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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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zu
Trinken zu besorgen. Eine Pulle und eine Packung Kippen.
Ich hab die Packung in den Ofen geworfen und die Flasche
in die Mülltonne. Eine von den Tonnen draußen.«
Ich kreuzte meine Finger, als ich meine nächste Frage
stellte. »Ist sie vielleicht noch da? Darf ich vielleicht nachsehen?«
»Selbstverständlich ist sie noch da. Die Mülltonnen sind
nicht geleert worden, oder? Sehen Sie meinetwegen nach,
wenn Sie es nicht lassen können, aber machen Sie keinen
Dreck, mehr verlange ich gar nicht. Werfen Sie nichts auf
den Boden!«
»Welche Mülltonne?« Ich erinnerte mich, dass ich insgesamt drei gesehen hatte.
Er runzelte die Stirn. »Die letzte in der Reihe, wenn ich
mich nicht irre. Wo Sie gerade reingeguckt haben, als ich
gekommen bin.«
Ich bedankte mich erneut, verabschiedete mich und ließ
ihn bei seiner Zeitung zurück. Ich stieg die Treppen hinauf
zu den Mülltonnen hinter den Büschen. Dort nahm ich den
Deckel von der fraglichen Tonne und starrte auf die graue
Mischung aus Staub und Fusseln. Ich verspürte nicht die geringste Lust, dieses Zeug mit den Händen zu durchwühlen.
Ich brauchte etwas wie Bens Ofenhaken. Ich drehte mich
um und ging wieder zu ihm. Er las die Sportseite und blickte
ungehalten auf.
»Was wollen Sie denn nun schon wieder? Den Haken?
Nein, den können Sie nicht haben. Ich brauch ihn selbst.«
»Sie benutzen ihn doch im Moment gar nicht«, bettelte
ich.
»Und wenn Sie mit dem Haken verschwinden, benutze
ich ihn nie wieder, was?«
Ich versprach ihm hoch und heilig, dass ich den Haken
nicht mitnehmen würde. Er nahm ihn in die Hand und sah
ihn an, als bestünde er aus einem kostbaren Metall, bevor er
ihn mir reichte, wobei er ihn quer vor der Brust hielt wie ein
zeremonielles Symbol. Vielleicht war es das in seinen Augen
auch.
Ich schleppte die schwere Stange die Treppe hinauf und
zurück zu den Mülltonnen, wo ich mit kleinen Probebohrungen im Staub anfing. Zuerst fand ich nichts außer zerknitterten Bonbonpapierchen und anderen Verpackungen.
Schließlich jedoch, nach vielem Stochern, berührte der Metallhaken Glas, und der runde Hals einer Flasche erschien.
Ich pflückte sie vorsichtig heraus – es war eine leere Halbliterflasche Bell’s Whisky.
Ich verschloss die Mülltonne wieder und ging hinunter in
den Heizungsraum. Ben, der seine Zeitung allem Anschein
nach von hinten nach vorn las, war inzwischen mit den
Sportnachrichten fertig und auf Seite zwei bei den Affären
eines Politikers angekommen. Ich stellte die Stange gegen
die Heizung und bedankte mich bei ihm fürs Ausleihen.
Er musterte sie kritisch, als suchte er nach einer Beschädigung. Ich hielt ihm die Whiskyflasche unter die Nase.
»Ist das die Flasche, die Sie gefunden haben?«
»Das ist sie.« Er nickte und verlor das Interesse. Er blätterte die letzte Seite seiner Zeitung um und war nun bei der
Titelseite angekommen. Ein Bild des sündigen Politikers
Arm in Arm mit einer langbeinigen Schwarzen nahm fast
den gesamten Raum ein. Ben saugte die Luft durch die Zähne, studierte das Foto und fällte sein Urteil.
»Meine Güte, ich wünsch ihm Glück! Andererseits hab
ich ihn sowieso nich gewählt.«
»Haben Sie was dagegen«, fragte ich, »wenn ich sie mitnehme?«
»Was denn, die leere alte Flasche? Meine Güte, Sie haben
vielleicht merkwürdige Ideen, nee, die haben Sie!«
»Ja«, antwortete ich einfach. »Hätten Sie ein wenig Papier, damit ich sie einwickeln kann?« Ich wollte nicht mit
einer leeren Flasche in der Hand durch die Straßen laufen.
Ich hatte schließlich einen Ruf zu verlieren.
Ben war zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mehr
alle Tassen im Schrank hatte. Er stand kichernd auf und begann in einem schwarzen Plastikeimer in der Ecke zu wühlen. Schließlich brachte er eine zerknitterte, schmuddelige
Plastiktüte zum Vorschein. »Hier, nehmen Sie die. Ich find
immer wieder welche auf dem Gelände und sammel sie, weil
man sie immer mal brauchen kann.«
»Danke«, sagte ich.
»Kommen Sie nicht wieder, das genügt mir schon«, verabschiedete er mich freundlich, als ich mich zum Gehen
wandte.
    Ich wanderte mit meiner Plastiktüte und der leeren Whiskyflasche durch die Straßen. Sosehr mir die Idee missfiel, erneut mit Parry zu tun zu haben, sosehr war es erforderlich,
ihn zu informieren. Die Flasche war ein Beweis für das, was
ich ihm erzählt hatte, dass nämlich Albie in der vergangenen
Nacht nur eine Halbliterflasche gehabt hatte und keine große

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