Granger Ann - Varady - 02
Parry, dass ich nicht in der Stimmung sei
für Vorträge. »Außerdem«, fügte ich hinzu, »habe ich meinen Besuch bei Copperfield mit Szabo abgestimmt, und
wenn Szabo schon nichts dagegen hat, dann haben Sie nicht
den geringsten Grund, sich deswegen aufzuregen!«
Parry beugte sich vor, und seine blassen blauen Augen
drohten in gerechtem Zorn aus den Höhlen zu treten. »Och,
hab ich nicht? Nur zu Ihrer Erinnerung, das hier ist eine
Angelegenheit der Polizei, Fran, und eine höchst delikate
obendrein! Was wollen Sie eigentlich, Sie und Szabo? Möchten Sie vielleicht, dass seine Tochter Lauren tot aufgefunden
wird? Verscharrt irgendwo draußen auf dem Land? Zerschnitten und verteilt auf ein halbes Dutzend Plastiksäcke
auf einer Müllkippe? Oder dass man sie aus dem Kanal
fischt wie den alten Penner?«
»Machen Sie sich nicht lächerlich!«, fauchte ich.
»Nehmen Sie zum Beispiel Ihren Besuch bei Copperfield!«, erwiderte er. »Erzählen Sie mir nicht, Ihr Besuch bei
ihm hätte zu nichts geführt! Er hat Ihnen eine Menge Scherereien eingebracht, hab ich nicht Recht? Sie wurden von
einem Irren auf einem Motorrad durch die halbe Stadt gejagt! Spielen Sie so gerne mit dem Tod, oder was?«
Wir saßen da und starrten uns gegenseitig finster an. Ich
begriff, dass es nichts brachte, wenn ich dieses Thema weiterverfolgte.
»Was ist eigentlich mit diesem Copperfield?«, fragte ich.
»Er war mir unsympathisch. Und ich hatte nicht den Eindruck, als würde es ihm das Geringste ausmachen, dass Lauren verschwunden ist.«
»Sie meinen wohl, er wollte nicht darüber reden«, entgegnete Parry unverschämt. »Das ist nicht das Gleiche!«
»Aber was ist mit ihm?«, beharrte ich. »Ist er in Ordnung?
Sollte er nicht überprüft werden? Was ist mit diesem Kunsthandel, den er betreibt? Macht er damit Geld?«
Parry kaute auf den Enden seines zerfransten roten
Schnurrbarts, während er überlegte, wie viel er mir sagen
durfte. Er saß nahe beim Kamin, und die Schweißflecken
auf seinem Jogginganzug trockneten, wenngleich der Geruch dadurch nicht weniger wurde. Er kam zu einem Entschluss.
»Wie es der Zufall will«, sagte er, »und das bleibt ganz unter uns – er ist im PNC.«
»Was?« Er hatte die Buchstaben wie beiläufig erwähnt, in
meinem verwirrten Zustand hörte ich PCC, die Abkürzung
für das Presbyterium der Gemeinde. Das schien zwar möglich, doch ich konnte mir nicht vorstellen, was das mit Laurens Verschwinden zu tun haben sollte.
»Im Police National Computer«, erklärte er freundlich
und berichtigte auf diese Weise meinen Irrtum. »Draußen
in Hendon.«
Das ergab eine Menge mehr Sinn. »Sie meinen, er steht
auf der Fahndungsliste?«, ächzte ich und sprang erregt auf.
Mein verletzter Fuß, meine Schrammen und Prellungen
meldeten sich machtvoll protestierend zu Wort, und ich
setzte mich rasch wieder.
Parry hüstelte diskret hinter vorgehaltener Hand, als hätte ich etwas Unschickliches gesagt.
»Nun ja, keine Fahndungsliste im eigentlichen Sinn, nein.
Vor ein paar Jahren hat sich die Abteilung, die sich mit
Kunst- und Antiquitätenschwindel befasst, für ihn interessiert. Es ging um fragwürdige Exportlizenzen. Eine Menge
Leute wurden vorläufig festgenommen und verhört, einschließlich Copperfield. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er war vorher noch nie mit dem Gesetz in
Konflikt gekommen – falls doch, dann ist er nicht aufgefallen –, und das Gericht war der Auffassung, dass er ein Bauer
in einem Spiel sei, in dem größere Fische als er selbst die
Fäden zögen. Angesichts der Tatsache, dass er ein ausgemachter Volltrottel ist, heißt das etwa der Rest der Welt!
Man kann überhaupt nichts gegen ihn sagen, außer dass er
sich von einigen seiner Geschäftspartner aufs Kreuz hat legen lassen. Mehr Opfer als Täter, wie es so schön heißt.«
Er gab einen krächzenden Laut von sich, der wohl als Kichern gemeint war. »Was seine Firma angeht, so hat das Geschäft natürlich vorübergehend gelitten, solange das Verfahren gegen ihn anhängig war. Er ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Aber er hat das in den Griff bekommen.
Schließlich haben heutzutage viele Geschäftsleute Probleme
mit dem Gesetz, und es schadet ihnen nicht. Heute vertreibt
er nur noch legales Zeug, und Gerüchte behaupten, dass er
den Banken eine Menge Geld schuldet.«
Ich dachte über Parrys Worte nach. »Was ist mit Szabo?«,
fragte ich. »Ist er tatsächlich so reich, wie die Kidnapper
glauben?«
»Darauf
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