Granger Ann - Varady - 03
morgen Früh nicht mehr
ständig nach nebenan rennen müssen, wenn wir auf die
Toilette wollen. Du hast dich doch selbst lautstark darüber
beschwert!«
»Das ist richtig, gib mir ruhig für alles die Schuld. Geh
duschen.«
Ich kehrte ins Schlafzimmer zurück und schlüpfte in
Jeans und Pullover. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam,
war Ganesh immer noch im Bad beschäftigt. Draußen vor
dem Fenster war erneut die Polizei aufgetaucht und suchte
nach Spuren. Ein Beamter war damit beschäftigt, Fingerabdrücke vom Fenstersims und dem Rahmen zu nehmen.
Ob es mir nun gefiel oder nicht, ich wohnte neben einem
Tatort, an dem ein Verbrechen geschehen war.
Ich ging in die Küche und kochte Kaffee. Als Ganesh mit
tropfnassen schwarzen Haaren aus dem Bad kam, reichte
ich ihm einen Becher. Ich hätte auch für die Polizei draußen
Kaffee kochen können, doch das wäre entschieden zu weit
gegangen. Die Polizei störte mich auch ohne Kaffee bereits
mehr als genug.
»Hast du einen Haartrockner?«, fragte Ganesh.
»Was willst du denn noch alles?«, entgegnete ich. »Sieh
dir meinen Haarschnitt an! Was sollte ich deiner Meinung
nach mit einem Föhn anfangen?«
»Ich fange mir eine Erkältung ein, wenn ich mit nassen
Haaren rumlaufe«, sagte er mürrisch.
»Ich dreh die Heizung auf. Gib mir das Handtuch.«
Er setzte sich grummelnd vor den Gasofen, während ich
ihm grob die langen Haare frottierte. »Autsch! Das ist mein
Ohr, Fran!«
»Halt die Klappe, oder mach es selbst!«
»Er hat mich noch mal ausgequetscht, weißt du?«, sagte
Ganesh, als ich fertig war. »Harford, meine ich. Er ist total
ausgeflippt wegen dieser Negative. Er sagt, wir hätten sie sofort bei der Polizei abliefern sollen. Aber es war doch überhaupt nichts darauf zu sehen, was für die Polizei von Interesse sein könnte!«
»Harford ist ein eingebildeter, hochnäsiger Lackaffe.«
»Dann ist er dir also auch gegen den Strich gegangen, wie
ich sehe. Und ich dachte, dass er eigentlich einigermaßen
gescheit aussieht. Wahrscheinlich hat er Angst, du könntest
ihn nicht ernst nehmen.«
»Ich nehme ihn sogar sehr ernst. Er ist wie Hämorrhoiden im Hintern. Was hat er dich sonst noch gefragt?«
»Immer und immer wieder das Gleiche. Ich fange allmählich an mir zu wünschen, wir hätten diesen Film gleich
weggeworfen.«
»Das hätte Harford gefallen«, sagte ich. »Ich wüsste zu gerne, wer dieser reich aussehende Typ auf den Bildern ist. Er ist
wahrscheinlich derjenige, der hinter Coverdale her war, um
den Film in seinen Besitz zu bringen. Was stimmt bloß nicht
mit den Bildern? Sie zeigen schließlich nichts Verbotenes,
nichts weiter als drei Männer, die auf einen Drink zusammensitzen.«
»Vielleicht hat es mit den beiden anderen Typen auf den
Fotos zu tun? Ich weiß, man kann nur eines der Gesichter
erkennen, aber vielleicht ist es dieser Typ, der die Negative
wollte?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Der dunkle Kerl ist nur
ein ganz gewöhnlicher Schläger. Der Hellhaarige mit dem
bunten Hemd ist die wichtige Gestalt. Er ist derjenige, um
den wir uns Gedanken machen sollten.«
Ganesh legte das Handtuch zur Seite und starrte mich
sorgenvoll an. »Um den wir uns Gedanken machen sollten?
Was meinst du damit?«
»Das, was ich sage. Er weiß nicht, dass die Polizei den
Film längst hat, und er sucht immer noch danach, richtig?
Ich wette, wer auch immer Coverdale umgebracht hat, er
hat seine Taschen durchsucht und natürlich nichts gefunden. Sie wissen, dass Coverdale in den Laden geflüchtet ist,
um seine Verfolger abzuschütteln. Sie werden ziemlich
schnell in Erfahrung bringen, wer dort arbeitet. Coverdale
stand vor meiner Tür, als der Killer ihn erledigt hat. Was
würdest du aus all dem machen, wenn du derjenige wärst?«
Ganesh blickte mich unglücklich an. »Ich hätte Dilip
warnen sollen. Er ist heute Morgen im Laden.« Der Zeitungsladen hatte sonntags morgens geöffnet, für die Sonntagszeitungen.
»Dilip ist stark wie ein Bulle«, versuchte ich Ganesh zu
beruhigen. »Er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.«
Jemand läutete an meiner Tür. Der Fingerabdruckspezialist, den Parry mir angekündigt hatte, war bereit. Er
nahm meine Abdrücke. »Sind Sie der junge Mann, der gestern Abend dabei war?«, fragte er Ganesh. »Dann nehmen
wir auch gleich Ihre Fingerabdrücke, einverstanden?«
»Mein Vater darf das unter keinen Umständen erfahren«,
murmelte Ganesh später, nachdem der Beamte wieder gegangen war, und rieb sich die
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