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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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sagte Joleen, nachdem sie die
Einzelpreise mit ihren Vampirklauen in die Kasse getippt
hatte. Ich bezahlte. Sie steckte meinen Einkauf in eine Plastiktüte und stützte sich erneut auf den Tresen, um sich mit
mir zu unterhalten.
»Mike – er macht die Entwicklungen hinten im Laden«,
sie deutete in den rückwärtigen Teil des Geschäfts, »er hofft,
dass die Schnappschüsse, die du vor kurzem zum Entwickeln vorbeigebracht hast, in Ordnung waren. Er hatte eine
Menge Probleme mit dem Film. Es war ein ausländisches
Fabrikat, meint er.«
»Kann schon sein«, räumte ich vorsichtig ein. »Es waren
nicht meine Bilder. Ich hab sie für einen Bekannten weggebracht.«
»Er musste mehrere Versuche unternehmen, wie du
wahrscheinlich gesehen hast. Zuerst waren die Farben ganz
unmöglich. Beim zweiten Mal waren sie schon besser, aber
er war immer noch nicht zufrieden. Er hat mir gesagt, ich
soll dir ausrichten, besser ginge es nicht – aber ich war ja beschäftigt, als du gekommen bist, um sie abzuholen, richtig?«
»Genau. Ich wurde von deiner Kollegin bedient …«, sagte
ich langsam, während mein Gehirn zum Leben erwachte.
»Joleen, was meinst du damit, wie ich wahrscheinlich gesehen
habe ?«
Sie starrte mich überrascht an. »Er hat beide Serien in
den Umschlag gesteckt, damit du sehen konntest, dass er
sich bemüht hat.«
»Warte mal«, sagte ich vorsichtig. »Willst du mir sagen,
dass er zwei Reihen von Entwicklungen von den Negativen
angefertigt hat?«
»Sicher. Er hat beide in den Umschlag gesteckt, wie ich
schon sagte.«
»Nein«, widersprach ich. »Hat er nicht.«
»Oh.« Joleen dachte darüber nach und zuckte dann die
Schultern. »Er hatte es jedenfalls vor. Vielleicht hat er seine
Meinung geändert. Wie ich bereits sagte, die erste Belichtungsreihe war nicht gut, du hättest sie sowieso weggeworfen.«
»Aber nein!«, sagte ich hastig. »Der Bekannte … der
Freund, für den ich den Film habe entwickeln lassen, er hat
die Negative verloren und kann keine weiteren Abzüge
mehr anfertigen lassen! Er würde gerne ein paar Bilder an
die anderen Leute auf den Fotos schicken. Also, falls die ersten Bilder noch irgendwo hinten bei euch im Laden herumliegen, dann würde ich gerne, ich meine, er würde sie wahrscheinlich gerne haben … selbst wenn die Farben daneben
sind!«
Joleen sah mich zweifelnd an. »Wahrscheinlich hat Mike
sie inzwischen längst weggeworfen«, sagte sie. »Ich kann ja
mal gehen und ihn fragen.«
Sie klapperte auf ihren Plateausohlen in den hinteren
Raum, dass ihre mit Perlen durchflochtenen Zöpfe flogen,
und ich gewann den Eindruck, dass sie unter ihrem frisch
gestärkten Kittel nicht viel anhatte.
Wenige Augenblicke später kehrte sie mit einem Papierkorb aus Metall in den Händen zurück. »Mike sagt, es tut
ihm Leid. Er wollte sie dir eigentlich zusammen mit den anderen Bildern in die Tüte stecken. Wenn sie noch irgendwo
sind, dann in diesem Papierkorb.«
Die Türglocke signalisierte einen neuen Kunden. »Hier«,
Joleen schob mir den Papierkorb hin, »sieh kurz selbst nach,
ja?«
Sie ging davon, um die Kundin zu bedienen, eine ältere
Frau, die Hühneraugenpflaster und E45 Creme einkaufte.
Ich stellte den Eimer ab und wühlte eifrig durch den Inhalt (was die Kundin dazu veranlasste, mir einen neugierigen Blick zuzuwerfen). Bitte, bitte … , flüsterte ich vor mich
hin. Bingo! Ganz unten am Boden lag einer der Schnappschüsse – die anderen drei waren nicht mehr da. Aber einer
war besser als keiner. Ich fischte ihn hervor. Die Farben waren schlecht, zugegeben; kein Wunder, dass Mike mir die Bilder nicht hatte geben wollen. Ich hätte wahrscheinlich mein
Geld zurückverlangt. Der blonde Typ in der Mitte sah aus, als
hätte er in Orange gebadet. Doch die Bilder waren scharf.
»Und? Hast du sie gefunden?«, fragte Joleen, als sie fertig
war.
»Eins. Die anderen sind weg. Trotzdem danke, Joleen, ich
… mein Bekannter wird sich ganz bestimmt freuen.«
»Kein Problem«, erwiderte sie jovial. »Möchtest du einen
Lippenstift, umsonst? Ich hab eine ganze Kiste voll mit Testern von Produktlinien, die nicht mehr hergestellt werden.
Die meisten sind kaum angebrochen.«
»Der Smouldering steht dir übrigens ganz ausgezeichnet!«, rief ich ihr zu, als ich den Laden verließ, und sie lachte
mir fröhlich hinterher. In der Plastiktüte hatte ich die Seife,
das Duschgel, einen halb aufgebrauchten sienaroten Lippenstift, von dem Joleen meinte, er sei genau meine Farbe,
und – am

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