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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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verschlimmert
wurde, dass mein Toilettenschränkchen noch immer das
kleine Fenster zum Garten blockierte. Lächerlicherweise
fand ich Zeit für einen Anfall von Verlegenheit. Er hatte das
Schränkchen wahrscheinlich gesehen und den Grund für
diesen erbärmlichen Versuch eines Verbarrikadierens durchschaut. Meine Mühen waren vollkommen vergeblich gewesen, wie sich nun herausgestellt hatte. Dieser Typ hatte es
nicht nötig gehabt, sich in Einbrechermethoden zu versuchen wie sein südländischer Kollege. Das hier war der Mann,
der im Laden gewesen war und in der Nacht, als der Spanier
(so nannte ich den Südländer inzwischen bei mir) vergeblich
versucht hatte, bei mir einzubrechen, im Haus von Mrs Stevens in Putney. Bei Mrs Stevens hatte er eine Niete gezogen.
Der Spanier war bei mir ebenfalls erfolglos geblieben, dank
Bonnie. Er hatte es nicht einmal bis in die Wohnung geschafft. Pferdeschwanz war also gezwungenermaßen selbst
gekommen, um sich zu versuchen. Ich glaubte, eine gewisse
Hierarchie zu erkennen. Dieser finstere Typ, dem ich in
meiner eigenen Wohnung in der Dunkelheit gegenübersaß,
war einer von Grice’ Lieutenants. Er empfing seine Befehle
und Botschaften direkt von Grice. Der andere war ein gewöhnlicher Soldat. Die Tatsache, dass Grice seine rechte
Hand geschickt hatte, legte nahe, dass Foxleys Theorie korrekt war. Grice stand im Begriff, die persönliche Kontrolle
über die Operation zu übernehmen, obgleich aus einiger
Entfernung. Foxley würde mit der Entwicklung zufrieden
sein. Ich war mir nicht so sicher, ob ich mich freuen sollte.
Ich warf einen Blick zum Fenster. Dort oben auf der
Straße war es noch immer vergleichsweise hell; der Himmel
besaß das stählerne Grau vor dem Einsetzen der Abenddämmerung. Hier unten konnte ich kaum die Hand vor
Augen erkennen. Mein Besucher war nur ein undeutlicher
Schatten.
Er hatte sich bewegt, war zu einem Sessel beim Fernseher
gegangen und hatte sich dort niedergelassen, genau zwischen mir und dem einzigen Ausgang. Nachdem meine Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, konnte ich
ihn besser sehen. Trotzdem blieb er nur wenig mehr als eine
undeutliche Silhouette.
Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, und ich war offen gestanden froh darüber. Seine Stimme machte mir genug Angst.
Foxley hatte mich gewarnt, dass sich jemand mit mir in
Verbindung setzen würde, und zwar schon sehr bald, doch
ich – und wohl auch Foxley – hatte nicht geglaubt, dass es so
bald geschehen könnte. Als Folge davon war ich unvorbereitet. Im Schauspielerjargon gesagt: Ich hatte nicht genug Zeit
gehabt, um meinen Text zu lernen, geschweige denn zu rezitieren. Ich würde die Unterhaltung nach Gefühl führen
müssen. Es würde eine tour de force in Sachen Improvisation
werden. Falls mir ein Fehler unterlief, falls ihm der Verdacht
kam, dass ich für die Polizei arbeitete oder dass ich auch nur
die kleinste Unwahrheit sagte, würde er mich töten. Mir
wurde bewusst, dass ich unwillkürlich den Atem angehalten
hatte, und ich zwang mich, angesichts der gegebenen Umstände so normal zu atmen, wie mir das möglich war. Meine
Brust fühlte sich an wie zugeschnürt, und das Atmen kam
ungefähr so natürlich wie von einer eisernen Lunge. Selbst
Bonnie im Badezimmer war verstummt. Ich hörte nur ein
gelegentliches Winseln und ein sporadisches Kratzen an der
Tür. Auch sie lauschte, was der Fremde zu sagen hatte.
»Sie wissen, warum ich hier bin?«
Ich zuckte zusammen. Eine Frage war das Letzte, womit
ich gerechnet hatte. Es war ein geschickter Zug, direkt zum
Kern der Sache zu kommen. Sie gestattete keinerlei Ausweichmanöver. Falls ich log, würde er es auf der Stelle merken.
»Ich schätze, ich kann es mir denken«, antwortete ich.
Meine Stimme klang, als käme sie aus einer Tüte, als wären
meine Stimmbänder gelähmt. »Es hat etwas mit dem Film
zu tun.«
»Ja.« Ich hatte die richtige Antwort gegeben. In seiner
Stimme lag ein Hauch von Billigung. Ich wäre ein Dummkopf gewesen, mir etwas darauf einzubilden. »Haben Sie
ihn?«
»Nicht hier«, krächzte ich.
»Ich weiß, dass er nicht hier ist«, erwiderte er, und nun
klangen seine Worte tadelnd.
Selbstverständlich wusste er es. Er hatte die Zeit genutzt,
um meine Wohnung zu durchsuchen, genau wie er das
Haus von Mrs Stevens in Putney durchsucht hatte. Es sah
nicht aus, als wäre alles auf den Kopf gestellt worden, weil
nur rücksichtslose Amateure (oder solche, die eine Neigung
zum Vandalismus

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