihe von
Kellerräumen, von denen einer heute die Heizungsanlage beherbergte.
Ich blieb bei den Mülltonnen stehen und betrachtete sie
nachdenklich. Wenn Ben oder irgendjemand anderes etwas
gefunden hatte, dann war es vielleicht in einer von diesen
Tonnen gelandet. Vorsichtig hob ich den Deckel der mir am
nächsten stehenden. Zuoberst lag eine Schicht aus grauem
Staub, undefinierbaren Teilchen und Flusen. Zweifellos der
Inhalt von Muriels Staubbeutel. Ich betrachtete ihn aufmerksam.
»Was suchen Sie denn?«
Die Stimme kam von hinten, männlich, rau und misstrauisch. Ich zuckte zusammen und wirbelte herum.
Es war ein älterer, rotgesichtiger Mann, kräftig gebaut,
der eine schmierige Kappe trug. Er steckte in einem dunkelblauen Overall und hatte eins dieser Revolverblättchen zusammengefaltet unter dem Arm.
»Ben?«, fragte ich.
»Das bin ich. Und wer sind Sie?« Er schnaufte beim Reden, und ich bemerkte, dass seine rote Gesichtsfarbe von
feinen Äderchen noch verstärkt wurde.
Ich erklärte, wer ich war, was ich wollte und dass Valia
mich zu ihm geschickt habe.
Er schnaubte nur und schob sich an mir vorbei die Treppe hinunter, wo er die Tür aufschloss. Er verschwand im
Inneren, doch er ließ die Tür offen, und ich nahm an, dass
ich ihm folgen sollte.
Drinnen erkannte ich, dass ich in Bens persönlichem
Sanktum gelandet war. Der größte Teil des Raums wurde
von der antiken Heizung eingenommen, einem alarmierend
rostigen, gewaltigen Monstrum. Es blieb gerade ausreichend
Platz für einen kleinen Tisch und einen Küchenstuhl aus
Holz, einen Paraffinofen und einen Blechtopf. Ben hatte
seine Zeitung auf den Tisch gelegt und eine Schachtel Zigaretten und Streichhölzer darauf geworfen. Er bedeutete mir
mit einem Wink, auf dem Stuhl Platz zu nehmen.
»Dann gehören Sie zu einer von diesen Wohltätigkeitsorganisationen?«, schnarrte er.
»Nein.

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