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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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schwarze Farbe von den Fingerspitzen. »Es würde ihn umbringen.«
»Das war doch reine Routine, beruhige dich«, sagte ich,
erfahren, wie ich inzwischen mit diesen Dingen war.
Doch Ganesh wollte sich nicht beruhigen lassen. Er jammerte ununterbrochen vor sich hin und meinte, er müsste
eigentlich so schnell wie möglich in den Laden und nachsehen, ob Dilip noch gesund und munter wäre. Ich verließ mit
ihm zusammen die Wohnung. Wir drängten uns zwischen
den Beamten von der Spurensicherung hindurch, die noch
immer im Vorraum vor meiner Kellerwohnung arbeiteten,
und stiegen gemeinsam die Treppe zur Straße hinauf. Wir
duckten uns unter dem Absperrband hindurch, das Daphnes Haus umgab. Auf der anderen Straßenseite machte jemand Fotos vom Haus. Er sah nicht aus wie ein Polizist,
und ich schätzte, dass er von der Presse war.
Die Straße war wieder für den normalen Verkehr freigegeben, und als wir oben ankamen, hielt ein Taxi am Straßenrand, und die beiden Knowles-Brüder stiegen aus. An diesem
Tag trugen sie identische Blazer, mit irgendeinem komischen
Abzeichen auf der Brusttasche, doch inzwischen konnte ich
sie auseinander halten, nachdem ich Charlie in meiner Wohnung aus so großer Nähe gesehen hatte. Er besaß die unreinere Haut und ein paar Haare weniger, dafür waren seine Zähne
noch echt. Berties Zähne hingegen, wie mir nun auffiel, als er
sie wutentbrannt in meine Richtung entblößte, waren unecht.
»Wir wussten es gleich!«, kreischten sie unisono. »Nichts
als Scherereien! Die arme alte Tante Daphne! Ein Opfer ihrer eigenen Gutmütigkeit!«
»Was reden Sie denn da?«, schnappte Ganesh, der absolut
nicht in der Stimmung war, sich Unverschämtheiten bieten
zu lassen. »Wer sind diese beiden Gestalten, Fran?«
»Oh«, sagte ich mit einem Seufzer, weil die beiden mir
gerade noch gefehlt hatten. »Darf ich dir Bertie und Charlie
Knowles vorstellen, die Neffen von Daphne. Ich glaube, ich
habe sie schon mal erwähnt.«
»Und wer«, fragte Bertie eisig, »ist dieser junge Gentleman?«
»Das ist Mr Patel. Ich arbeite für ihn.«
»Sie arbeiten? Tatsächlich?«, entgegnete Bertie gemein.
»Mord!«, erboste sich Charlie. Der Speichel troff ihm von
den Lefzen vor Empörung. Er stieß die Hand vor und deutete in Richtung Keller, wo die Beamten noch immer arbeiteten. »Allein der Gedanke! Die arme Tante Daphne, eine
wehrlose Dame in fortgeschrittenem Alter! Jemand hätte ihr
die Kehle durchschneiden können! Und alles ganz allein
wegen Ihnen!«
»Wir bestehen darauf«, sagte Bertie, »dass Sie augenblicklich aus dieser Wohnung ausziehen! Tante Daphne darf
nicht diesem Risiko ausgesetzt bleiben!«
»Hey!«, sagte Ganesh indigniert. »Sie hat überhaupt nichts
getan! Es war einfach nur Pech, dass es vor ihrer Haustür passiert ist!«
»Pech?«, schnaubte Charlie aufgebracht. »Ich würde sagen, dass es ihr mieser Lebensstil und ihre ungesunden Verbindungen sind, die zu Gewalt und Verbrechen und Gott
weiß was sonst noch allem führen! Wir haben Tante Daphne von Anfang an gesagt, dass sie niemals jemanden wie Sie
einziehen lassen sollte, direkt von der Straße!«
»Ich habe nicht auf der Straße gelebt. Ich habe in einer
Sozialwohnung der Stadt gewohnt«, sagte ich, froh darüber,
dass sie die fragliche Wohnung nicht gekannt hatten, eine
heruntergekommene Ruine in einem Block, der zum Abriss
stand. Es war die zweite Wohnung dieser Art gewesen. Die
erste war von Jugendlichen aus der Nachbarschaft verwüstet
worden. Vor diesen beiden Wohnungen hatte ich immer in
besetzten Häusern gelebt. Ich stand zwar auf der Liste der
Wohnungssuchenden, doch mein Fall besaß nur »geringe
Dringlichkeit«, wie die Verwaltung es nannte, mit anderen
Worten, ich hatte keine Chance, auf diesem Weg an eine
bessere Behausung zu kommen.
»Wir werden erforderlichenfalls gerichtliche Schritte unternehmen«, fügte Bertie hinzu. »Wir müssen Tante Daphne schützen.«
In diesem Augenblick flog die Tür von Daphne auf, und
sie erschien auf den Stufen. Sie mochte bereits in den Siebzigern und gebrechlich und unpassend gekleidet sein in ihren Jogginghosen und den Färöersocken, doch sie strahlte
Autorität aus.
»Charles, Bertram!«, rief sie. »Hört auf der Stelle damit
auf!«
Die Zwillinge verstummten und scharrten betreten mit
den Füßen wie zwei Fünfjährige, die beim Steine werfen erwischt worden waren.
»Ich werde nicht zulassen, dass ihr Francesca zusetzt!«,
fuhr Daphne majestätisch fort. »Sie hatte

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