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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Nein, es ist … etwas Persönliches. Ben, bekommen
Sie diese Männer je zu Gesicht, die in dem Windfang vor
der Kirche übernachten, oder sind sie schon weg, wenn Sie
morgens kommen?«
Er klopfte eine Zigarette aus seiner Packung und zündete
sie an. Er schüttelte das Streichholz, um es auszulöschen,
und zugleich den Kopf und sagte: »So gut wie nie. Sie verschwinden, bevor ich auftauche, weil sie wissen, dass ich ihnen mit dem Stiefel auf die Sprünge helfen würde.«
So viel zur Barmherzigkeit des Vikars. Sein Personal teilte
sie offensichtlich nicht.
»Also kennen Sie nicht zufällig einen alten Mann, ziemlich übel riechend, mit Namen Jonty? Oder einen anderen,
etwas sauberer, namens Albie Smith? Ich glaube, Albie hat
regelmäßig hier in dem Windfang geschlafen.«
»Journalistin?«, fragte Ben, ohne auf meine Fragen einzugehen.
»Nein, ich bin keine Journalistin. Wie ich schon sagte, es
ist etwas Privates.«
Er sah enttäuscht aus. Zu spät dämmerte mir, dass Journalisten für Informationen zu zahlen pflegen. Aber ich hatte so oder so kein Geld. Ich konnte nur bleiben und warten.
»Heute Morgen hat es ganz besonders schlimm gestunken«, erzählte er schließlich. Er schien mir nicht übel zu
nehmen, dass ich ihm kein Geld angeboten hatte – aber es zu
versuchen, schadete ja auch nicht. »Ich wünschte, ich wüsste,
wer dafür verantwortlich ist! Wenn ich den Mistkerl in die
Finger gekriegt hätte, hätte ich dafür gesorgt, dass er seinen
Dreck selbst wegmacht! Gott weiß, was die letzte Nacht dort
angestellt haben!«
Wahrscheinlich wusste es tatsächlich nur Gott allein. Und
ich versuchte es herauszufinden. »Haben sie etwas zurückgelassen? Kleidung oder Decken?«
»Ein paar Lumpen, das ist alles. Ich hab sie in die Heizung geworfen.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des
rostigen Monstrums. »Nicht, dass sie schon verbrannt wären. Aber wenn ich etwas Brennbares finde, werfe ich es in
die Heizung. Ist alles Brennstoff.«
Zögernd fragte ich: »Wäre es möglich, die Sachen wieder
rauszuholen?«
Er starrte mich verblüfft an. »Meinen Sie vielleicht, ich
hätte nichts Besseres zu tun, als zu Ihrem Vergnügen irgendwelchen Plunder aus dem Brennofen zu rechen? Wer
sind Sie überhaupt?«
Ich blickte auf den Tisch mit der Zeitung und den Zigaretten. Er schnitt eine finstere Grimasse, doch er verstand,
was ich andeuten wollte.
»Ich hab Teepause«, grummelte er mürrisch.
»Um wie viel Uhr machen Sie normalerweise Feierabend,
Ben? Ich meine, um wie viel Uhr sperren Sie ab?«
Er deutete zur Decke hinauf. »Wenn die Frauen da oben
mit Putzen fertig sind. Normalerweise so gegen fünf. Um
sechs sperre ich alles zu, und das war’s. Man kann die Kirche nicht mehr offen stehen lassen. Wenn der Vikar sie
abends doch noch einmal offen haben will, sagt er mir Bescheid. Er hat selbstverständlich auch selbst einen Schlüssel.« Ben wanderte in dem kleinen Raum auf und ab.
Schließlich siegte die Neugier. »Diese Lumpen – was wollen
Sie überhaupt damit?«
»Nur kurz ansehen, vielleicht erkenne ich welche davon
wieder.«
Ben stieß zischend die Luft zwischen seinen gelben Zähnen hervor. Dann nahm er einen langen Metallstab, der an
einem Ende in einem Haken endete. Erschrocken dachte ich
im ersten Augenblick, dass er mich verjagen wollte, doch
dann steckte er den Haken in die Klappe der Brennkammer
und zog daran. Die runde Eisentür schwang auf. Ben steckte
den überraschend nützlichen Haken in den Ofen und stocherte darin herum. Als er den Haken wieder hervorzog,
hing ein abgerissenes, vollkommen verdrecktes Stück Gabardine daran, das früher vielleicht einmal der Saum eines
Regenmantels gewesen war.
»Hier haben Sie’s. Das ist ein Stück. Sind Sie jetzt zufrieden?« Er hob die Augenbrauen. »Ein Stück Decke war auch
noch dabei. Ich kann mal sehen, ob ich es noch finde.«
Ich konnte nichts damit anfangen und schüttelte den
Kopf. Ben warf das Zeug wieder in den Ofen und schloss die
Klappe, dann klopfte er mit dem Haken auf den eisernen
Behemoth. Der antwortete mit einem hohl klingenden Ächzen. »Die Rohre sind hinüber«, erklärte er. »Das ganze Ding
muss ersetzt werden.«
»Das war alles?«, fragte ich unbeeindruckt. »Sonst haben
Sie nichts gefunden?«
»Nur das, was man erwarten würde«, antwortete Ben.
»Eine Whiskyflasche. Sie leben praktisch von Alkohol, diese
alten Stadtstreicher. Ganz gleich, wie schlecht es ihnen sonst
noch gehen mag, sie schaffen es immer wieder, sich etwas

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